R4ge Inside
sperren sie die Leute also dort drin ein, weil sie nicht kooperieren wollen?«
»Nicht nur deshalb. Einige von ihnen sind einfach zu wertvoll, um sie drauÃen zu lassen. Das führt natürlich zu Gerede. Die meisten, die ins Casino gebracht werden, kommen nicht wieder raus. Deshalb wissen die anderen nicht so genau, was sie von euch halten sollen.«
»Und was soll ich jetzt tun?«
»Verhalte dich unauffällig. Tu nichts, was Aufmerksamkeit erregen könnte.« Der Mann wies mit dem Kopf in Richtung des nächsten Wachturms. Zwei Hetzer gingen über das Gelände, bewaffnet mit Automatikgewehren. »Vor allem nicht ihre. Für die bist du am besten unsichtbar.«
Mason nickte. Er sah zu, wie die Hetzer bei einer kleinen Gruppe stehen blieben. Sie sprachen mit den Leuten und einige Männer traten vor. Ein vierter Mann blieb, wo er war, was ihm einen heftigen Schlag gegen den Kopf einbrachte. Als er zu Boden fiel, trat einer der Hetzer nach ihm.
Mason machte einen Schritt in ihre Richtung, doch der Mann neben ihm hielt ihn zurück. »Das würde ich nicht tun.«
»Was ist denn hier los?«, fragte Mason wütend. »Warum tut denn niemand was, um ihm zu helfen?«
»Was sollen sie denn tun?«, fragte der Mann. »Kämpfen? In diesen Leuten steckt kein Kampfgeist mehr.«
»Aber irgendwas können sie doch tun.«
»Dann würde man sie erschieÃen«, erklärte er. »Der Typ, den sie verprügelt haben? Er hätte es besser wissen müssen. Man tut, was einem befohlen wird. Nur so bleibt man am Leben. Sobald die Hetzer einen für nutzlos halten, ist man tot. Dieser Idiot will wohl sterben.«
»Wohin bringen sie sie?« Mason beobachtete, wie die Gruppe über das Gelände zum Eingang des Camps ging.
»Scheint ein Reinigungstrupp zu sein«, meinte der Mann. »Es gibt eine Menge Arbeit. Sie haben gerade damit angefangen, jeden Tag Leute rauszuschicken, um die StraÃen zu säubern. Leichen wegräumen und so. Jemand muss schlieÃlich die Sauerei wegmachen, die sie angerichtet haben. Auch die Erdbeben haben eine Menge Schäden verursacht. Sie fahren jeden Tag etwa zwanzig Leute zum E-Werk, um wieder für Strom zu sorgen. Du wirst es bald selbst herausfinden. Hier hat so ziemlich jeder einen Job. Manche einen besseren, manche einen schlechteren.«
»Was hält die Leute davon ab zu fliehen, sobald sie drauÃen sind?«
»Angst wäre schon mal ein ziemlich guter Grund. Einige von ihnen haben Familienangehörige, die auch hier sind.«
Also keine elektronischen FuÃfesseln. Masons Blick ging zu den FuÃknöcheln des Mannes. Er trug keinen Peilsender. Dann war Mason der Einzige mit so einem Gerät. Warum er? Er war froh, dass die FuÃfessel von seiner Jeans verdeckt wurde.
»Nützlich zu sein ist das Einzige, was einen hier überleben lässt«, erklärte der Mann. »Du kannst nur hoffen, dass du etwas hast, das sie haben wollen.«
Mason nickte gedankenverloren. Ja, die Hetzer wollten ihn haben. Leon hatte das sehr deutlich gemacht.
»Komm mit«, sagte er. »Wir suchen dir einen Platz zum Schlafen. Es ist nicht gerade ein Luxushotel, aber ich bin sicher, dass es dir in letzter Zeit schlimmer ergangen ist. So wie uns allen. Wir haben ein paar Zelte, allerdings nicht so viele, wie ich gerne hätte. Jeden Tag kommen mehr Leute. Aber wir können dir zumindest etwas geben, das den Regen abhält.«
»Danke.«
»Ich bin Chaplin.« Der Mann streckte die Hand aus.
»Mason.«
Sie gingen an einer Gruppe Frauen vorbei, die gerade dabei war, Erde auf einer Fläche zu verteilen, die vom Beton befreit worden war. Säcke mit Dünger lehnten am Metallzaun. Neben ihnen lagen Gartenausrüstungen: Hacken, Saatgut, GieÃkannen und verschiedene andere Gegenstände. Die Frauen arbeiteten hart und schleppten die Säcke über das angelegte Feld. Ihre Gesichter waren mit Erde verschmiert, die Hände zerschnitten und notdürftig verbunden. Keine von ihnen sah fröhlich aus, die meisten schauten starr zu Boden und warfen nur hin und wieder einen verstohlenen Blick zu den Wachtürmen.
»Das Schöne an Vancouver ist, dass man hier fast das ganze Jahr über im Garten arbeiten kann«, sagte Chaplin sarkastisch, als er Masons Blick bemerkte. »Vor dem Frühling wird vermutlich nicht viel wachsen, aber das hält die Hetzer nicht davon ab, jetzt
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