Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
Ritter kennenlernen wollten. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so akzeptiert oder geehrt gefühlt, und er hatte das Gefühl, dass so ein Tag nie wieder kommen würde. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er etwas wie seinen eigenen Wert.
Und er konnte nicht aufhören, an Estopheles zu denken.
Als Thor sich hierhin und dahin drehte, Leute grüßte, deren Namen an ihm vorbeizogen, Namen, die er kaum erfassen konnte, eilte ein Bote herüber, der zwischen den Rittern durch zu ihm schlüpfte. Er hielt eine kleine Schriftrolle, die er Thor in die Hand drückte.
Thor rollte sie auf und las in feiner, zierlicher Schrift:
Triff dich mit mir im hinteren Hof. Hinter dem Tor.
Thor konnte einen zarten Duft riechen, den die rosafarbene Rolle verströmte, und versuchte verdutzt, dahinterzukommen, von wem sie sein konnte. Sie trug keine Unterschrift.
Reece beugte sich vor, las über seine Schulter mit und lachte.
„Es sieht aus, als hätte meine Schwester Gefallen an dir gefunden“, sagte er lächelnd. „Ich würde gehen, wenn ich du wäre. Sie hasst es, warten zu müssen.“
Thor fühlte, wie er rot anlief.
„Der hintere Hof liegt hinter diesen Türen. Beeil dich. Es soll vorkommen, dass sie ihre Meinung schnell ändert“, lächelte Reece, als er ihn ansah. „Und ich hätte dich liebend gern in meiner Familie.“
KAPITEL NEUNZEHN
Thor versuchte, sich an Reeces Wegbeschreibung zu halten, während er sich seinen Weg durch die vor Leuten wimmelnde Burg bahnte; doch es war nicht einfach. Die Burg hatte zu viele Ecken und Winkel, zu viele versteckte Hintertüren und zu viele lange Korridore, die immer nur zu noch mehr Korridoren zu führen schienen.
Er ging im Kopf noch einmal Reeces Beschreibung durch, als er eine weitere kleine Treppe hinunterlief, in einen weiteren Korridor abbog, und endlich vor einer kleinen gewölbten Tür mit einem roten Knauf zu stehen kam—die, von der Reece gesprochen hatte—und sie aufdrückte.
Thor eilte hinaus und wurde vom starken Licht des Sommertages erwischt; es fühlte sich gut an, draußen zu sein, raus aus der stickigen Burg; frische Luft zu atmen, mit der Sonne auf dem Gesicht. Er kniff die Augen zusammen, während sie sich an das grelle Licht gewöhnten, und genoss den Anblick: vor ihm erstreckten sich die königlichen Gärten, so weit das Auge reichte; fein getrimmte Hecken in den unterschiedlichsten Formen, die hübsche Reihen an Gärten bildeten, zwischen denen sich Pfade schlängelten. Es gab Brunnen, ungewöhnliche Bäume, Obsthaine voll von Frühsommer-Früchten, und Felder an Blumen in jeder Größe und Farbe und Form. Der Anblick verschlug ihm den Atem. Es war, als würde man ein Gemälde betreten.
Mit klopfendem Herzen blickte sich Thor überall nach einem Zeichen von Gwendolyn um. Dieser Hinterhof war menschenleer, und Thor nahm an, dass er wahrscheinlich für die königliche Familie reserviert war, von der Öffentlichkeit abgeschirmt durch hohe steinerne Gartenmauern. Und doch konnte er sie nirgendwo entdecken.
Er fragte sich, ob ihre Nachricht ein Schwindel war. Das muss es wohl gewesen sein. Wahrscheinlich machte sie sich nur über ihn lustig, den Bauerntölpel, und genoss einen Scherz auf seine Kosten. Immerhin, wie konnte jemand von ihrem Status sich ernsthaft für ihn interessieren?
Thor las noch einmal ihre Nachricht und rollte sie dann beschämt ein. Er war zum Affen gehalten worden. Was für ein Narr er doch gewesen war, sich solche Hoffnungen zu machen. Er war tief verletzt.
Thor kehrte um und wollte schon wieder mit gesenktem Kopf zurück in die Burg gehen. Als er gerade die Tür erreicht hatte, erklang eine Stimme.
„Und wohin willst du denn nun?“, kam die fröhliche Stimme. Sie klang wie Vogelgesang.
Thor fragte sich, ob er es sich nur einbildete. Er wirbelte herum, suchte, und da war sie, im Schatten unter der Burgmauer sitzend. Sie lächelte zurück, in ihre feinsten königlichen Kleider gehüllt, Lagen aus weißem Satin mit rosafarbener Borte. Sie war noch viel schöner, als er sie in Erinnerung hatte.
Sie war es. Gwendolyn. Das Mädchen, von dem Thor geträumt hatte, seit sie einander begegnet waren, mit ihren mandelförmigen blauen Augen und dem langen rötlichen Haar, mit ihrem Lächeln, das sein Herz entflammte. Sie trug einen großen Hut in Weiß und Rosa, der sie vor der Sonne schützte, und dahinter funkelten ihre Augen. Einen Moment lang wollte er sich umdrehen, um sich zu vergewissern, dass niemand
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