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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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Sonnentempel verband und unter den Tempeln und Palästen der Inkas verlief, die im ältesten Teil der Stadt lagen, auf dem Hügel zwischen den beiden Flüssen Tullamayo und Huatanay.«
    »Dieser Hügel ist sozusagen der Körper des Pumas, der von den beiden Flüssen begrenzt wird«, fügte Umina hinzu.
    »Richtig«, bestätigte der
quipucamayo
. »Mit dem Wasser wurde in der Festung der Teich einer Warte gefüllt, in dem sich die Sterne während der Sonnwende im Juni spiegelten. Damit wurden die Vorhersagen für das Jahr gemacht. Anschließend öffnete man die Schleusen und ließ das Wasser zum Sonnentempel hinabfließen, wo es dann aus der Quelle sprudelte   …«
    »Und immer noch sprudelt«, fügte Sebastián hinzu. »Ich habe dort heute einen Wasserschlauch gefüllt. Im Innenhof des Klosters Santo Domingo. Das heißt, diesen Kanal gibt es immer noch. Wissen Sie, wo er verläuft?«
    »Er verbindet Cuzcos Hauptkirchen in direkter Linie«, antwortete der
quipucamayo,
nachdem er die Papiere konsultiert hatte. »San Cristóbal, die Kathedrale, Santa Catalina, die Kapelle von Santa Rosa und Santo Domingo. Diese Kirchen wurden alle auf |360| ehemaligen Inkatempeln errichtet. Es wurde offensichtlich ein natürlicher unterirdischer Kanal genutzt, um einen Fluchtweg aus der Stadt zur Festung Sacsahuamán zu haben.«
    »Und kommt man irgendwie hinein?«
    »Zu Zeiten der Inkas gab es von einigen alten Tempeln und Palästen aus einen Zugang. Diese wurden jedoch später zugemauert. Die Einzigen, die ihren Zugang beibehielten und offensichtlich sogar noch erweiterten, waren die Jesuiten. Ihr Eingang befand sich in der Krypta ihrer Kirche, auf der Plaza de Armas.«
    »Diese Kirche wird aber heute als Kaserne genutzt«, warf Umina ein.
    »Das stimmt, mein Kind«, erwiderte Uyán. »Doch die Kirche der Jesuiten und das Schlangenhaus,in dem wir uns befinden,wurden beide über Huayna Cápacs altem Palast, dem Amaru Cancha, errichtet. Sie haben eine gemeinsame Quelle, die sie mit Wasser versorgte,als die Stadt belagert war. Und über diese hatte man Zugang zu dem Haupttunnel,durch den der Inka auf den Hügel über der Stadt zur Festung Sacsahuamán fliehen konnte.«
    »Das heißt, man kann von hier aus in die Gruft der Jesuiten gelangen? Warum hast du mir das nicht früher gesagt?!«, rief Umina.
    »Weil ich es nicht wusste. Weder ich noch sonst jemand. Es kam bei den Prozessen heraus, als die Wasserrechte dieses Hauses angefochten und die Leitungen der Quelle geprüft wurden, die sich im Keller befindet und dann aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde.«
    »Und wie kommt man hinunter?«
    »Es muss wohl über die Verlängerung der Treppe gehen.«
    »Dort, wo sich der Löwe und der schwarze Stein befinden?«
    »Wahrscheinlich bewachen sie den Eingang.«
    »Dann könnten wir, wenn ich das richtig verstehe, von hier aus bis ins Pantheon der Jesuiten gelangen und dort den Eingang zum Haupttunnel suchen?«, fragte Sebastián ungläubig.
    »So ist es.«
    »Worauf warten wir dann noch?«, rief der Ingenieur und sprang auf.
    |361| »Ich komme mit!«, rief Chimpu.
    Der
quipucamayo
war nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Und er bestand darauf, das rote Quipu mitzunehmen.
    Alles Zureden half nichts, sodass Uyán schließlich vorschlug, dass nicht nur Chimpu, sondern auch Qaytu sie begleiten sollte, der sich um den Alten kümmern konnte, falls diesem die Kräfte versagten.
    »Außerdem ist Qaytu vernünftiger als ihr beide«, sagte Uyán zu ihrer Tochter und Sebastián. »Ich lasse nach ihm schicken und werde dafür sorgen, dass der Eingang freigelegt wird.«

|362| Coricancha
    Ü ber die Verlängerung der Treppe, die in die Tiefen des Schlangenhauses führte, gelangte man zu der Quelle. Die Quader, die sie begrenzten, gaben, ebenso wie das große Becken einen guten Eindruck von der Bedeutung, die dieser Quelle und diesem Sonderrecht zukamen.
    Sie war durch einen schmalen Gang mit den Gewölben unter dem Gotteshaus der Gesellschaft Jesu verbunden. Dort war die wuchtige Steinmetzkunst der Inkas bereits einer leichteren, spanischen gewichen,die mehr dem Stil eines Mausoleums entsprach, mit Steintafeln für die verschiedenen Gräber.
    Sebastián ließ den Lichtschein seiner Laterne durch die Gruft streifen und blieb schließlich vor einer Grabplatte stehen.
    »Diego de Acuña!«, rief er überrascht aus.
    Umina trat zu ihm, und während die beiden schweigend auf den ansonsten schmucklosen Stein blickten, mussten sie unweigerlich an die letzten

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