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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Verpflichtungen umfasst. Ich könnte mich bereitfinden, Euch zu ›stützen‹, wenn man Euch unterminiert – aber im Gegenzug werde ich vielleicht von Zeit zu Zeit auf Euch zurückgreifen.«
    Daniels Hand rührte sich nicht.
    »Also gut«, sagte Churchill und streckte durch Rauch, Feuchtigkeit und Dunkelheit die Hand aus.
     
    Charing Cross war übersät mit Freudenfeuern. Doch es war das grüne, dass Daniel ins Auge stach.
    »Lord Upnors Stadthaus liegt in dieser Richtung«, rief Bob Shaftoe und deutete eindringlich in Richtung Piccadilly.
    »Arbeitet so mit mir, Sergeant«, sagte Daniel, »als wäre ich ein Führer, der Euch auf die Jagd nach einem seltsamen Wild mitnimmt, von dem Ihr nichts wisst.« Sie begannen sich durch den riesigen Kosmos des Platzes zu drängen, der von dunkler Materie wimmelte: riesige Pöbelhaufen, die sich um Freudenfeuer scharten und Lilliburlero sangen, diverse Schurken, die aus Hogs-den gekommen waren, um auf Beutefang zu gehen, und Straßenköter, die sich um alles balgten, was der Aufmerksamkeit der Schurken entging. Daniel verlor die grünen Flammen eine Zeit lang aus den Augen und wollte schon aufgeben, als er an gleicher Stelle rote Flammen emporschießen sah – nicht das übliche Orangerot, sondern ein unnatürliches Scharlachrot. »Falls wir getrennt werden, treffen wir uns am Nordende des Tilt Yard wieder, wo die King Street in den Cross übergeht.«
    »In Ordnung, Meister.«
    »Wer war der Junge, mit dem ich Euch vor dem Bollwerk habe reden sehen, ehe wir den Tower verlassen haben?«
    »Ein Bote von Bob Carver.«
    »Aha, was hatte er zu berichten?«
    »Das Haus von Jeffreys ist mit Brettern vernagelt und dunkel.«
    »Wenn er sich die Mühe gemacht hat, es vernageln zu lassen, dann hat er gründliche Arbeit geleistet.«
    »Genau wie wir schon vor vielen Wochen vermutet haben«, erwiderte Bob, »hat Jeffreys seinen Abgang gut geplant.«
    »Gut für uns. Wie sollten wir ihn finden, wenn er in Panik flöhe? Hat Mr. Carver noch mehr zu berichten?«
    »Die Absicht war nicht so sehr, uns etwas zu berichten, sondern vielmehr darzutun, was für ein fleißiger, gewissenhafter Bursche er ist.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Daniel, vom Auflodern einer blauen Flamme weiter vorn abgelenkt.
    »Ein Feuerwerk?«, rätselte Bob.
    »Manche planen ihren Abgang besser als andere«, antwortete Daniel.
    Schließlich erreichten sie den südwestlichen Rand des Platzes, wo die King Street im Bogen in die Pall Mall überging und die Sicht auf den Park und den Spring Garden von einem Viertelkreis von Stadthäusern verdeckt wurde, der sich in Charing Cross hineinzuwölben schien wie ein Damm, der einem von hinten ausgeübten Druck standhielt. Das Feuer, das ständig die Farbe wechselte, war vor diesen Häusern aufgeschichtet, eine Bogenschussweite entfernt. Es war nicht von einer Menschenmenge umringt. Das mochte daran liegen, dass das eigentliche Zentrum des Trinkens, Singens und geselligen Miteinanders woanders, nämlich mehr in Richtung Haymarket, lag, war vielleicht aber auch der Tatsache zuzuschreiben, dass dieses Feuer bösartig zischte und widerwärtige Gerüche von sich gab. Daniel schwenkte in eine Kreisbahn um die Flammen ein und sah Bücher, Landkarten und Holzkästen darin zerfallen und sich auflösen. Eine Truhe wurde verschlungen, kleine Fläschchen fielen heraus, immer mehrere auf einmal, und zersprangen in der Hitze, sodass Dampfstrahlen daraus hervorschossen, die zuweilen in grellfarbenen Flammen zerstoben.
    Bob Shaftoe stieß ihn an und deutete auf eines der Stadthäuser. Die Eingangstür wurde von einem Bedienten aufgehalten. Zwei jüngere Bediente schleppten einen Schrankkoffer heraus und die Treppe hinunter. Der Deckel war halb geöffnet, sodass Papiere und Bücher herausquollen. Der Bediente, der die Tür aufgehalten hatte, ließ sie zufallen, eilte den beiden anderen hinterher, hob auf, was sie hatten fallen lassen, und stopfte alles zu einem großen Bündel, einem doppelten Arm voll, zusammen, der komfortabel auf seinem Bauch ruhte, während er durch den Schmutz auf das Feuer zuwatschelte. Es sah so aus, als hätte er vor, sich kopfüber in das vielfarbige Inferno zu stürzen, doch er blieb knapp davor stehen und beförderte seine Last mit einem letzten, kräftigen Bauchstoß in die Flammen. Gleich darauf holten die anderen beiden ihn ein und wuchteten den Schrankkoffer ins Verderben. Das Feuer verdunkelte sich einen Moment lang wie überrascht, doch dann schlugen die

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