Quinns Unendliche Liebe (Scanguards Vampire - Buch 6) (German Edition)
Wut kochte in ihm hoch. Er wollte alleine gelassen werden mit seiner Trauer, seinem Selbstmitleid und seinen Erinnerungen.
„Du Egoist!“, fuhr Samson ihn an. „Du denkst nur an dich. Warum überrascht mich das eigentlich noch?“
Quinn sprang auf. „Was zum Teufel! Was erlaubst du dir eigentlich? Ich kümmere mich um Oliver!“
Sein Boss spottete, „Nein, du denkst nur an dich, wie das dein Leben ändern wird! Jammer nicht rum und ertränke dich nicht in Selbstmitleid!“
Obwohl Samson einen Nerv getroffen hatte, knickte Quinn nicht ein. Sein Boss hatte keine Ahnung, was in ihm vorging, und Quinn war nicht jemand, der sein Innerstes mit jedem teilte. „Halt dich da raus! Du magst zwar mein Boss sein, aber wir wissen beide, dass ich diesen Job nicht brauche.“
„Oh, du willst uns also verlassen? Willst alles hinschmeißen, weil es mal schwierig wird? Kommen wir deinem Playboy-Leben zu sehr in die Quere?“, zischte Samson.
„Wie ich mein Leben lebe geht dich einen Scheißdreck an!“
Samson blickte ihn mit finsterer Miene an. „Wirst du das auch Oliver sagen, sobald er aufwacht?“
„Was willst du von mir?“ Quinn streifte sich mit zittriger Hand durch die Haare, traf dabei auf eine eingetrocknete Blutkruste. Verdammt, er war in einem schlechten Zustand und war nicht in der Laune, diese Unterhaltung weiterzuführen.
„Ich möchte, dass du mir sagst, was du mit Oliver vorhast.“
Als Quinn in Samsons Augen blickte, entdeckte er Beunruhigung darin. Doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr sein Boss fort. „Wenn du nicht klarkommst, werde ich die Aufgabe seines Erschaffers übernehmen. Er ist ja schon so lange bei mir –“
„Nein!“, unterbrach ihn Quinn. „Ich bin für ihn verantwortlich.“ Er atmete tief ein und versuchte, seinen Herzschlag zu verlangsamen, versuchte, sich zu beruhigen. „Es tut mir leid, Samson. Ich weiß, was Oliver dir bedeutet. Du hast deinen Assistenten verloren, deine rechte Hand.“
Samson atmete überrascht aus. „Du denkst, hier geht es um mich?“ Er schüttelte sein dunkles Haar und rieb sich den Nacken. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis das passierte. Ich wusste, dass Oliver eines Tages hierum bitten würde. Ich habe ihn darauf vorbereitet. Von allen Menschen, die ich kenne, ist er am besten für eine Verwandlung vorbereitet. Doch das bedeutet nicht, dass er nicht deine Hilfe braucht, um sich umzugewöhnen.“
Quinn ließ die Worte in sich einsinken. Für einen Moment schloss er seine Augen, schob die Erinnerungen an eine glücklichere Zeit von sich. Eine längst vergangene Zeit. „Unser Leben zu beobachten ist eine Sache, es selbst zu leben etwas ganz anderes.“
Samson nickte zum Bett, wo Oliver noch immer regungslos lag. „Er weiß das.“ Dann nagelte er Quinn mit einem Blick fest. „Aber weißt du das?“
Quinn zuckte nicht. „Ich weiß, was von mir erwartet wird.“ Er würde sich seiner Aufgabe nicht entziehen. „Du kannst auf mich zählen.“
„Gut. Und jetzt geh duschen. Du siehst schrecklich aus. Und du riechst noch schlimmer.“
„Aber Oliver …“
Samson winkte ab. „Ich bleibe solange bei ihm. Geh.“
Quinn ging zur Tür.
„Und Quinn …“
Er hielt inne, ohne sich umzudrehen. „Ja?“
„Ich dachte immer, du scherst dich um niemanden. Es scheint, als hätte ich mich getäuscht.“
Seine Kehle war trocken wie Schmirgelpapier, und Quinn schluckte schwer. Hatte ihn letztendlich jemand durchschaut?
Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er wünschte sich, dass er auch die Tür zu seiner Vergangenheit so einfach schließen könnte. Vielleicht könnte er dann wieder beginnen zu leben.
***
Sobald Quinn frisch geduscht aus dem Badezimmer kam, bekleidet mit Sachen, die Samson ihm geliehen hatte, ging er in Richtung Treppe zum oberen Geschoss, um nach Oliver zu sehen. Doch Zane kreuzte seinen Weg und hielt ihm ein Handy hin.
„Gabriel will mit dir sprechen.“
Quinn war gar nicht aufgefallen, dass Gabriel nicht unter der Scanguards Gang war, die in Samsons Wohnzimmer versammelt war und ungeduldig auf Nachrichten von Olivers Zustand warteten.
„Nicht jetzt. Ich habe zu tun.“
Er versuchte, an Zane vorbeizukommen, doch dieser ließ ihn nicht. „Er sagte, es sei wichtig.“
Ungeduldig riss er Zane das Telefon aus der Hand und führte es an sein Ohr. „Was?“
„Ich muss dich sehen. Sofort“, sagte Gabriel.
„Ich kann nicht. Was immer es ist, es muss warten.“
Gabriel
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