R4ge Inside
zurückzuhalten. Es war gut zu wissen, dass sich da noch jemand so sicher war wie sie selbst.
»Wir werden ihn schon finden«, munterte Clementine sie auf. »Wir gehen heute Abend zusammen raus, ja? Wir reden mit Daniel. Sieh mich nicht so schockiert an. Ich weiÃ, dass du dich jede Nacht mit ihm triffst.«
Aries unterdrückte ein Lachen. »Woher weiÃt du das? Ich bin doch so vorsichtig gewesen.«
Clementine lächelte. »Weil du jedes Mal, bevor du dich rausschleichst, einen Blick in den Spiegel wirfst«, erklärte sie. »Nur weil du glaubst, dass wir alle schlafen, heiÃt das noch lange nicht, dass wir es auch tatsächlich tun. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir Gedanken um dein Aussehen machen würdest, wenn du nur mal schnell einen Spaziergang im Park machen willst. Ich kann dich verstehen. Daniel ist total süÃ.«
»Ich bin so froh, dass du wieder da bist.«
Als sie später am Abend das Haus verlieÃen, regnete es. Michael war immer noch nicht zurück. Aries konnte Zweifel und Angst in den Augen ihrer Freundin sehen. Doch Clementine wollte unbedingt mitkommen. Sie sagte, dann hätte sie wenigstens etwas zu tun, auÃer zu Hause zu sitzen und mit der Zeit wahnsinnig zu werden. Im letzten Moment bestand Raj darauf, dass sie ihn auch mitnahmen.
»Es wäre gut, wenn ihr einen kräftigen Chemiestudenten wie mich dabeihabt«, erklärte er. »Wen wollt ihr denn sonst auf die Hetzer werfen, um sie aufzuhalten?«
Aries fand Raj auf Anhieb sympathisch. Er war lustig und machte gern Witze, was angesichts der angespannten Atmosphäre im Haus eine nette Abwechslung war. Er brauchte nicht einmal ein paar Stunden, um Jack zweimal richtig zum Lachen zu bringen â etwas, das ihr wochenlang nicht gelungen war.
Sie brachten die Neuankömmlinge im Hobbykeller unter. Das schien das Beste zu sein. Die Studenten kannten sich alle und Aries wollte sie nicht in Masons Zimmer haben. Das hielt sie für eine Verletzung seiner Privatsphäre. Und für zu endgültig. Mason war nicht tot, er war nur verschwunden.
Hoffentlich hatte Daniel etwas gehört. Er schien eine richtige Begabung dafür zu haben, Gerüchte und Geheimnisse auf den leeren StraÃen der Stadt aufzuschnappen.
Sie zogen die Kapuzen ihrer Pullis über den Kopf und schlichen in die Nacht hinaus. Der Regen war nicht sehr stark, aber es war immer noch so kalt, dass Aries sofort zu frösteln begann. Als sie den Strand erreichten, waren sie bis auf die Haut nass. Vielleicht wurde es langsam Zeit, in Regenkleidung zu investieren. Möglicherweise fanden sie in einem der Outdoorläden ein paar geeignete Sachen.
»Hier bist du immer hin?«, flüsterte Clementine kichernd. »Ich wünschte, Michael wäre so romantisch. Kuscheln am Strand könnte ich jetzt gut gebrauchen.«
»Es ist nicht so, wie du denkst«, widersprach Aries. Sie war froh, dass es dunkel war, denn sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Wir kommen nur her, um zu reden. Sonst nichts.«
Ãberhaupt nichts. Seit damals am Strand, als er sie geküsst hatte. Als sie ihre Namen in den Baumstamm geritzt hatten. Kein Händchenhalten. Keine zärtlichen Worte.
Und keine Küsse mehr.
In gewisser Weise war es besser so. Es war zwar nicht so, dass sie nicht wollte, aber es war weder die Zeit noch der Ort, um eine leidenschaftliche Romanze zu beginnen. AuÃerdem war Daniel ihr gegenüber nicht unbedingt ablehnend, aber er schien sich immer irgendwie zurückzuhalten.
»Mason gibtâs ja auch noch«, sagte Clementine schelmisch.
Aries warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ich habe nicht die Absicht, mit jemandem eine Beziehung anzufangen. Also hör auf, darauf herumzureiten, okay?«
»Ich mein ja nur«, erwiderte Clementine. Damit lieà sie das Thema zum Glück fallen.
Sie warteten bei der Bank, im Stehen, weil es zu nass war, um sich hinzusetzen. Irgendwann ging Raj zum Meer und fing an, Steine ins Wasser zu werfen. Die Wellen waren wild und stürmisch, alles darin verschwand ohne ein Platschen.
»Er hätte längst hier sein müssen«, erklärte Aries, als sie wieder einmal auf die Uhr sah. Es war kurz vor Mitternacht und immer noch war nichts von Daniel zu sehen.
»Ist das normal?«, fragte Raj. »Kommt er immer?«
»So gut wie«, gab Aries zu. »Wir verabreden uns nicht für jeden Abend. Es passiert
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