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Quitt

Quitt

Titel: Quitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Fußwaschung übrigens selbstverständlich) sei Abendprogramm, und nun folge tags darauf der eigentliche jour de fête. Dann sei das ganze Tabernakel so gefüllt, daß kein Apfel zur Erde könne; wo noch Lücken seien, würden ein paar Indianer hineingestopft, und endlich erscheine Obadja in höchsteigener Person und spreche das Gebet. Daran schlösse sich dann am selben Tage noch, oder auch am Tage darauf, die Taufe der Neuaufzunehmenden, unter denen nur selten eine Weißhaut sei, und dann komme die Predigt, in der der Alte meistens Geschmack genug habe, sich kurz zu fassen. Im weiteren Verlauf singe Ruth, was immer das Beste sei, und zuletzt falle der Chor der Cherokee- und Arapahokinder ein und habe man dann einen Lärm wie bei »Ferdinand Cortez ou la Conquête de la Mexique«, namentlich wenn gleichzeitig das große Tamtam geschlagen würde, das beiläufig wirklich aus Mexiko stamme. Der alte Gunpowder-Face aber, den er (Lehnert) bisher nur von seiner Doktorseite kennengelernt habe, sei dann – weil er nicht bloß die kettle-drums, sondern auch das Tamtam zu bedienen habe – auf seiner eigentlichen Höhe, sähe dabei aus wie ein mexikanischer Oberpriester, und Obadja verschwinde daneben.
    L'Hermite hatte das alles in bester Laune vorgetragen und Lehnert mehr als einmal ein Lächeln abgenötigt. Aber ihn in eine wirklich heitere Stimmung zu bringen war ihm trotzdem nicht gelungen. Im Gegenteil, Lehnert blieb befangen und unruhig und sah den Festlichkeiten fast wie mit Bangen entgegen.
     
    Der zweitnächste Morgen brachte nicht nur Obadja samt Ruth und Toby nach Nogat-Ehre zurück, sondern auch alle Mennoniten aus dem weiteren Umkreise trafen ein, meist Lehrer und Prediger, die zwischen den Ozark-Mountains und den Shawnee-Hills ihre Wohnung und ihren Wirkungskreis hatten, und mit ihnen viele bekehrte Rothäute, Männer und Frauen, die, während des Festes, in die Gemeinde der »Taufgesinnten« aufgenommen werden sollten. Ein Teil davon, so viele waren ihrer, mußte, wegen Raummangels, in einer benachbarten Indianersiedlung untergebracht werden, drin unser Freund Gunpowder-Face – welchen Namen er wegen seines anscheinend mit Schießpulverkörnern überstreuten Gesichts erhalten hatte – das Regiment führte. Nach diesem mehr oder weniger befreundeten Indianerdorfe kamen viele, der Rest aber verblieb teils in Nogat-Ehre, teils in Obadjas eigenem Hause, darin wieder Mistress Kaulbars, nach inzwischen erfolgter Rückkehr vom Vorwerk, mit bewährter Umsicht das Wirtschaftliche leitete, während Ruth die Honneurs des Hauses zu machen hatte. Freitag war alles versammelt; erste Begrüßung im Tabernakel und Ansprache, woran sich dann tags darauf der Akt der Fußwaschung mit vieler Feierlichkeit anschloß. Und nun ging man dem eigentlichen großen Festtage, dem Sonntag, entgegen, dessen Programm Monsieur L'Hermite bereits in aller Kürze gegeben hatte.
     
    Bis in die Nacht hinein und dann wieder in frühester Morgenstunde war im Betsaal alles für den großen Tag hergerichtet worden, so daß man sich, um die neunte Morgenstunde, darin versammeln und Plätze, nach vorher getroffener Anordnung, einnehmen konnte. Wie sich denken läßt, hatte das Tabernakel unter all diesen Herrichtungen seine fast an Kahlheit grenzende Schlichtheit eingebüßt: überallhin waren Laub – und Blumengirlanden gezogen, am meisten an der der Eingangstür gegenübergelegenen dreigeteilten Empore, zu deren Füßen, um ein geringes vorspringend, der von Lichtern flimmernde Altar aufragte. Hierher richtete sich denn auch die Hauptaufmerksamkeit, desgleichen nach dem breiten Mittelteile der Empore, wo Ruth in vorderster Reihe stand, um sie her die den Chor bildenden Mennonitentöchter von Nogat-Ehre. Daneben aber, in dem rechten und linken Flügelteile, befanden sich, zur Verstärkung des Chors herangezogen, viele Indianerkinder, deren eines, ein sehr hübsches Mädchen, eine Christusfahne hielt, während, ganz im Hintergrunde, Häuptling Gunpowder-Face nicht bloß mit einem mexikanischen Oberpriester-, sondern geradezu mit einem mexikanischen Götzengesicht sichtbar wurde, glühäugig und erregt, weil ihm, wie herkömmlich, so auch heute wieder, die beiden Kesselpauken und vor allem das an der Wand hängende Tamtam zur Bedienung anvertraut worden waren. Die Kesselpauken, wie noch hervorgehoben werden muß, waren ein Geschenk von Monsieur L'Hermite, der sie, mit Hilfe selbstpräparierten Pergaments, erfinderisch und kunstvoll hergestellt

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