Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Henkersgehilfen &c. sehen schweigend zu, wie das Buch von den Flammen verzehrt wird.
Büttel, Herold, Henker, Musiker und Soldaten gehen ab und lassen einen schwelenden Holzkohlehaufen zurück.
Als wäre nichts geschehen, nehmen Händler ihre Geschäfte wieder auf, ausgenommen EDMUND PALLING, ein alter Mann.
 
PALLING: Mr. Waterhouse! Darf ich aus der Tatsache, dass Ihr als Einziger eine Sitzgelegenheit mitgebracht habt, schließen, dass Ihr wusstet, dass heute dieses abgeschmackte Schmierenstück Schande über die Börse bringen würde?
WATERHOUSE: Es möchte scheinen, als wäre das die unausgesprochene Botschaft.
PALLING: Unausgesprochen ist ein interessantes Wort... und wie steht es mit den Wahrheiten, die in dem soeben dahingegangenen Buch zur Verfolgung unserer Brüder in Frankreich und Savoyen ausgesprochen wurden? Sind sie nun unausgesprochen, weil man die Seiten verbrannt hat?
WATERHOUSE: Ich habe in meinem Leben so manche Predigt gehört, Mr. Palling, und ich weiß, worauf die Eure hinauswill... Ihr wollt sagen, dass, so wie der unsterbliche Geist den Körper verlässt, um eins mit Gott zu werden, der Inhalt des soeben dahingegangenen Buches dorthin geht, wo sein Rauch von den vier Winden verteilt wird... aber sagt, wolltet Ihr nicht nach Massachusetts?
PALLING: Ich warte nur noch, bis ich Geld für die Überfahrt aufgebracht habe, und wäre damit inzwischen wohl auch so weit, wenn Jack Ketch nicht die feinen Ströme des Marktes getrübt und aufgerührt hätte.
Geht ab.
Auftritt Sir Richard Apthorp.
APTHORP: Brennende Bücher... ist das nicht eine Lieblingsübung der spanischen Inquisition?
WATERHOUSE: Ich war nie in Spanien, Sir Richard, und weiß deshalb nur aus der Vielzahl der zu diesem Thema veröffentlichten Bücher, dass man dort Bücher verbrennt.
APTHORP: Hmmm, ja... ich verstehe, was Ihr meint.
WATERHOUSE: Ich bitte Euch, sagt nicht mit so viel sagender Gewichtigkeit ›Ich verstehe, was Ihr meint‹ … Ich habe keine Lust, Jack Ketchs nächster Gast zu sein. Ihr habt immer wieder gefragt, Sir, warum ich hier auf einem Stuhl sitze. Nun wisst Ihr die Antwort: Ich bin hergekommen, um zu sehen, wie Gerechtigkeit geübt wird.
APTHORP: Aber Ihr habt gewusst, dass es dazu kommen würde – Ihr habt etwas damit zu tun. Warum habt Ihr es in der Börse stattfinden lassen? Beim Galgen von Tyburn, während einer der regelmäßig anberaumten Hinrichtungen, hätte es ein sehr viel dankbareres Publikum angezogen – dort könntet Ihr eine ganze Bibliothek verbrennen, und der Pöbel würde füßetrampelnd nach einer Zugabe verlangen.
WATERHOUSE: Die lesen keine Bücher. Der Sinn der Sache wäre ihnen völlig entgangen.
APTHORP: Wenn der Sinn der Sache darin besteht, belesenen Männern Gottesfurcht beizubringen, warum verbrennt man es dann nicht in Cambridge und Oxford?
WATERHOUSE: Jack Ketch reist nicht gern. Die neuen Kutschen gewähren so wenig Beinfreiheit, und sein großes Beil passt nicht in die Gepäckkästen …
APTHORP: Könnte es nicht eher daran liegen, dass College-Leute nicht das Geld und die Macht haben, einen Aufstand zu organisieren?
WATERHOUSE: Aber ja, das ist es. Sinnlos, die Schwachen einzuschüchtern. Man drohe lieber den Gefährlichen.
APTHORP: Aber zu welchem Ende? Um sie bei der Stange zu halten? Oder um ihnen Gedanken an Aufruhr in den Kopf zu setzen?
WATERHOUSE: Eure Frage, Sir, läuft auf die Erkundigung hinaus, ob ich der Sache meiner Vorväter abtrünnig geworden – von der stinkenden Atmosphäre Whitehalls korrumpiert – oder der hochverräterische Organisator eines heimlichen Aufstandes bin.
APTHORP: Ja, das tut sie wohl.
WATERHOUSE: Würdet Ihr mir dann bitte einfachere Fragen stellen oder weggehen und mich zufrieden lassen? Denn ob ich nun ein Renegat oder ein Fanatiker bin, ich bin in jedem Falle kein Gelehrter mehr, mit dem man sein Spiel treiben kann. Wenn Ihr jemanden mit solchen Fragen plagen müsst, dann stellt sie Euch selbst; wenn Ihr auf einer Antwort besteht, dann redet Euch Eure Geheimnisse von der Seele, ehe Ihr mich auffordert, Euch die meinen anzuvertrauen. Immer vorausgesetzt, ich habe überhaupt welche.
APTHORP: Ich glaube, Ihr habt welche, Sir.
Verbeugt sich.
WATERHOUSE: Was zieht Ihr so Euren Hut vor mir?
APTHORP: Um Euch zu ehren, Sir, und dem, der Euch hervorgebracht hat, meinen Respekt zu erweisen.
WATERHOUSE: Wie, Drake?
APTHORP: Aber nein, ich spreche von Eurem Mentor, dem von uns gegangenen John Wilkins, Lord Bischof von Chester – oder, wie mancher

Weitere Kostenlose Bücher