R4ge Inside
davon an Bord zu gehen und einfach davonzusegeln?
Er wollte nicht mehr an Chickadee denken, daher stellte er sich Aries am Bug des Schiffes vor, in einem Sommerkleid, die Haare im Wind flatternd. Kein Land in Sicht, nur glitzernde blaue Wellen, so weit das Auge reichte. Sie drehte sich um und lächelte ihn an, während die Sonne ihre Haut wärmte. Er trug etwas Sommerliches, mit dem er bescheuert aussah, Bermudashorts und einen Strohhut. Sie lächelte, während er auf sie zuging. Vielleicht mit Sonnencreme oder einem Schirmchendrink in der Hand. Dann nahm sie seine Hand â¦
Nein, diesen Tagtraum hatte er nicht verdient. Aries war ein nettes Mädchen und konnte jemanden wie ihn nicht gebrauchen. Für ihn war es besser, das zu tun, was er immer tat. Es war viel einfacher, hinter den Mauern zu leben, die er um sich errichtet hatte. Sicherer. Für alle.
Motorengeräusche brachten ihn dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf das Camp zu richten. Einige der weiÃen Transporter kamen zurück. Masons Wächter verlor das Interesse an ihm und ging mit anderen Hetzern zusammen zum Tor, um sie einzulassen. Mehrere der Gefangenen krochen aus ihren Zelten. Sie kamen herüber und beobachteten das Ganze aus einiger Entfernung.
Der erste Transporter kam zum Stehen. Zwei Hetzer sprangen heraus, gingen um das Fahrzeug herum und öffneten die Tür an der Seite. Das Innere des Wagens war vollgepackt mit Leuten. Sie wurden unsanft herausgezogen und zu der Bühne geführt, wo andere Hetzer damit begannen, sie in einer Reihe aufzustellen.
Mason stellte sich neben Chaplin, der mit finsterem Gesichtsausdruck in der Nähe der Bühne stand.
»Was ist denn los?«, fragte Mason.
»Nichts Gutes«, erklärte Chaplin. »Du solltest dir das lieber nicht anschauen. Einige kommen nicht damit klar. Und du kannst nur hoffen, dass du niemanden aus der Gruppe kennst.«
Mason wartete. Als die Hetzer fertig waren, waren etwa fünfzehn Leute auf der Bühne. Die Ãberlebenden, vor allem Frauen, aber auch einige Männer, standen nervös da. Ihr Blick wanderte von den Hetzern zu der Gruppe Gefangener, die gespannt warteten.
Dann begann eine Frau unter den Zuschauern zu schreien; sie hatte jemanden erkannt. Ein Mann auf der Bühne trat vor, als er ihre Stimme erkannte, wurde aber brutal von einem der Hetzer aufgehalten, der sein Maschinengewehr wie einen Baseballschläger benutzte. Unter der Wucht des Metalls brach die Kniescheibe des Mannes. Er stürzte zu Boden und blieb liegen.
Die Frau schrie immer noch. SchlieÃlich wurde sie von ein paar anderen Gefangenen gepackt und ganz nach hinten in die letzte Reihe der Zuschauer getragen.
Masons Blick ging wieder zur Bühne. Am Ende der Reihe stand ein kleines Mädchen. Sie hatte den Kopf gesenkt und spielte mit dem ReiÃverschluss an ihrer schmutzigen rosa-violetten Jacke. Er erkannte sie sofort. Schnell sah er sich den Rest der Gruppe an. Graham und seine Frau waren nicht darunter. Er hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Wenn sie Grahams sicheres Haus entdeckt hatten, bedeutete das, dass sie auch Aries und die anderen gefunden hatten?
»Ich kenne das Mädchen«, sagte er.
»Welches?«, fragte Chaplin. »Das Kind?«
Mason nickte.
»Dann bete, dass du wieder mit ihr vereint wirst.«
»Was soll das denn â«
Er konnte den Satz nicht mehr beenden. Der Hetzer, der ihm am nächsten stand, richtete sein Gewehr in den Himmel und feuerte einen Schuss ab. Die Zuschauer, die zunehmend unruhiger geworden waren, verstummten sofort.
Die Hetzer begannen, über die Bühne zu laufen und bei jedem einzelnen Gefangen stehen zu bleiben, um ihn sich näher anzusehen. Einige Leute wurden abgetastet, um Verletzungen zu entdecken. Einer der Männer musste sogar sein Hemd ausziehen, damit sie sich seinen Brustkorb ansehen konnten. Sie stellten Fragen, doch wegen des Gemurmels der Zuschauer konnte Mason nichts verstehen. Einige der Gefangenen auf der Bühne wurden von den anderen getrennt und wieder an die Wand gedrückt. Andere zog man nach vorn und stieà sie von der Bühne, wo sie jemand von den Zuschauern in Empfang nahm und in Sicherheit brachte.
Allmählich verstand Mason. Als der Mann mit der gebrochenen Kniescheibe zur Wand geschleift wurde, schrie die Frau unter den Zuschauern erneut wie am SpieÃ. Einer der Hetzer richtete drohend sein Gewehr auf die Menge. Einige Männer packten
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