R4ge Inside
schon alles vorzubereiten.«
Unter einer Plane am Eingang des Casinos lag ein Stapel Schlafsäcke. Chaplin ging hinüber, hob einen davon auf und warf ihn Mason zu.
Er begann, durch das Camp zu laufen. Beim Gehen deutete er in verschiedene Richtungen. »Die Toiletten sind dort drüben. Wir haben ein paar Sachen rausgelegt, wenn du dich waschen willst. Jeder darf sie benutzen, aber nimm nichts mit in dein Zelt. Wir lassen nicht zu, dass jemand hamstert. Wir teilen alles.« Er wies auf den einzigen Bereich, in dem sich Tische befanden. Mehrere davon standen in einer langen Reihe, umgeben von einer Art Küche. »Essen gibtâs um sechs. Nichts Besonderes, nur einfache Sachen. Aber es reicht, damit du einigermaÃen gesund bleibst. Allerdings ist nie genug da. Ich schlage vor, du kommst etwas später und lässt die anderen zuerst essen. Das ist eine unserer Regeln. Frauen und Kinder zuerst. Ein paar von den Feministinnen hier sind deshalb richtig sauer.« Chaplin lachte laut. »Wenn du so normal bist, wie du behauptest, werden die anderen das schon bald herausfinden.«
Mason nickte.
»Aber wenn ich du wäre, würde ich mit offenen Augen schlafen. Wir sind zwar keine Hetzer, aber richtig menschlich sind wir auch nicht mehr. Es sind dunkle Zeiten. Sie verändern einen Menschen. Sie verändern uns alle.«
SchlieÃlich hielten sie an einem leeren Zelt an, das in einer Ecke stand. Es war ein kleines Zweimannzelt, das schon bessere Tage gesehen hatte. Der ReiÃverschluss war kaputt und am Eingang hatte die Plane ein groÃes Loch, das aussah, als hätte es jemand mit einer Kerze hineingebrannt.
»Das ist alles, was ich für dich tun kann«, sagte Chaplin. »Falls dein Freund jemals rauskommt, schicke ich ihn zu dir. Viel Glück.«
Mason sah zu, wie Chaplin sich einer Gruppe von Leuten um eine der Feuerstellen anschloss. Er redete leise mit ihnen, aber es war klar, worum es bei der Unterhaltung ging. Mehrere Männer warfen böse Blicke in Masons Richtung.
Mason, der fest entschlossen war, sie zu ignorieren, warf seinen Schlafsack in das Zelt und kroch hinein. Die Zeltplane war dick und schwer, die Luft im Innern feucht. Er setzte sich auf den Boden und rollte sein neues Bett aus. Es gab keine Unterlage, um seinen Rücken vor dem harten Untergrund zu schützen. Kein Kissen, auf das er seinen Kopf legen konnte.
Verräter? Wirklich? Er?
Die Dunkelheit war in ihm. Leon hatte gesagt, er könne sie sehen. Und wenn Mason ehrlich war, wusste auch er, dass sie in ihm steckte, ganz dicht unter seiner Haut. Daniel hatte einmal zu ihm gesagt, dass er das Potenzial dazu hatte. Woher wusste Daniel das überhaupt?
Nein, er würde kämpfen, bis er nicht mehr konnte. Und dann ⦠Ãber das, was dann kam, wollte er nicht nachdenken.
Mason musterte die grünen Wände seines neuen Zuhauses. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie beengt er sich in dem trüben Licht fühlte. Die Zeltwände waren so dünn, so leicht zu durchdringen.
Ein leichtes Ziel.
Was sollte er jetzt tun?
Er zog sein Hosenbein hoch und untersuchte die elektronische FuÃfessel an seinem Bein. Das Gerät war nicht sehr groà und es sah aus, als könnte er es unmöglich selbst losmachen.
Seine Gedanken schweiften ab. Hatte Aries überhaupt bemerkt, dass er verschwunden war? Hatten sie sein Zimmer durchsucht? Würden die anderen davon ausgehen, dass er abgehauen war? Würden sie nach ihm suchen?
Aries würde sofort wissen, dass er nicht abgehauen war. Richtig? Zumindest hoffte er, dass es so sein würde. Sie hatten in den letzten Wochen viel miteinander geredet. Sie war die Einzige, in deren Nähe er sich einigermaÃen wohlfühlte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht einfach davonlaufen würde, ohne sich von ihr zu verabschieden. Aber würde sie es schaffen, die anderen davon zu überzeugen?
Was, wenn sie sich weigerten, ihr zu helfen? SchlieÃlich hatte er sich ja nicht gerade viel Mühe gegeben, nett zu ihnen zu sein. Selbst wenn sie nach ihm suchten, selbst wenn sie ihn fanden â was konnten sie tun, um ihn hier rauszubekommen? Sollte er das überhaupt zulassen? Hatte er das verdient?
Er hatte in den letzten Monaten so viel durchgemacht.
Jetzt musste er zum ersten Mal die Tränen zurückhalten, die in seinen Augen brannten.
MICHAEL
Dunkelheit im Wald wäre einfacher gewesen. Oder
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