Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
darüber Gedanken gemacht, warum—es war einfach immer da gewesen.
„Ja“, antwortete er. „Möchte ich. Und dem Ring.“
„Aber was ist mit deinem Leben?“, fragte sie. „Möchtest du keine Familie haben? Land? Eine Frau?“
Sie blieb stehen und sah ihn an; es warf ihn aus der Bahn. Er war ratlos. Er hatte über diese Dinge nie nachgedacht und wusste kaum, was er antworten sollte. Ihre Augen funkelten, als sie ihn ansahen.
„Ähm...ich...ich weiß nicht. Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht.“
„Und was würde deine Mutter dazu sagen?“, fragte sie spielerisch.
Thors Lächeln schwand.
„Ich habe keine Mutter“, sagte er.
Zum ersten Mal verging ihr das Lächeln.
„Was ist mit ihr geschehen?“, fragte sie.
Thor wollte ihr gerade antworten, ihr alles erzählen. Es würde das erste Mal in seinem Leben sein, dass er von ihr sprach, zu irgendjemandem. Und das Verrückte daran war, er wollte es. Er wollte sich ihr ganz dringend öffnen, dieser Fremden, und ihr alles über seine tiefsten Gefühle erzählen.
Doch als er den Mund öffnete, kam plötzlich eine strenge Stimme aus dem Nichts hervor.
„Gwendolyn!“, kreischte die Stimme.
Sie beide wirbelten herum und sahen ihre Mutter, die Königin, in ihren feinsten Kleidern, von ihren Zofen begleitet, direkt auf ihre Tochter zumarschieren. Ihr Gesicht war wutentbrannt.
Die Königin kam auf Gwen zu, packte sie grob am Arm und zerrte sie davon.
„Du gehst sofort wieder hinein. Was habe ich dir gesagt? Ich will nicht, dass du je wieder mit ihm sprichst. Hast du mich verstanden?“
Gwens Gesicht wurde tiefrot, dann wandelte sich der Ausdruck in Ärger und Stolz.
„Lass mich los!“, schrie sie ihre Mutter an. Doch es half nichts: ihre Mutter zerrte sie weiter davon, und auch ihre Zofen umzingelten sie.
„Ich sagte, lass mich los!“, schrie Gwen. Sie blickte zurück zu Thor, mit einem verzweifelten, traurigen Blick, in dem ein Flehen lag.
Thor kannte das Gefühl. Er fühlte das Gleiche. Er wollte ihr zurufen und fühlte, wie ihm das Herz brach, als er zusah, wie sie davongezerrt wurde. Es war, als würde er dabei zusehen müssen, wie ihm ein zukünftiges Leben weggenommen wurde, direkt vor seinen Augen.
Er stand noch lange da, nachdem sie aus seiner Sicht verschwunden war, und starrte, auf der Stelle angewurzelt, atemlos. Er wollte nicht fort, wollte das alles nicht einfach vergessen.
Doch vor allem anderen wollte er sich nicht vorstellen, dass er sie nie wiedersehen sollte.
*
Während Thor zur Burg zurückschlenderte, immer noch aufgewühlt von seiner Begegnung mit Gwen, nahm er seine Umgebung gar nicht richtig wahr. Seine Gedanken waren erfüllt von ihr; er sah unentwegt ihr Gesicht vor sich. Sie war wundervoll. Die schönste und freundlichste und süßeste und sanfteste und liebevollste und lustigste Person, der er je begegnet war. Er musste sie wiedersehen. Er fühlte richtigen Schmerz in Abwesenheit ihrer Gegenwart. Er konnte seine Gefühle für sie nicht verstehen, und das machte ihm Angst. Er kannte sie kaum, und doch wusste er jetzt schon, dass er nicht ohne sie sein konnte.
Gleichzeitig dachte er aber an die Königin, wie sie sie weggezerrt hatte, und ihm wurde mulmig beim Gedanken an die Mächte, die da zwischen ihnen standen. Mächte, die aus irgendeinem Grund nicht wollten, dass sie zusammen waren.
Während er sich das Hirn zermarterte und versuchte, dem Ganzen auf den Grund zu gehen, fühlte er plötzlich eine steife Hand auf seiner Brust, die ihn brüsk anhielt.
Er blickte auf und sah einen Jungen, vielleicht ein paar Jahre älter als er, groß und dünn, gekleidet in die teuersten Gewänder, die er je gesehen hatte—Seide in Königspurpur und Grün und Dunkelrot, mit einem ausladenden, gefiederten Hut—finster auf ihn hinunterblicken. Der Junge wirkte geziert, verwöhnt, als wäre er im Schoß des Luxus aufgewachsen, mit weichen Händen und hohen, gewölbten Augenbrauen, die voll Abneigung auf ihn hinunterblickten.
„Man nennt mich Alton“, begann der Junge. „Ich bin der Sohn von Lord Alton, dem ersten Cousin des Königs. Wir sind bereits seit sieben Jahrhunderten Lords des Reiches. Was mich zum Titel eines Herzogs berechtigt. Du, andererseits, bist aus dem gemeinen Volk “, sagte er, die Worte fast ausspuckend. „Der königliche Hof ist für königliche Menschen. Und für Männer von Rang. Nicht für deinesgleichen.“
Thor stand ohne eine Ahnung da, wer dieser Junge war oder was er getan hatte, um ihn
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