Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
weist nur die größeren Bedrohungen ab“, erklärte Reece. „Eine kleine und vereinzelte böse Kreatur kann hier und da hereinschlüpfen. Dafür brauchen wir unsere Mannen. Ein einzelnes Wesen kann den Canyon überwinden, oder sogar eine kleine Gruppe—sie könnten sogar so dreist sein, zu versuchen, die Brücke zu überqueren, oder sie könnten es mit Geschick versuchen und die Wand des Canyons auf der einen Seite hinunter und auf der anderen wieder hinauf klettern. Unsere Aufgabe ist es, sie draußen zu halten. Selbst eine einzelne Kreatur kann großen Schaden anrichten. Vor Jahren schlüpfte eine hindurch und ermordete die Hälfte aller Kinder in einem Dorf, bevor sie eingefangen werden konnte. Das Schwert erledigt die meiste Arbeit, aber wir sind ein unentbehrlicher Teil.“
Thor hörte sich das alles an und dachte darüber nach. Der Canyon schien so gewaltig, ihre Pflicht so bedeutend, dass er kaum glauben konnte, schon bald Teil dieser großen Aufgabe zu sein.
„Aber selbst mit all dem—ich habe es nicht besonders gut erklärt“, sagte Reece. „Es ist noch mehr am Canyon dran als nur das“, sagte er; und verstummte.
Thor sah ihn an und entdeckte etwas wie Angst oder Ehrfurcht in seinen Augen.
„Wie kann ich es erklären?“, sagte Reece, nach den richtigen Worten ringend. Er räusperte sich. „Der Canyon ist viel größer als wir alle. Der Canyon ist...“
„Der Canyon ist ein Ort für Männer“, dröhnte eine Stimme.
Sie alle fuhren herum, als die Stimme ertönte und ein Pferd aufstampfte.
Thor konnte es nicht glauben. Da, in voller Kettenrüstung auf sie zutrabend, mit langen, schimmernden Waffen, die an der Seite seines unglaublichen Pferdes hinunterhingen, war Erec. Er lächelte auf sie hinunter, die Augen gebannt auf Thor gerichtet.
Thor blickte erstarrt hoch.
„Es ist ein Ort, der einen zum Mann macht“, fügte Erec hinzu, „wenn man nicht schon einer ist.“
Thor hatte Erec seit seinem Turnierkampf nicht mehr gesehen, und er fühlte sich so erleichtert durch seine Anwesenheit; einen echten Ritter hier bei sich zu haben, während sie dem Canyon entgegenreisten—noch dazu Erec höchstpersönlich. Er fühlte sich unbesiegbar neben ihm, und betete, dass er ihretwegen hier war.
„Was führt Euch hierher?“, fragte Thor. „Begleitet Ihr uns?“, fragte er und hoffte, nicht übereifrig zu klingen.
Erec lehnte sich zurück und lachte.
„Keine Sorge, junger Mann“, sagte er. „Ich komme mit euch.“
„Wirklich?“, fragte Reece.
„Es ist Tradition, dass ein Angehöriger der Silbernen Legionäre auf ihre erste Patrouille begleitet. Ich habe mich freiwillig gemeldet.“
Erec wandte sich an Thor.
„Immerhin hast du mir gestern geholfen.“
Thor fühlte, wie sein Herz wärmer wurde, aufgeheitert durch Erecs Gegenwart. Er hatte auch das Gefühl, dass er im Ansehen seiner Freunde stieg. Hier war er also, begleitet vom größten Ritter des Königreichs, auf dem Weg zum Canyon. Ein großer Teil seiner Angst fiel von ihm ab.
„Natürlich werde ich nicht mit euch patrouillieren“, fügte Erec hinzu. „Aber ich werde euch über die Brücke führen, und zu eurem Lager. Von dort an ist es eure Aufgabe, auf Patrouille auszuziehen—alleine.“
„Es ist eine große Ehre, mein Herr“, sagte Reece.
„Vielen Dank“, tönten O’Connor und Elden gleichzeitig.
Erec blickte auf Thor hinunter und lächelte.
„Immerhin, wenn du jetzt mein Erster Knappe bist, kann ich dich nicht gleich sterben lassen.“
„Erster?“, fragte Thor, und sein Herz setzte aus.
„Feithgold brach sich im Turnierkampf das Bein. Er wird für mindestens acht Wochen außer Gefecht sein. Damit bist du jetzt mein Erster Knappe. Und unser Training kann genauso gut gleich beginnen, nicht wahr?“
„Selbstverständlich, mein Herr“, antwortete Thor.
Thors Gedanken verschwammen. Er konnte es kaum glauben. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, als ob das Glück langsam auf seiner Seite wäre. Nun war er Erster Knappe für den größten Ritter von allen. Es fühlte sich an, als hätte er Bocksprünge über alle seine Freunde hinweg gemacht.
Zu fünft zogen sie weiter, gen Westen in die untergehende Sonne, Erec langsam im Schritt auf seinem Pferd neben ihnen her.
„Ich nehme an, Ihr wart schon beim Canyon, mein Herr?“, fragte Thor.
„Viele Male“, antwortete Erec. „Bei meiner ersten Patrouille war ich sogar etwa in deinem Alter.“
„Und wie fandet Ihr es?“, fragte Reece.
Alle
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