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Quintessenzen

Quintessenzen

Titel: Quintessenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Aufmerksamkeit und Energie sind ihm gewiss. Ein Anderer verspricht ständig, etwas zu tun, tut es dann aber nicht. Aufmerksamkeit ist ihm gewiss, Energie fließt – für den kleinen Hunger zwischendurch greift er darauf zurück, sich unentschuldigt stundenlang zu verspäten und dabei sein Handy zu verlegen im Wissen, dass du permanent sorgenvoll an ihn denkst. Wieder ein Anderer beklagt, dass er gibt und gibt und gibt – und nie etwas zurück erhält. Seine Klage verschafft ihm Aufmerksamkeit. Und somit die Energie derer, die ihn bemitleiden. Wieder eine Andere ist ständig beleidigt oder bricht grundlos in Tränen aus, sobald du und deine Freunde sie nicht in eure Gespräche oder Vorhaben einbezieht, noch ein Anderer überhäuft wahllos Familienmitglieder oder wehrlose Kellner mit haltlosen Vorwürfen, die nur dazu dienen, den anderen zu verletzen … nein, halt: nur dazu dienen, ihm, dem Verletzer, fassungslose Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    Energie.
    Wir alle leben davon. Und wir alle haben Mittel und Wege, uns Aufmerksamkeit zu verschaffen. Bevor du aber herausfindest, welches dein eigener mieser Trick ist (den du anschließend niemand verrätst), mach dir die Mühe, die anderen um dich herum zu durchschauen. Nimm ihnen nichts übel, aber nimm sie gründlich unter die Lupe und durchschaue sie.
    Ist dir das gelungen, entscheide von Neuem, welchen von ihnen du jene Energie geben willst, die sie unausgesprochen von dir verlangen. Stell dir den Energiesuchenden als Antenne vor und dich als Sender. Sobald du dich auf die Antenne konzentrierst, fließt Energie, denn zum Austausch gehören immer zwei. Einer, der Energie empfängt, ein anderer, der sie ausstrahlt.
    Es steht dir jederzeit frei, Letzteres nicht zu tun. Das ist nicht immer leicht (und erfordert manchmal diplomatisches Geschick, Geduld oder Kummer), aber ohne deine Einwilli gung fließt keine Energie von dir zu anderen. Null, nada, zero. Du entscheidest immer selbst, ob Energie fließt. Niemand kann sie dir stehlen ( → Vom Starken zum Schwachen ).
    Es gibt verschiedene Wege, den Versuch anderer zurückzuweisen, deiner Energie habhaft zu werden. Einfach, aber auch arg verletzend ist es, den anderen auf seinen speziellen Trick hinzuweisen und ihm zu sagen, dass du darauf nicht hereinfällst, vielen Dank. Das wird vermutlich das Ende eurer Beziehung sein (was durchaus nicht immer schlecht ist, aber auch nicht immer wünschenswert).
    Ein eleganterer Weg ist der, der fordernden Hand auszuweichen. Gelegentlich lässt sich das mit einem Scherz bewerkstelligen, meist aber müssen wir uns aus der Schusslinie bringen, entweder ganz, also physisch, oder wenigstens mental, indem wir die Verbindung zum Empfänger kappen.
    Wenn jemand beispielsweise seine Energie daraus bezieht, dass er dich ständig in Sorge versetzt oder hängen lässt, im Wissen, dass du permanent darüber nachdenkst, warum er das tut (»Ist ihm etwas passiert? Liebt er mich nicht mehr?«), hör einfach auf, über ihn und seine Motive nachzudenken. Denn nur daraus bezieht er seine Energie – aus dem Wissen um deine Sorge. Hast du Glück, ändert er sein Verhalten dir gegenüber. Hast du doppelt Glück, sucht er sich eine andere Energiequelle. (Was übrigens sehr verbreitet ist, denn wenn der Energiesuchende selbst Energie aufwenden muss, um an seinen Stoff zu kommen, sucht er sich meist in Windeseile einfacher anzuzapfende Quellen.)
    Womit wir beim rätselhaften Heisenberg wären, dem alten Physiker. Der ja bemerkte, dass die mächtige Energieform → Licht sowohl Wellen- als auch Teilchencharakter haben kann, was ja eigentlich gar nicht geht, denn entweder ist man in diesen Kreisen Jacke oder Hose – aber nicht beides, nach Lust und Laune. Entscheidend ist Heisenbergs Feststellung, dass »Welle oder Teilchen« davon abhängt, ob das Licht beachtet respektive beobachtet wird . Oder auch: Ob ihm jemand seine Aufmerksamkeit zuwendet. Denn Elektronen sind auch nur Menschen oder eben vice versa: Sie verändern ihr Wesen, wenn man sie beobachtet.
    Also: Sogar Wissenschaftler wissen und haben längst bewiesen, dass durch Aufmerksamkeit Energie fließt – von dem, der aufmerksam ist, zu dem, dem die Aufmerksamkeit gilt. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass so wenig Menschen wissen, was das für ihren Alltag bedeutet.
    Immerhin: Du weißt es jetzt. Und ich hoffe, es hilft dir, mit deiner Energie hauszuhalten. Nichts spricht dagegen, sie bis zur Erschöpfung herzugeben. Aber du solltest wissen, warum du

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