R4ge Inside
sicheren Ort zur Verfügung gestellt, an dem sie bleiben konnten. Zumindest bis gestern Abend.« Er warf Michael einen abfälligen Blick zu. »Wir haben das Gelände mehrmals durchsucht. Ich dachte, wir hätten so ziemlich jeden gefunden, der hier ist.«
»Da habt ihr euch wohl geirrt«, sagte der Blonde.
»Ja«, sagte Ryder. »Da haben wir uns wohl geirrt.«
Der Ton in Ryders Stimme war eindeutig. Aber da er Michael auch beschuldigt hatte, ein Hetzer zu sein, war sein Radar sicher beschädigt. Es war klar, dass er dem Neuen nicht traute, aber Michael glaubte nicht, dass er sich deshalb Sorgen machen musste. Der Typ hatte sich fast in die Hose gemacht, als er den Stabmixer gesehen hatte. Diese Art von Panik konnte niemand vortäuschen.
Aber nur um sich zu vergewissern, fing Michael an, mit seiner fast erloschenen Taschenlampe herumzuspielen, und tat so, als würde der Lichtstrahl zufällig über das Gesicht des Fremden huschen.
Zwei blaue Augen wurden zusammengekniffen, als das Licht auf sie fiel. Blaue Augen. Ohne schwarze Adern.
Also kein Grund zur Sorge.
»Glaubt ihr, dass es hier eine Toilette gibt?«, fragte der Blonde plötzlich. »Als ich die Verrückten gesehen habe, habe ich mir die Schlüssel geschnappt und es mit der erstbesten Tür probiert. Ich hatte keine Zeit, um auf die Toilette zu gehen.«
»Auf der anderen Seite des Gangs ist eine«, sagte Michael, der sich daran erinnerte, vorhin die Beschilderung dafür gesehen zu haben. »Ich weià aber nicht, ob es sicher ist. Vor ein paar Minuten habe ich niemanden gesehen, aber vielleicht sind die Hetzer ja noch da.«
»Hetzer?« Der Typ grinste. »Interessanter Name. Den hab ich noch nicht gehört.« Er stand auf. »Das Risiko geh ich ein.«
»Lass deine Schlüssel hier«, sagte Ryder.
Der Blonde sah sie verwundert an.
»Du kannst klopfen, wenn du fertig bist«, sagte Ryder. »Lass sie hier. Ich gehe kein Risiko ein.«
Der Typ holte den Schlüsselbund aus der Tasche und lieà ihn achtlos auf die Arbeitsplatte fallen.
Michael wartete, bis er durch die Tür gegangen war.
»Was zum Teufel soll das denn?«, fragte er. »Was für ein Problem hast du eigentlich? Er ist keiner von ihnen. Hast du seine Augen gesehen?«
»Nur weil seine Augen nicht schwarz sind, heiÃt das noch lange nicht, dass er keiner von ihnen ist«, erwiderte Ryder. »Einige können es verstecken. Ich habe es selbst gesehen. Ich versteh nicht, warum du nicht schon längst irgendwo tot im StraÃengraben liegst. Man kann niemandem trauen. Verstehst du das denn nicht?«
»Nicht jeder ist der Feind.«
»Jeder ist mein Feind.« Ryder beugte sich vor und zog sein Hosenbein hoch, um sich seinen Knöchel anzusehen. »Wie haben sie das wohl geschafft? Denkst du nie darüber nach? Innerhalb weniger Wochen ist es diesen Monstern gelungen, fast die gesamte Bevölkerung zu töten. Nicht nur hier, sondern überall auf der Welt. Warum? Weil wir zu dumm waren und ihnen vertraut haben. Wir haben die Warnzeichen übersehen. Wir haben alles ignoriert! Und du sitzt einfach da und tust so, als wäre nichts davon passiert, als wäre es völlig in Ordnung, sich mit dem ersten Fremden anzufreunden, der durch die Tür kommt. Und warum? Weil er wie ein Mädchen kreischt?«
»Darum geht es doch gar nicht.« Michael spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.
»Du bist ein Idiot. Und es ist ein Wunder, dass du nicht schon längst tot bist.«
Michael stand auf. »So langsam gehst du mir auf die Nerven. Ich habe keine Ahnung, wie du es geschafft hast, so eine groÃe Gruppe zu leiten. Niemand hatte dich gern.«
»Sie brauchten mich nicht gern zu haben«, meinte Ryder. »Sie haben mich respektiert und mir zugehört, weil ich dafür gesorgt habe, dass sie am Leben geblieben sind. Ich bin kein Risiko eingegangen. Bis auf dich und deine Freundin. Dreimal darfst du raten, was das Ergebnis war.«
»Ich bin kein Hetzer.« Michael ballte die Fäuste.
»Aber ein Anführer bist du auch nicht.«
Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Ryder konnte unmöglich wissen, was auf der Ranch passiert war. Er wusste nicht, dass Michael feige gewesen und weggelaufen war. Und dass er seine Freunde hatte sterben lassen.
Evans.
Billy.
Die Frau mit dem kranken Kind.
Michael hatte versucht, sie in Sicherheit zu
Weitere Kostenlose Bücher