R4ge Inside
war.
AuÃerdem würde sie nie jemanden aus der Gruppe verbannen. Egal, wie sehr er oder sie nervte. Es widersprach ihrem Charakter. Sie wollte jeden beschützen. Wenn sie Colin rauswarfen, weil er eine Nervensäge war â was würde sie dann daran hindern, als Nächstes Jack vor die Tür zu setzen, weil er zu nichts zu gebrauchen war? Und wer danach? Nein, das konnte sie nicht zulassen. Sie hatten alle so verdammt hart gearbeitet, um dieses Haus, diese Gruppe zu retten; sie konnte jetzt nicht wählerisch sein. Jeder war willkommen. Jeder würde gut behandelt werden. Auch wenn sie nicht alle gleich waren.
Es war nicht gerade hilfreich, dass Colin ihnen vor etwa einem Monat gedroht hatte. Das wusste allerdings nur Aries.
Der Streit war genau gleich verlaufen. Sie hatten darüber diskutiert, wer in der Woche Lebensmittelkonserven besorgen sollte. Angesichts der Tatsache, dass die Hetzer nicht in ihrer Gegend unterwegs waren, war das keine besonders gefährliche Aufgabe. Sie und Mason hatten alles ausgekundschaftet, und soweit sie das feststellen konnten, waren die Bestien in der Innenstadt, wo sie den Zaun um die Plaza of Nations bauten. Die weiÃen Transporter waren damals noch nicht unterwegs gewesen. Und wie üblich hatte Colin sich geweigert, auch nur darüber nachzudenken, diese Aufgabe zu übernehmen. Stattdessen waren er und Nathan in einen heftigen Streit geraten.
Nachdem Colin wutentbrannt in seinem Zimmer verschwunden war, gab Aries ihm eine Stunde, bevor sie nach oben ging, um ihn zur Vernunft zu bringen.
»Wir müssen alle mit anpacken«, sagte sie. Er hatte auf dem Bett gesessen, in einer alten Fitnesszeitschrift geblättert und mit keiner Geste zu erkennen gegeben, ob er überhaupt zuhörte. »Jeder muss seinen Beitrag leisten. Ansonsten ist das den anderen gegenüber nicht fair. Das sind die Regeln.«
»Darum geht es ja«, erwiderte Colin. »Du glaubst anscheinend, dass wir alle eine groÃe glückliche Familie sind. Sind wir aber nicht. Ich habe deinen sogenannten Regeln nie zugestimmt. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass mich jemand um meine Meinung dazu gefragt hat. Ich werde doch nicht mein Leben riskieren für Leute, an denen mir nichts liegt.«
»Warum sollten sie dann ihr Leben für dich riskieren?«
Colin warf die Zeitschrift auf den Boden und rollte sich auf die Seite. »Sie wollen mich rauswerfen? Selbst du weiÃt, dass das keine gute Idee ist.«
»Ach ja?«, fragte sie.
»Ja. Wer weiÃ, wem ich mich dann anschlieÃen würde? Im Gegensatz zu dir fühle ich mich niemandem verpflichtet. Wenn der Preis stimmt, könnte ich durchaus bereit sein, bestimmte Informationen weiterzugeben.«
»Du würdest uns verraten?«
»Sofort. Und jetzt verschwinde.«
Aries hatte das Zimmer verlassen und den anderen gesagt, dass sie Colin fürs Erste in Ruhe lassen sollten. Sie war den neugierigen Blicken ausgewichen und hatte sich geweigert, mehr zu sagen. Wenn Mason herausfand, dass er ihnen gedroht hatte, würde er Colin vermutlich am Kragen packen und hochkant rauswerfen. Dieses Risiko konnte sie nicht eingehen. Sie kannte Colin besser als jeder andere. Seine Drohung war ernst gemeint.
Seitdem hatte sie sich noch mehr als sonst bemüht, dass alles friedlich blieb. Es wurde mit jedem Tag schwieriger. Und jetzt sah es so aus, als wollte Nathan Colin gleich an die Kehle springen.
»Ich hab die Schnauze voll von dir«, knurrte Nathan. »Es wäre vielleicht besser, wenn du gehst.«
»Dazu besteht kein Anlass«, warf Aries ein.
»Oh doch.«
Colin schaltete den Gameboy aus. Er stand auf und ging zu Nathan. Mehrere Sekunden lang starrten sich die beiden an.
»Es muss dich wahnsinnig ankotzen, immer der Letzte zu sein«, sagte Colin. »Obwohl ich hier bin, bist du trotzdem noch der Letzte auf ihrer Liste.«
»Was redest du da?«, fragte Nathan.
»Ich seh doch, wie du dich bei ihr einschleimst, aber sie würde dir nie mehr glauben als Mason. Da Jack ein Krüppel und Mason verschwunden ist, hoffst du, dass sie dich nach deiner Meinung fragt, wenn du ihr noch mehr in den Arsch kriechst.«
Im Wohnzimmer war es totenstill geworden. Aries war ein paar Schritte auf sie zugegangen, doch keiner der beiden beachtete sie. Eve und Joy saÃen wie erstarrt auf der Couch, die Augen weit aufgerissen.
»So was solltest du nicht sagen«, erwiderte
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