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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Jedenfalls erhalten wir dort Nachricht über sie.“
    „Du hast recht, geh voran!“
    Chilon lenkte sogleich nach links, dem Hügel zu. Für einen Augenblick verbarg der Abhang das Feuer, so daß die beiden im Schatten ritten, während die benachbarten Höhen hell beleuchtet waren. Als sie den Zirkus hinter sich hatten, bog Chilon wieder links ab, und sie befanden sich in einer Art Schlucht, die vollständig finster war. Eine Menge Lichter flackerten in dieser Finsternis.
    „Dort sind sie“, sagte Chilon. „Es sind mehr als je beisammen, weil die anderen Gebetshäuser verbrannt oder voll Rauch sind.“
    „Ich höre Gesang“, gab Vinicius zur Antwort.
    Wirklich drangen Stimmen singender Menschen aus dem dunklen Eingang. Ein Licht nach dem anderen verschwand. Aus Seitengängen kamen beständig neue Gestalten, so daß Vinicius und Chilon sich bald mitten in einer großen Schar befanden. Chilon sprang von seinem Maultier, winkte einem Knaben zu, der in der Nähe saß, und sagte:
    „Ich bin ein christlicher Priester und Bischof. Halte die Tiere, du wirst dafür meinen Segen und Vergebung deiner Sünden erhalten.“
    Ohne auf Antwort zu warten, warf er ihm die Zügel zu und folgte mit Vinicius der vorwärts schreitenden Schar.
    Bald gelangten sie in die Höhle, die sich mehr und mehr ausweitete und deren Wände deutlich zeigten, daß hier Steine gebrochen wurden, denn die Brüche waren noch frisch. Es war hier weniger finster als im Eingang, weil außer Kerzen und Laternen noch Fackeln brannten, in deren Schein Vinicius eine Menge kniender Beter mit erhobenen Armen sah. Lygia, Linus und Petrus waren nicht zu finden unter diesen feierlich ernsten Gesichtern. Auf dem einen Antlitz lag Schrecken, auf dem anderen Hoffnung. Im Weiß der emporblickenden Augen spiegelte der Fackelschein sich wider, Schweiß rann von den bleichen Stirnen. Die einen sangen Hymnen, die anderen riefen in fieberhafter Erregung den Namen Jesu, viele schlugen sich an die Brust. Augenscheinlich erwarteten sie irgendein Zeichen des Himmels.
    Inzwischen war die Hymne zu Ende. Über der Versammlung, in der Nische, die durch Entfernung eines riesigen Steinblockes entstanden sein mußte, erschien Crispus, blaß, erbarmungslos, fanatisch. Aller Augen waren auf ihn gerichtet in Erwartung tröstender Worte. Er segnete die Gemeinde und begann mit lauter, beinahe schreiender Stimme:
    „Beweint eure Sünden, denn die Stunde ist da! Sehet, der Herr sandte das Feuer der Zerstörung auf Babylon herab, auf die Stätte der Verworfenheit und des Verbrechens. Die Stunde des Gerichts hat geschlagen und die Stunde des Zornes und der Rache. Der Herr hat versprochen zu kommen, bald werdet ihr ihn schauen. Nicht als Lamm, das sein Blut für eure Sünden hingab, wird er erscheinen, sondern als furchtbarer Richter, der in seiner Gerechtigkeit Sünder und Ungläubige in den Pfuhl schleudert. Wehe der Welt, wehe den Sündern! Keine Gnade erwartet sie. Ich schaue dich, Christus! Sterne fallen in einem Regen zur Erde, die Sonne hat sich verfinstert, die Erde öffnet gähnende Schlünde, die Toten entsteigen ihren Gräbern. Du aber erscheinst mit Posaunenschall und Legionen von Engeln, unter Donner und Blitz. Ich schaue, ich höre dich, Christus!“
    Er schwieg darauf und erhob die Augen, die auf eine ferne, furchtbare Erscheinung zu starren schienen. Ein dumpfes Getöse erklang in diesem Augenblick durch die Höhle: einmal, noch einmal, zum zehntenmal. In der brennenden Stadt brachen ganze Straßen zusammen. Doch die meisten Christen hielten dieses Getöse für ein deutliches Vorzeichen einer furchtbaren Stunde. Der Glaube an Christi Wiederkunft und das Ende der Welt war allgemein unter ihnen verbreitet, besonders seitdem der schreckliche Brand ausgebrochen war. Entsetzen faßte die Gemeinde. Viele schrien: „Der Tag des Gerichtes! Sehet, er ist da!“ Die einen vergruben das Antlitz in die Hände und glaubten, die Erde in ihren Grundfesten erschüttert und Tiere der Hölle aus den Schlünden auf die Sünder losstürzen zu sehen, die anderen riefen: „Christus, erbarme dich unser! Erlöser, sei uns gnädig!“ Viele bekannten laut ihre Sünden; einer warf sich dem anderen in die Arme, um in der Stunde der Trübsal nicht allein zu sein.
    Daneben sah Vinicius Gesichter, die in den Himmel entrückt schienen, mit einem Lächeln, das nichts Irdisches hatte; sie zeigten keine Furcht. Aus einer Ecke drangen Angstrufe in unbekannten Sprachen. Einer schrie: „Wacht auf, die ihr

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