Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)
aufgeben, doch im Tausch dafür würde er ein neues Leben erlangen – ein weniger Verwundbares.
Quinn brachte sein Handgelenk zu seinem Mund und ließ seine Fänge zum Vorschein kommen. Er durchstach seine Haut, sodass Blut aus der Wunde tropfte. Dann berührte er Olivers Hals nochmals und spürte, wie dessen Herzschlag noch schwächer wurde. Unruhig wartete er auf das kurze Zeitfenster, in dem ein menschlicher Körper für eine Verwandlung bereit war, wenn er annehmen konnte, was Quinn ihm zu bieten hatte. Als die Zeit zwischen den Herzschlägen immer länger wurde, legte er sein blutendes Handgelenk an Olivers Lippen.
Die ersten Blutstropfen sickerten in seinen Mund. Quinn ballte eine Faust, sodass mehr Blut aus seiner Wunde in Olivers Mund laufen konnte. Als er Oliver schlucken sah, atmete er erleichtert auf.
„Mehr“, befahl er.
Erleichtert, dass der bewusstlose Oliver gehorchte, strich Quinn eine eigensinnige dunkle Haarsträhne aus dessen Gesicht. Glassplitter hatten Kratzer in Olivers jungen Zügen hinterlassen, doch sie würden schnell heilen. Sobald die Transformation abgeschlossen war, würde Oliver kein Zeichen des Unfalls auf seiner Haut tragen – vorausgesetzt er überlebte die Verwandlung. Ein geringer Prozentsatz von Sterblichen überlebte dies nicht. Er konnte nur hoffen, dass Olivers Körper sich nicht gegen den Prozess wehrte.
Quinn blickte in den Nachthimmel, während er Oliver von sich trinken ließ, suchte nach etwas, was er nicht fand.
„Bist du jetzt glücklich? Bist du’s?“, rief er frustriert. Doch Gott gab ihm keine Antwort.
Quinn hatte noch nie zuvor eine Seele verwandelt, es nie zuvor in Betracht gezogen. Er wollte diese Verantwortung nicht auf sich nehmen, wollte nicht derjenige sein, der ein anderes Leben für immer veränderte. Dies war ihm aufgedrängt worden. Und jetzt hatte er eine Entscheidung getroffen, die Verantwortung für Oliver mit sich brachte.
Jetzt war er ein Erzeuger. Ein Erschaffer. Etwas, was er nie werden wollte. Würde er versagen, genauso wie sein Erzeuger versagt hatte? Würde er seinen Schützling im Stich lassen, genau wie es ihm widerfahren war? Als er ihn am meisten gebraucht hätte, als er in tiefster Verzweiflung festgesteckt war, war sein Erschaffer Wallace verschwunden, hatte ihn einfach verlassen und war nie wieder zurückgekehrt. Quinn hatte nach ihm gesucht, aber nie eine Spur gefunden. Er hatte sich einsam und verlassen gefühlt. Und untröstlich.
Quinn schüttelte heftig seinen Kopf und blickte wieder zu Oliver.
„Ich werde dir das nicht antun. Ich werde dich nicht im Stich lassen, wie Wallace es getan hat. Verstehst du das?“
Ein Sohn. Gott, wie oft hatte er davon geträumt, ein Kind zu haben, eines, das die zarten Züge seiner Mutter Rose hatte. Sie hätten eine glückliche Familie sein können. Doch der Krieg und die Geschehnisse im Kampf hatten seinen Traum zerstört.
In der Ferne fuhren die Kanonen fort zu donnern, selbst als die Nacht bereits hereingebrochen war. Irgendwo hörte er Trommeln, unterbrochen von Schreien verwundeter Männer, sterbender Männer wie ihm. Quinn wusste, dass es vorbei war. Er hatte gekämpft, doch dieses Mal hatte ihn sein Glück verlassen. Er würde keine weiteren Auszeichnungen bekommen, keine Medaillen. Er würde keine Heldentaten mehr begehen, die ihn näher an sein Ziel brachten, als Held zurückzukehren. Nur, damit Roses Vater ihn akzeptierte.
Er hatte riskant gespielt und verloren.
Jetzt lag er in einer Lake seines eigenen Blutes und das Leben kroch langsam aus seinem Körper. Er war kalt und nass, und anhand dessen, was er die letzten Monate auf dem Schlachtfeld miterlebt hatte, wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
„Rose“, flüsterte er. „Es tut mir leid. Ich wollte mein Versprechen halten. Ich wollte zu dir zurückkehren.“
„Wartet sie auf dich?“, fragte plötzlich eine Stimme.
Angestrengt drehte Quinn seinen Kopf und erblickte den Mann, der über ihm gebeugt stand. Er blinzelte. Der Mann war kein Soldat, sondern ein Zivilist. Die paar Male, die Quinn ihn im Lager gesehen hatte, hatte dieser Geschäfte mit den Soldaten abgeschlossen. Quinn hatte vermutet, dass er Prostituierte an die Soldaten vermittelte. Er hatte etwas Autoritäres an sich. Ein seltsamer Kautz, hatte Quinn immer gedacht.
„Wallace, nicht wahr?“, fragte er.
Der Mann nickte. „Liebt dich diese Frau?“
Quinn schloss seine Augen, schob den Schmerz beiseite. „Sie hat mir ihre Liebe
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