Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
konnte.
Plötzlich erstarrte das Schwert mitten in der Luft. Thor hatte es irgendwie zustandegebracht, es mit seinen Kräften zu stoppen.
Als Elden dastand und verwirrt das Schwert hielt, nutzte Thor seine Geisteskraft dazu, Eldens Handgelenk zu packen und zuzudrücken. Er drückte im Geiste fester und fester zu, und Augenblicke später schrie Elden auf und ließ das Schwert fallen.
Alle Jungen verstummten, standen wie erstarrt da, und blickten Thor mit vor Angst und Schrecken weit aufgerissenen Augen an.
„Er ist ein Dämon!“, rief einer aus.
„Ein Zauberer!“, schrie ein anderer.
Thor war überwältigt. Er hatte keinen Begriff davon, was er gerade getan hatte. Aber er wusste, es war nicht natürlich. Er war zugleich stolz und verlegen, bestärkt und verängstigt.
Kolk trat vor, in den Kreis hinein, und stellte sich zwischen Thor und Elden.
„Hier ist kein Ort für Zaubersprüche, Junge, wer immer du sein magst“, wies er Thor zurecht. „Es ist ein Ort für Kämpfe. Du hast dich unseren Kampfregeln widersetzt. Du wirst darüber nachdenken, was du getan hast. Ich werde dich an einen Ort senden, wo echte Gefahren lauern, und dann werden wir sehen, wie gut dich deine Sprüche dort beschützen. Melde dich zur Wachpatrouille am Canyon.“
Die Legion hielt gesammelt den Atem an, und alle wurden still. Thor verstand nicht, was das genau bedeutete, aber er wusste: was immer es war, es konnte nichts Gutes sein.
„Ihr könnt ihn nicht zum Canyon schicken!“, protestierte Reece. „Er ist zu frisch. Er könnte verletzt werden.“
„Ich werde tun, was immer ich für richtig halte, Junge“, murrte Kolk Reece an. „Dein Vater ist nicht hier, um dich jetzt zu beschützen. Oder ihn. Und ich leite diese Legion. Und du hütest besser deine Zunge—nur, weil du königlich bist, heißt das nicht, dass du vorlaut sein kannst.“
„Fein“, antwortete Reece. „Dann werde ich mich ihm anschließen!“
„Und ich ebenso!“, fiel O’Connor mit ein und trat vor.
Kolk betrachtete sie und schüttelte langsam den Kopf.
„Narren. Das ist eure Entscheidung. Geht mit ihm mit, wenn ihr es so wollt.“
Kolk drehte sich um und sah Elden an. „Glaub nicht, dass du so einfach davonkommst“, sagte er zu ihm. „Du hast diesen Kampf angefangen. Auch du wirst den Preis dafür bezahlen müssen. Du wirst heute Abend mit ihnen auf Patrouille gehen.“
„Aber Herr, Ihr könnt mich nicht zum Canyon schicken!“, protestierte Elden mit schreckgeweiteten Augen. Es war das erste Mal, dass Thor ihn sah, wie er vor irgendetwas Angst hatte.
Kolk machte einen Schritt auf Elden zu und stemmte die Hand in die Hüfte. „Kann ich nicht?“, sagte er. „Ich kann dich nicht nur dorthin schicken—ich kann dich auch endgültig wegschicken, raus aus der Legion, und in das letzte Eck dieses Königreichs, wenn du mir noch einmal widersprichst.“
Elden blickte zur Seite, zu durcheinander für eine Antwort.
„Möchte sich noch jemand ihnen anschließen?“, rief Kolk aus.
Die anderen Jungen, größer und älter und stärker, wandten alle vor Angst ihren Blick ab. Thor schluckte, als er auf die nervösen Gesichter um ihn herum blickte, und fragte sich, wie schlimm der Canyon wirklich sein könnte.
KAPITEL FÜNFZEHN
Thor wanderte die gut bereiste Landstraße entlang, flankiert von Reece, O’Connor und Elden. Die vier hatten seit ihrer Abreise kaum ein Wort miteinander gesprochen, immer noch in Schock. Thor blickte mit einem Gefühl von Dankbarkeit zu Reece und O’Connor hinüber, das er so nie gekannt hatte. Er konnte kaum glauben, dass sie sich derartig für ihn in die Schusslinie gestellt hatten. Er spürte, dass er wahre Freunde gefunden hatte, eher noch etwas wie Brüder. Er hatte keine Ahnung, was sie am Canyon erwartete, doch was auch immer ihnen begegnen würde, er war froh, sie an seiner Seite zu haben.
Elden versuchte er erst gar nicht anzusehen. Er konnte sehen, wie er brodelnd vor Zorn gegen Steine trat, wie entnervt und aufgebracht er darüber war, hier mit ihnen auf Patrouille sein zu müssen. Doch Thor hatte kein Mitleid für ihn. Wie Kolk gesagt hatte, er hatte die ganze Sache angezettelt. Es geschah im ganz recht.
Die vier, eine bunt zusammengewürfelte Bande, zogen der Wegbeschreibung folgend die Straße entlang. Sie waren schon stundenlang unterwegs, es war spät am Nachmittag und Thors Beine wurden langsam schwer. Er hatte auch Hunger. Er hatte nur eine kleine Schüssel Gersten-Eintopf zu Mittag
Weitere Kostenlose Bücher