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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Subtilen und Zweideutigen bekannt.«
    »Ich bin wehrlos gegen Euren Spott. Aber es kann uns niemand hören, also nutzt doch bitte die Gelegenheit, offen zu sprechen.«
    »Nun gut. Ich weiß vieles, Mr. Waterhouse, weil ich es mir angelegen sein lasse, mich mit Menschen wie diesen dort zu unterhalten – wir tauschen ebenso leidenschaftlich Nachrichten aus, wie Händler an der Börse Wertpapiere tauschen. Und eines, was ich weiß, ist, dass Isaac Newton sich heute Nacht in London aufhält.«
    Daniel empfand es als bizarr, dass John Churchill überhaupt wusste, wer Isaac war. Bis Churchill fortfuhr: »Außerdem weiß ich, dass Enoch vor ein paar Tagen in unserer Stadt aufgetaucht ist.«
    »Enoch der Rote?«
    »Spielt nicht den Schwachsinnigen. Das macht mich misstrauisch, denn ich weiß, dass Ihr keiner seid.«
    »Ich halte so wenig von der einschlägigen Kunst, dass mein Herz leugnet, was mein Verstand weiß.«
    »Genau das würdet Ihr sagen, wenn Ihr einer von ihnen wärt und es verbergen wolltet.«
    »Aha. Nun verstehe ich, was Ihr mit Eurem Gerede von Schachfiguren und Farben sagen wolltet – Ihr glaubt, ich verberge unter dieser dunklen Kleidung die rote Robe eines Alchimisten?! Welch ein Gedanke!«
    »Ihr wollt mich einfach wissen lassen, dass dieVorstellung absurd ist? Dann sagt mir doch bitte, Sir, woher ich es wissen soll? Ich bin nicht so gelehrt wie Ihr, zugegeben, aber bis jetzt hat mir noch niemand vorgeworfen, ich sei dumm. Und ich sage Euch, dass ich nicht weiß, ob Ihr Euch mit Alchimie abgebt oder nicht.«
    »Es ärgert Euch«, dachte Daniel laut, »dass Ihr im Dunkeln tappt.«
    »Mehr als das, es beunruhigt mich. Ich weiß in jeder Situation, was ein Soldat tun wird, was ein Puritaner tun wird, was ein französischer Kardinal oder – mit gewissen Ausnahmen – ein Vagabund tun wird, aber die Beweggründe der esoterischen Bruderschaft bleiben mir verborgen, und das mag ich nicht. Und da ich in der neuen Ordnung ein bedeutender Mann zu werden hoffe -«
    »Ja, ich weiß, ich weiß«, seufzte Daniel und versuchte, sich zu sammeln. »Wirklich, ich glaube, Ihr messt ihnen zu viel Bedeutung bei. Denn eine solche Schar von Schwindlern, Stutzern, Schwachköpfen und Quacksalbern habt Ihr noch nie gesehen.«
    »Was davon ist Isaac Newton?«
    Die Frage traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Wie steht es mit König Charles II. Was war Seine Majestät, ein Schwachkopf oder ein Quacksalber?«
    »Ich muss sie ohnehin aufsuchen und mit ihnen reden«, sagte Daniel schließlich.
    »Wenn Ihr diese Wolke durchdringen könnt, Mr. Waterhouse, betrachte ich mich als in Eurer Schuld stehend.«
    »Wie sehr in meiner Schuld?«
    »Woran denkt Ihr?«
    »Könnte man darüber hinwegsehen, wenn in einer solchen Nacht ein Earl stürbe?«
    »Das kommt auf den Earl an«, sagte Churchill unbewegt. »Irgendwo wird es allerdings jemanden geben, der nicht gesonnen ist, darüber hinwegzusehen. Das dürft Ihr nicht vergessen.«
    »Ich bin heute Nacht vom Fluss hergekommen«, sagte Daniel.
    »Wollt Ihr mir damit zu verstehen geben, dass Ihr durch das Verrätertor gekommen seid -?«
    Daniel nickte.
    »Ich bin, wie Ihr sehen könnt, von der Landseite hergekommen, aber es wird viele geben, die behaupten, ich hätte denselben Eingang genommen wie Ihr.«
    »Wodurch wir im selben Boot sitzen«, verkündete Daniel. »Nun heißt es zwar, unter Dieben gebe es keine Ehre – nicht, dass ich mich da auskenne -, aber vielleicht gibt es ja so etwas wie Ehre unter Verrätern. Wenn ich ein Verräter bin, dann ein ehrenwerter; mein Gewissen, wenn auch nicht mein Ruf, ist unbefleckt. Und so biete ich Euch meine Hand, John Churchill, und Ihr könnt die ganze Nacht da stehen und sie beäugen, wenn Ihr wollt. Aber falls Ihr hinter mir stehen und mich stützen möchtet, wenn ich mich mit der Frage der Alchimie befasse, wüsste ich es zu schätzen, wenn Ihr diese Hand mit der Euren ergreifen und sie schütteln würdet wie ein Gentleman; denn wie Ihr ganz richtig bemerkt habt, die esoterische Bruderschaft ist mächtig, und ich kann nicht gegen sie arbeiten, ohne dass mir selbst so etwas wie eine Bruderschaft zur Seite steht.«
    »Habt Ihr schon einmal Verträge abgeschlossen, Mr. Waterhouse?«, fragte Churchill, der nach wie vor Daniels ausgestreckte Hand taxierte. Daniel spürte, dass Bob Shaftoe vom Ende des Fußweges zu ihnen hersah.
    »Ja, zum Beispiel während meiner Arbeit als Architekt et cetera .«
    »Dann wisst Ihr auch, dass jeder Vertrag gegenseitige

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