R4ge Inside

einfach. Aber das jetzt ist merkwürdig. Irgendwas stimmt hier nicht.«
    Â»Vielleicht ist er mit Mason zusammen unterwegs«, mutmaßte Clementine.
    Â»Das glaube ich nicht«, sagte Aries. »Sie hassen sich. Nathan hat gesagt, dass sie sich neulich im Supermarkt fast geprügelt hätten.«
    Sie warteten noch eine Weile, bis sogar Aries zugeben musste, dass es am besten war, wenn sie wieder nach Hause gingen. Bis auf den Regen und die Flut bewegte sich nichts am Strand.
    Â»Wir können es ja morgen Abend noch mal versuchen«, schlug Clementine vor, als sie über den Parkplatz gingen.
    Wollte Aries das? Jeden Abend zurückkommen wie eine sitzen gelassene Geliebte und darauf warten, dass ihr Prinz kam und mit ihr davonritt?
    Â»Nein«, sagte sie schließlich. »Morgen fangen wir an, nach Mason zu suchen. Du gibst Heath nicht auf und ich werde Mason nicht aufgeben. Wie du schon sagtest, solange wir keine Leiche sehen, gibt es immer Hoffnung. Und wenn Michael bis morgen nicht zurück ist, suchen wir auch nach ihm. Ich habe zu hart gearbeitet, um jetzt einen nach dem anderen zu verlieren.«
    Raj schob seine Kapuze zurück und ließ den Regen auf seine Haare tropfen. »Ich bin dabei«, sagte er. »Das bin ich euch schuldig, weil ihr uns aufgenommen habt. Wo fangen wir an?«
    Aries drehte sich um und deutete auf die Skyline jenseits der Bucht, wo das Licht eines Suchscheinwerfers von den regennassen Wolken reflektiert wurde. »Da. Wir fangen da an.«
    Â»In der Höhle des Löwen?«, wunderte sich Raj. »Ausgerechnet an dem Ort, den wir bis jetzt wie die Pest gemieden haben?«
    Aries nickte. »Es gibt einen Grund dafür, dass Mason nicht zurückgekommen ist. Er wird von jemandem daran gehindert. Wenn die Hetzer ihn haben, werden sie ihn dort hingebracht haben.«
    Â»Wir brauchen eine bessere Ausrüstung«, meinte Clementine. »Michaels Fernglas wird nicht reichen.«
    Â»Wir besorgen uns morgen ein paar Sachen«, antwortete Aries.
    Raj klatschte in die Hände. »Wenn ich die Schlüssel für das Chemielabor hätte, könnten wir jetzt eine Menge Spaß haben.«
    Aries lächelte. »Weißt du was? Die Idee ist gar nicht mal so schlecht.«
    Während sie zum Haus zurückgingen, redeten sie angeregt darüber, was sie brauchten. Doch selbst das konnte nichts an dem quälenden Gefühl in Aries’ Magen ändern.
    Sie war die Anführerin der Gruppe. Bis jetzt hatte sie dafür gesorgt, dass alle sicher waren. Aber wie sollte sie es schaffen, dass sie am Leben blieben, wenn noch mehr von ihnen verschwanden?

NICHTS
    Schwarze Farbe.
    Die Geräusche und die Schreie höre ich hier nicht mehr. Sie prallen von der Farbe ab und werden von ihrer Schwärze verschluckt. Ich bin ein erstarrter Schatten. Eine Marionette. Meine Schnüre sind wieder eingeholt worden.
    Hilf mir.
    Stimmen. Stimmen, die durch die Wände flüstern. Sie liebkosen meine Haut. Wenn ich den Mund öffne, schlüpfen sie in meine Kehle und lassen sich in meine Bauchhöhle fallen. Sie schwappen gegen meine Bauchdecke, sie kriechen wie tausend junge Mäuse über meine Milz. Mein Magen ist bis obenhin voll mit Ratten. Meine Milz ist ein Leckerbissen für sie.
    Sie kamen, sie sahen, sie siegten. Sie kamen, um mich fortzuschaffen. Sie sind wild entschlossen, noch weiter in meinen Kopf hineinzukriechen. Sie wollen reden. Die Stimmen haben mich davor gewarnt, dass das passieren würde. Wenn ich meinen Kopf oft genug gegen die Wand schlage, kann ich sie vielleicht aufhalten. Aber ich bringe es nicht fertig, die Wand zu berühren. Die Dunkelheit wird mich verschlingen. Nicht so. So kann ich nicht gehen.
    Hilf mir.
    Ich bin nicht stark.

MASON
    Käfige.
    Ein Raum voller Käfige.
    Die Leuchtstofflampen warfen ihr grelles Licht auf ihn. Ein nicht endender Tag. Es war merkwürdig, wieder elektrische Beleuchtung zu sehen. Sie blendete ihn und brachte ihn zum Blinzeln. Viel zu hell. Als befände man sich in der Mitte der Sonne.
    In dieser gleißenden Helligkeit konnte man sich nirgends verstecken.
    Sie waren in den Überresten des Edgewater Casinos. Es hatte etwas Surreales an sich gehabt, als die Hetzer Daniel und Mason unter dem riesigen dunklen Neonschriftzug hindurch in das Casino geführt hatten. Wer konnte schon von sich behaupten, mit vorgehaltener Waffe in ein Spielcasino gebracht worden zu sein? Früher wäre das