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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Merkur vorstellte. Ihnen folgten die Aufseher und Platzanweiser, Sklaven, um Speise und Erfrischungen herumzutragen, und Prätorianer, ohne deren Schutz Nero sich niemals ins Amphitheater wagte.
    Endlich öffneten sich die Vomitorien, und die Menge strömte in die Mitte des Zirkus. Stundenlang floß dieser lebendige Strom, ohne daß darum das Riesengebäude sich als zu klein erwiesen hätte. Das Geheul der wilden, die menschliche Ausdünstung witternden Tiere wurde immer wütender. Dadurch, daß jeder sich seinen Sitz aussuchte, entstand ein Lärm wie von einem sturmgepeitschten Meer.
    Der Stadtpräfekt, von seiner Wache umgeben, erschien. Nach ihm strömten in ununterbrochener Reihe die Sänften heran mit Senatoren, Konsuln, Prätoren, Ädilen, Regierungsund Palastbeamten, Prätorianeroffizieren, Patriziern und vornehmen Damen. Einigen Sänften, gingen Liktoren mit den Fasces voran, anderen Scharen von Sklaven. Die Vergoldung der Sänften glitzerte im Sonnenschein, desgleichen glänzten die weißen und bunten Gewänder, die Federn, Ohrringe, die Juwelen und der Stahl der Liktorenbündel. Schreiend begrüßte das Volk die Würdenträger. Von Zeit zu Zeit trafen neue Abteilungen von Prätorianern ein.
    Etwas später erschienen die Priester der verschiedenen Tempel; nach diesen wurden die geheiligten Jungfrauen Vestas, von Liktoren umgeben, hereingetragen.
    Die Menge harrte nur noch auf den Cäsar, nach dessen Ankunft das Schauspiel beginnen sollte. Um sich die Volksgunst zu erhalten, ließ Nero nie lange auf sich warten. Mit ihm kamen Poppäa und die Augustianer. Unter ihnen befanden sich Petronius und sein Neffe. Vinicius wußte, daß Lygia krank und bewußtlos daniederlag; allein da während der letzten Tage alle Besuche im Gefängnis verboten gewesen und die Wachen durch andere ersetzt worden waren, die nicht den geringsten Verkehr zwischen Gefangenen und Besuchern dulden durften, war er nicht gewiß, ob Lygia nicht doch zu den Opfern dieses ersten Tages gehörte. Man konnte auch ein krankes, ohnmächtiges Weib den Löwen vorwerfen.
    Da jedoch die Christen, in Tierfelle eingenäht, massenweise die Arena betreten sollten, würde niemand berechnen können, ob einige mehr oder weniger darunter waren, ein Erkennen schien unmöglich. Die Gefängniswärter waren zwar bestochen; mit den Türhütern war ein Handel abgeschlossen worden, daß sie Lygia in einem dunklen Winkel verbergen und sie nachts einem Vertrauten des Vinicius übergeben sollten, der sie schleunigst nach den Albanerbergen zu bringen hatte. Petronius, der in das Geheimnis eingeweiht war, riet Vinicius, mit ihm ins Amphitheater zu gehen, dort im Gedränge zu verschwinden und sich dann in die Gewölbe zu schleichen, um dort, damit jede Verwechslung ausgeschlossen war, den Wärtern Lygia zu zeigen.
    Die Wärter ließen ihn durch ein kleines Tor eintreten, das sie selber auch benutzten. Einer, Cyrus, führte ihn sogleich zu den Christen. Unterwegs sagte er:
    „Ich weiß nicht, Herr, ob du finden wirst, was du suchst. Wir fragten nach einem Mädchen, das Lygia heißt, erhielten aber keine Antwort. Es ist auch möglich, daß man uns nicht traut.“
    „Sind es viele?“ fragte der Tribun.
    „Viele müssen bis morgen warten.“
    „Sind Kranke unter ihnen?“
    „Keiner, der nicht stehen könnte.“
    Cyrus schloß eine Tür auf. Sie betraten einen weiten, niedrigen und finsteren Raum; das Gitter zwischen der Arena und diesem Raume war die einzige Lichtquelle. Vinicius sah nichts; er hörte nur murmelnde Stimmen aus der Nähe und den wilden Lärm im Zuschauerraum. Sobald er sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, erblickte er ganze Scharen fremdartiger, Wölfen und Bären gleichender Wesen. Es waren die in Tierhäute eingenähten Christen. Einige standen, andere knieten und beteten. Da und dort erkannte man an langen, über das Tierfell herabfallenden Haaren eine Frau. Wie Wölfe aussehende Frauen hielten in zottige Hüllen eingenähte Kinder in den Armen. Doch aus den Tierhäuten ragten heitere Gesichter hervor mit Augen, die in Freude und Fieber glänzten. Es war augenscheinlich, daß der größere Teil dieser Menschen nur einen Gedanken hatte, den Gedanken an eine jenseitige Welt, der sie gleichgültig gegen alles um sie herum machte. Einige, bei denen Vinicius sich nach Lygia erkundigte, blickten ihn an, als störe er sie aus einem Traum, und gaben keine Antwort; andere legten lächelnd den Finger vor die Lippen oder deuteten nach dem Gitter. Da und dort

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