R4ge Inside
verursacht hatten, nicht mehr ganz so schlimm zu sein. Die kaputten Fensterscheiben wirkten nicht mehr ganz so deprimierend und die lädierten Gebäude eher künstlerisch als verwüstet.
Sie kamen zu der Nachricht, die Clementine vor der Bibliothek mit Farbe auf die StraÃe gesprüht hatte.
Heath fiel auf die Knie und berührte den Asphalt.
»Es stimmt«, sagte er. »Ich weiÃ, du hast es mir gesagt, aber ich glaube, ich habe es noch nicht ganz begriffen. Aber jetzt, wo ich das hier sehe, ihre Worte, ihre Schrift, jetzt glaube ich es.«
Michael nickte. Er fragte sich, wie es ihm gegangen wäre, wenn er wüsste, dass seine Schwester quer durch das Land gereist war, um ihn zu suchen. Obwohl er und seine Schwester sich nicht sonderlich gut verstanden (sie war drei Jahre jünger und schwärmte seiner Meinung nach viel zu sehr für Jungs), wusste er, dass er irrsinnig erleichtert und glücklich gewesen wäre. Es wäre toll gewesen. Festzustellen, dass einen jemand so liebte, dass er Tausende Meilen reiste, um einen zu finden in dieser neuen Welt, war einfach unglaublich.
Konnte es sein, dass Michaels Familie noch lebte? Okay, seine Mom und Kathy, seine Schwester, waren in New York gewesen, als es mit den Erdbeben losgegangen war. Sein Dad auf einer Geschäftsreise in Colorado. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen, als Michael acht gewesen war. Seine Mom war dann ausgerechnet wegen eines Jobangebots an die Ostküste gezogen. Sie hatten noch eine Weile versucht, in engem Kontakt zu bleiben, aber es war zu schwierig gewesen. Im Laufe der Jahre waren die Telefonanrufe seltener und die Feiertage wie Thanksgiving und Weihnachten immer mehr zur Pflicht geworden.
Jetzt würde er alles geben, um sie wiederzusehen.
Als Michael mit Clementine zusammen nach Westen gezogen war, hatte er mehrmals daran gedacht, dass sein Vater es vielleicht nach Whitefish, Montana, zurückgeschafft hatte. Dort teilten sie sich eine kleine Wohnung. Er hätte sich in den Arsch beiÃen können, weil er keine Nachricht für ihn hinterlassen hatte. Er hätte ihm schreiben können, dass es ihm gut ginge und wo er hinwollte. Er hätte es tun sollen. Heaths Brief an Clementine war das Einzige gewesen, was sie hatte weitermachen lassen, nachdem sie sein Zimmer im Studentenwohnheim in Seattle leer vorgefunden hatten. Warum hatte er nicht daran gedacht, das Gleiche für seinen Vater zu tun?
»Wir waren schon eine Weile dabei, die Universität zu durchsuchen«, sagte Michael schlieÃlich. »Clementine hat nie die Hoffnung aufgegeben. Sie hat weitergemacht, obwohl sie wusste, dass die Chancen schlecht stehen. Sie hat wirklich daran geglaubt, dass du noch am Leben bist.«
»Erstaunlich«, erwiderte Heath. »Ich weià nicht, ob ich das gekonnt hätte. Ich kann es gar nicht erwarten, sie zu sehen. Es wird unglaublich sein.«
Als am Horizont die Morgendämmerung anbrach, fanden sie, wonach sie gesucht hatten: Ein weiÃer Transporter parkte vor dem Gebäude der psychologischen Fakultät auf der anderen StraÃenseite. Vor dem Eingang des Gebäudes standen zwei Hetzer, von denen einer eine Dose Sprite trank und dem anderen dabei zusah, wie der mit einer Brechstange gerade die Glastür aufbrach.
»Wir warten, bis sie reingehen«, flüsterte Heath. »Dann schnappen wir uns den Wagen.«
»Und wenn sie die Schlüssel mitgenommen haben?«, fragte Michael. »Ich weià ja nicht, wieâs bei dir ist, aber mir haben sie auf der Highschool nicht beigebracht, wie man ein Auto kurzschlieÃt.«
Heath grinste. »Sie werden die Schlüssel nicht mitnehmen. Es gibt keinen Grund dafür. Glaubst du wirklich, sie rechnen damit, dass wir feigen Normalos ihren Wagen klauen? Dazu sind sie viel zu arrogant.«
»Sie könnten Walkie-Talkies haben. Dann werden sie die anderen darüber informieren, dass der Transporter weg ist.«
»Keine Chance«, meinte Heath. »Ich hab sie schon aus der Nähe gesehen. So was benutzen sie nicht. Das hier wird ein Kinderspiel.«
Michael wünschte, er wäre so zuversichtlich wie Heath, aber er war nicht so dumm, davon auszugehen, dass es so einfach sein würde. Wenn sie schnell genug waren, war es trotzdem ein guter Plan. Einen weiÃen Transporter stehlen, Ryder einladen und zum Haus fahren. Ryder ausladen und den Transporter einige Häuserblocks weiter loswerden, wo ihn die Hetzer
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