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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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sind alt und häßlich. Rubria allein sieht einem Menschen ähnlich, und so würden wir unserer zwei sein, obwohl Rubria zuweilen Sommersprossen bekommt.“
    „Gestehe nur, keuscheste Calvia“, warf Petronius ein, „daß du bloß im Traume eine Vestalin werden konntest.“
    „Doch wenn der Cäsar es befehlen wollte?“
    „Dann würde ich glauben, daß selbst die unmöglichsten Träume wahr werden können.“
    „Aber sie werden wahr“, sagte Vestinus. „Ich begreife die Leute, die nicht an die Götter glauben, aber wie ist es möglich, nicht an Träume zu glauben?“
    „Aber Prophezeiungen?“ fragte Nero. „Einst wurde mir prophezeit, Rom werde untergehen und ich den ganzen Orient beherrschen.“
    „Prophezeiung und Traum gehören zusammen“, sagte Vestinus. „Einstmals sandte ein großer, aber ungläubiger Mann in den Tempel des Mopsus einen Sklaven mit einem versiegelten Brief, den er niemand zeigte; er tat dies, um zu prüfen, ob der Gott die darin enthaltene Frage beantworten könne. Der Sklave schlief eine Nacht lang im Tempel, um einen prophetischen Traum zu erlangen; am Morgen kehrte er zurück und erzählte: ‚Ich sah im Traume einen Jüngling, licht wie die Sonne, der nur das eine Wort sprach: Schwarz!‘ Als der Prokonsul dies hörte, erbleichte er und sagte, zu seinen gleich ungläubigen Gästen sich wendend: ‚Wißt ihr, was im Briefe stand?‘ “
    Hier brach Vestinus ab, erhob den Weinbecher und trank.
    „Was stand in dem Briefe?“ fragte Senecio.
    „Die Frage stand darin: Ist der Stier, den ich opfern soll, weiß oder schwarz?“
    Doch die Aufmerksamkeit, die die Erzählung erregt hatte, wurde durch Vitellius gestört, der schon betrunken zum Gelage erschienen war und nun plötzlich ohne Veranlassung in wieherndes Gelächter ausbrach.
    „Worüber lacht denn das Talgfaß?“ fragte Nero.
    „Das Lachen unterscheidet den Menschen vom Tier“, antwortete Petronius, „und er hat keinen anderen Beweis dafür, daß er nicht ein wilder Esel ist.“
    Vitellius unterbrach sein Gelächter, leckte seine von Fett und Sauce glänzenden Lippen ab, blickte die Anwesenden so erstaunt an, als hätte er sie nie zuvor gesehen; dann erhob er die wie Polster aussehenden Hände und sagte mit heiserer Stimme:
    „Der Ring des Ritterstandes ist mir vom Finger gefallen; ich erbte ihn von meinem Vater.“
    „Der ein Schuster war“, ergänzte Nero.
    Doch Vitellius brach abermals in sinnloses Lachen aus und begann, in Calvias Peplos nach seinem Ring zu suchen, wobei Vatinius das Geschrei eines erschreckten Weibes nachahmte. Nigidia, Calvias Freundin – eine junge Witwe mit dem Gesichte eines Kindes und den Augen einer Metze –, sagte laut:
    „Er sucht etwas, was er nicht verloren hat.“
    „Und das, wenn gefunden, wertlos für ihn ist“, vollendete der Dichter Lucanus.
    Das Mahl wurde belebter. Scharen von Sklaven trugen neue Gänge auf. Aus großen, mit Schnee gefüllten und mit Efeu verzierten Krügen wurden unaufhörlich kleinere Gefäße mit verschiedenen Weinsorten entnommen. Jedermann trank nach Belieben. Von Zeit zu Zeit fielen von der Decke herab Rosen auf die Gäste.
    Petronius ersuchte Nero, das Fest durch seinen Gesang zu beehren, bevor die Gäste trunken seien. Ein Chor von Stimmen unterstützte ihn, doch Nero weigerte sich anfänglich. Es sei nicht bloß eine Frage des Mutes, obschon dieser ihn jedesmal im Stich lasse. Die Götter wüßten, welche Anstrengungen jeder Erfolg ihn koste. Zwar scheue er die Anstrengungen nicht, weil man doch für die Kunst etwas tun müsse; überdies, da Apollon ihn mit einer guten Stimme begabt habe, sei es unrecht, göttliche Gaben unbenutzt zu lassen. Er sehe das als eine dem Staat schuldige Pflicht an. Heute sei er aber wirklich heiser, obwohl er die Nacht zuvor Bleigewichte auf die Brust gelegt habe. Deswegen denke er daran, nach Antium zu gehen, um reine Seeluft zu schöpfen.
    Lucanus bat ihn im Namen der Kunst und der Menschheit, doch zu singen. Jedermann wisse, der göttliche Dichter und Sänger habe eine neue Hymne auf Venus verfaßt, der gegenüber die Hymne des Lucretius wie das Geheul eines hungrigen Wolfes töne. Er solle doch das Gelage zu einem wirklichen Fest machen, und ein so milder Herrscher wie er dürfe seine Untertanen nicht derart foltern.
    „Sei nicht grausam, o Cäsar!“
    „Sei nicht grausam“, wiederholten alle.
    Nero breitete die Hände aus als Zeichen, daß er sich ergebe. Aller Augen nahmen nun einen Ausdruck des Dankes an und

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