Quinn - Mitten ins Herz
überleben. Aber einer von ihnen – heute würden wir ihn wohl als verrückten Professor bezeichnen – kreierte aus Medikamenten, die sie an Bord hatten und seinem eigenen Blut eine Art Serum, das er an Menschen testete. Bei diesen Menschen veränderte sich die DNA. Er benutzte sie, wie heute Labortiere benutzt werden, um Medikamente zu testen. Mittlerweile war ein Großteil der Außerirdischen gestorben. Bei den Experimenten stellte sich heraus, dass, wenn jemand dieses Serum in seinem Körper hatte, die regelmäßige Aufnahme von Blut die Probanden am Leben hielt. Naja, nicht nur am Leben hielt sondern etwas mehr. Sie entwickelten Fangzähne, waren stärker und schneller als normalsterbliche Menschen, verfügten über eine bessere Nachtsicht und so weiter. Und so waren sie plötzlich die gefährlichsten Raubtiere auf der Erde. Der Wissenschaftler spritzte das Serum nach einigen Tests auch den drei verbliebenen Außerirdischen und sich selbst. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Körper sich rasch selbst heilten, extrem empfindlich auf Sonnenlicht reagierten und sich übersinnliche Fähigkeiten herausbildeten. Die Testpersonen und die vier Außerirdischen sind unsere Ahnen. Zunächst vermehrten sie sich stark. Doch dann kam es zu Kriegen zwischen verschiedenen Gruppen, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatten. Um die Menschheit vor diesen Raubtieren zu schützen und uns selbst vor der Entdeckung, wurden im neunten Jahrhundert unsere Gesetze aufgestellt. Sie sind bis heute gültig.“
Quinn starrte ihn schweigend an, als Branson seine Erzählung beendete. „Quinn, atmest du noch?“ Er sah sie besorgt an.
„Das ist dein Ernst, oder?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja.“ Er nickte.
„Leben die… diese Außerirdischen noch?“
„Nein. Sie sind alle im Laufe der Zeit in verschiedenen Kriegen gefallen.“
„Oh. Okay.“ Sie schluckte und rieb sich die Schläfen. „Es ist zu viel für dich“, bemerkte er sanft. „Nein. Nur zu… hm… Anders als erwartet?“, versuchte sie zu erklären. „Erzählst du mir mehr über eure Gesetze?“, fragte sie betont munter.
„Bist du sicher, dass dein Kopf nicht gleich explodiert? Wir haben Zeit.“
„Tja, vermutlich haben wir da ein unterschiedliches Maß.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln.
„Wie kommst du darauf?“, irritiert sah er sie an.
„Du bist unsterblich.“
Er hielt den Kopf schräg und betrachtete sie lange, bevor er sich einen Ruck gab. „Gut. Ein weiteres wichtiges Gesetz besagt, dass jeder von uns nur einen Sterblichen wandeln darf.“
„In einen Unsterblichen wandeln? Aber wieso solltet ihr das tun?“ Quinn runzelte die Stirn.
„Du weißt doch, dass Mel erst seit drei Monaten eine Unsterbliche ist“, erinnerte er sie.
„Ja. Oh“, sie schien zu begreifen. „Aber ist das nicht verrückt? Wegen eines Mannes? Beziehungen halten doch in der Regel nicht einmal ein normales Leben lang. Wie -“ Hilflos breitete sie die Arme aus. „Bei uns ist das anders“, erklärte er sanft. „Wenn wir den für uns vom Schicksal bestimmten Partner gefunden haben, gibt es ein paar Symptome, die auch durch die übersinnlichen Fähigkeiten verstärkt werden. Die zeigen uns, dass es die richtige Person ist. Die Person, mit der wir eine Ewigkeit glücklich sein können. Und dann erleben wir eine Leidenschaft und andererseits ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, wie wir es mit niemand sonst erleben können. Wir wissen das und würden unseren Partner deshalb niemals betrügen oder verlassen. Sie sind wirklich die zweite Hälfte, die uns zu einem Ganzen macht. Wenn Mel oder Jasmin sich gegen eine Wandlung entschieden hätten, wären Darren und Malcolm trotzdem bei ihnen geblieben. Sie hätten ihre Frauen altern und sterben sehen, aber sie hätten sie nie verlassen.“ Er schauderte bei dem Gedanken. Dann fiel ihm etwas ein. „Oh Gott, Quinn! Gibt es jemanden in deinem Leben, der dich jetzt sucht? Deine Eltern? Ein Mann?“ Langsam sank sie in sich zusammen und murmelte: „Meine Eltern sind tot und ich musste mich um Dawn kümmern.“ Quinn begann am ganzen Körper zu zittern. Besorgt wickelte Branson eine Decke um sie und zog sie an seine Brust. „Scht, ich bin hier. Niemand wird dir etwas tun. Das lasse ich nicht zu.“ Da brachen alle Dämme und Quinn weinte hemmungslos an seiner Schulter. Sanft wiegte er sie in seinen Armen und streichelte ihren Rücken. Nach einer Weile wurde ihr Schluchzen leiser. Als
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