Quintessenzen
wieder gesund (oft über Nacht) und kommt anschließend wieder zu Kräften. Wer Pech hat, geht elend daran zugrunde, wahlweise psychisch, physisch oder komplett – schreibt aber mit etwas Glück (für uns) auf dem Weg die tollsten Lieder, Stücke, Filme und Gedichte.
Das Dumme an allen Arten der Verliebtheit ist, dass wir sie gern mit → Liebe (A oder B) verwechseln. Noch blöder ist, dass wir zu Beginn unserer Karriere als Verliebte gar nicht erkennen, dass unser Wunsch, uns zu verlieben, der Bekanntschaft mit dem Gegenstand unserer Liebe vorausgeht. Sprich: Du verliebst dich zwar nie in den Nächstbesten (dick, doof, fies und hässlich in Personalunion), aber du hast, bevor du den einen kennenlernst, immer unerfüllte Wünsche, die nach Erfüllung schreien. Woraus wir schlussfolgern dürfen: Sind wir wunschlos zufrieden, verlieben wir uns nicht. Niemals.
Liebe A (wahre)
Stell dir vor, du drückst jemandem dein ganzes Vermögen in die Hand und dazu deine Lieblingsschuhe; jemandem, der daraufhin total glücklich ist – und mit deinem Vermögen und den Schuhen abhaut, auf Nimmerwiedersehen. Und jetzt stell dir vor, du wärst darüber, obwohl du den anderen, dein Vermögen und deine Schuhe sehr, sehr mochtest, glücklich. Sofort, einen Tag später und immer. Auch wenn du nie wieder was von dem Typen hörst, außer vielleicht von anderen, dass es ihm prima geht. Das wäre dann wahre Liebe.
Treffen zwei solcher Menschen aufeinander, deren höchs tes Glück das Glück des anderen ist, ergibt sich etwas denk bar Merkwürdiges. Die Energie, die in diese Beziehung investiert wird, geht nicht verloren, sondern erzeugt zusätzliche neue Energie, das Ganze schaukelt sich auf und entzieht sich allen physikalischen Regeln. Könnte man diese wahre Liebe in Flaschen füllen, hätten wir bis circa zum Ende aller Zeiten keine Energieprobleme mehr und könnten uns sogar die Windräder schenken. Und mit ein bisschen Glück bleiben die beiden Betreiber dieser Energiewunderanlage dann auch noch zusammen, mit den Schuhen und dem Vermögen des jeweils anderen im Schrank. In einem Himmel voller Geigen.
Liebe A ist rein und selbstlos, allerdings extrem selten. Sie findet nur – und zwar wirklich nur – dort statt, wo keinerlei Egoismus im Spiel ist, kein noch so geringes Eigeninteresse. Gelegentlich wirst du reine Menschenliebe antreffen, was schön ist: Leute, die für ihnen völlig unbekannte andere, vom Schicksal weniger Begünstigte, alles stehen und liegen lassen. Ansonsten gibt es wahre Liebe, im Idealfall, nur zwischen Eltern und Kindern.
Das heißt, dass du nur dann jemanden liebst, wenn du aus tiefer Überzeugung sagen kannst, dass dir wurscht ist, ob er dir jeden Tag auf die Schulter kotzt, dauernd mit anderen Leuten pennt oder dich von allem abhält, was du eigentlich wolltest – zum Beispiel Karriere machen oder nachts schlafen. Sofern dich daran irgendwas auch nur leise irritiert, liebst du nicht so ganz im Sinn von Liebe A. Was übrigens völlig in Ordnung ist.
Liebe B (für den Hausgebrauch)
Machen wir uns nichts vor. Wir sind und bleiben (bis zum etwaigen Verlassen der → Ich-Arena ) Egoisten. Entweder schlaue Egoisten, die wissen, was sie wollen (und wer sie überhaupt sind), oder doofe Egoisten, die zwar auch etwas wollen, aber nicht wissen, wer dieses Ego überhaupt ist und was es wieso will. So oder so: Wir alle wollen uns gut fühlen oder sogar besser, unsere zwei einzigen Motive sind schlicht und heißen Vermeidung (von Unschönem) und Verlangen (nach Schönem). Und so wollen wir auch aus einer Beziehung, jeder Beziehung, irgendeinen Glücksgewinn ziehen. Treffen nun zwei von uns Egoisten aufeinander, deren Strickmuster sich ergänzen, führt das zu durchaus schönen und sogar romantischen Ergebnissen.
Gefährlich ist die einseitige Liebe frei nach dem Altenberg’schen Motto »Sie denkt nur an ihn und er denkt nur an sich«. Ist deine Liebe aber so rein wie oben beschrieben, kann dir auch dabei nichts passieren, denn du behältst die Fähigkeit zu lieben. Ein seltenes Talent. Und dieses Glück kann dir niemand nehmen.
Leider verwechseln die meisten Menschen Lieben mit Geliebtwerdenwollen . Lieben ist eine Kunst, Geliebtwerdenwollen ist keine, das kann jeder. Und will jeder. Du willst geliebt werden. Egal, wie viel Zuneigung du erfährst, nie wird deine Sehnsucht ganz gestillt (solange du nicht selbst deine wichtigste Romanze wirst → Heirate dich selbst ). Sich selbst zu lieben (nicht zu vergöttern)
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