R4ge Inside
Mädchen hinter ihm ironisch. Mason stellte fest, dass er zum ersten Mal an diesem Tag lächelte. Er musste daran denken, dass sie gut zu Aries und den anderen passen würde.
»Ihr kennt die Regeln«, fuhr der Hetzer fort. »Wenn wir fertig sind, zählen wir durch. Fehlt einer von euch, stirbt die ganze Gruppe.«
»Haben sie das schon mal gemacht?«, fragte Mason leise das Mädchen hinter sich.
»Bis jetzt waren es zwei Gruppen«, flüsterte sie. »Sie wurden ins Camp zurückgebracht und vor aller Augen erschossen, der Abschreckung wegen. Beide Male haben sie auch die Deserteure gefunden. Ich sag dir besser nicht, was sie mit denen gemacht haben. Es war nicht schön.«
Mehrere Stunden später stand er schweiÃüberströmt und wie Gammelfleisch riechend im sechsten Stock. Das bodentiefe Fenster vor ihm gab es nicht mehr, es war bei den Erdbeben zerstört worden. Ãbrig geblieben war nur ein groÃes Loch, durch das eine leichte Brise hereinwehte, die aber nicht gegen den Gestank ankam, der sich in Teppich und Möbeln festgesetzt hatte.
Die Zehen seiner Turnschuhe ragten über den Sims. Als er nach unten sah, konnte er den Transporter erkennen, der von hier wie ein Spielzeugauto wirkte, und zwei der Gefangenen, die gerade eine stark verweste Leiche hinaustrugen.
Er könnte springen.
Wäre es so einfach?
Ja. Er wusste, dass er all seine Problem lösen konnte, wenn er einfach einen Schritt nach vorn machte. Keine Schmerzen mehr. Kein Versteckspiel. Er würde nicht mehr gegen die Dunkelheit ankämpfen müssen, die sich über sein Bewusstsein legte, egal, wie sehr er sich auch bemühte, sie wegzuschieben.
Keine Selbstverachtung mehr.
Aber dann wäre da nichts mehr.
Dafür war er noch nicht bereit.
Die Sonne ging langsam unter. Er hatte einen perfekten Blick auf den gleiÃend hellen Ball, der langsam im Meer versank. In einiger Entfernung war eine der Inseln vor der Küste zu erkennen, ein kleiner dunkler Flecken Land am Rande des Horizonts.
Wenn er es aus dem Camp schaffte, könnte er mit Aries und den anderen besprechen, auf die Inseln überzusiedeln. Joy hatte ihm erzählt, dass es unzählige davon gab. Die gröÃte war Vancouver Island. Wenn sie weit genug nach Norden gingen, fanden sie vielleicht sogar welche, auf denen die Hetzer noch nicht waren. Und vielleicht andere Menschen. Der Anfang einer neuen Zivilisation.
Er stellte sich vor, wie sie in einer kleinen Blockhütte lebten, die man im Winter mit Holz heizen musste, und im Sommer einen Garten haben würden. Sie könnten lernen, wie man in der neuen Welt überlebte. Michael und Clementine waren schon als Kinder jagen gegangen. Mason hatte noch nie im Leben einen Hirsch geschossen und er fragte sich, ob er dazu fähig sein würde.
Schöne Gedanken.
So unrealistisch sie auch waren, sie genügten, um ihn davon abzuhalten, in die Tiefe zu springen.
AuÃerdem würden die Hetzer gewinnen, wenn er es tat. Leon würde bis über beide Ohren grinsen. Dann hatte er es geschafft, Mason unter die Haut zu gehen. Alles, was er seit Chickadees Tod getan hatte, wäre umsonst gewesen.
Er drehte sich um und ging ins Zimmer zurück, den Rücken der untergehenden Sonne zugewandt. Seine Nase protestierte, als ihm der Gestank entgegenschlug. Die Leichen, die auf dem Boden vor ihm lagen, waren schon eine Weile tot. Von ihnen war nicht mehr viel übrig. Es war besser so.
Er ging ins Schlafzimmer und zerrte die Laken von den Betten. Es dauerte eine Weile, aber mit bloÃen Händen wollte er die Toten auf keinen Fall anfassen. Nachdem er sie eingewickelt hatte, kam einer der anderen Gefangenen und half ihm, die erste Leiche die Treppe hinunterzutragen.
Früher hatte es Fahrstühle gegeben, die allen das Leben einfacher gemacht hatten.
Auf der StraÃe unten wurde es allmählich dunkel. Die Schatten wurden länger, als der letzte Rest Tageslicht schwand. Sie warfen die Leiche auf einen Haufen, auf dem schon mehrere andere lagen.
Im Erdgeschoss hatten sie sieben Leute gefunden. Zwei davon waren Kinder.
Im ersten Stock waren es zehn. AuÃerdem zwei Hunde und ein Hamster im Käfig.
Der zweite Stock brachte sechzehn.
Und so weiter.
Der Haufen wurde gröÃer.
Da die Hetzer nirgends zu sehen waren, beschloss Mason, eine Pause zu machen. »Ich muss mal«, informierte er seinen Partner.
»Du willst wohl sterben«, erwiderte
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