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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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daran wie ich meinen Schnabel in ihr Haar gegraben hatte und seufzte. So ungeniert würde ich das als Mann nie tun können.
    Aber welche Regel besagte das eigentlich?
    Sie drehte sich um und schlenderte denselben Weg zurück. So groß war das Foyer nicht, all zu lange konnte es nicht dauern, bis sie mich entdeckte. Plötzlich blieb sie stehen und starrte in das Fenster, an dem sie gerade vorbeikam.
    Ihr Kopf flog herum, und ich senkte die Lider, damit sie die Erregung nicht in meinen Augen sehen konnte. Dann nahm ich die Hände aus den Hosentaschen und stieß mich von der Wand ab.
    »Isabeau«, kam es unbewusst über meine Lippen. Ich ließ meinen Blick an ihrem Kleid hinunter wandern. Ich sah so viel nackte Haut, dass meine Kehle sofort austrocknete.
    »Ich bin überrascht, dich hier zu sehen«, sagte ich. Isabeaus Stimme war leise. Ich war so gefesselt von ihrem Anblick, dass ich ihre Antwort nicht verstand.
    »Du siehst hinreißend aus.« Mein Hals schnürte sich zusammen. Sie war wunderschön - natürlich schön. Keine andere Frau war so ungekünstelt.
    »Ich bin hingerissen. Von dir.«
    Ich streckte die Hände nach ihr aus und berührte ihr Gesicht. Und ohne zu wissen, was ich da eigentlich tat, beugte ich mich vor und schloss die Augen. Sie sollte eine Chance haben, sich abzuwenden.
    Jeden Moment rechnete ich damit, dass sie mich wegstoßen würde, aber nichts geschah.
    Ich küsste sie. Meine Zunge schob sich zwischen ihre Lippen. Sie öffneten sich so bereitwillig, dass mir das Blut heiß in den Eingeweiden rauschte. Meine Hände fuhren in ihr Haar.
    Nur dumpf drangen Geräusche und Gelächter an mein Ohr, stießen nicht bis in mein Gehirn vor. Meine Hand löste sich und glitt ihren nackten Hals hinab. Ihr Atem an meinem Ohr ließ jeden vernünftigen Gedanken verdampfen. Ich drängte mich an sie, wollte sie ganz spüren.
    Ein reißendes Geräusch schnitt durch mein Bewusstsein, und der Stoff, den ich festgehalten hatte, gab nach. Ich taumelte zurück. Eine Naht ihres Kleides war eingerissen.
    Musste ich mich denn immer wie ein Tier aufführen, wenn ich in ihrer Nähe war?
    Sie schaute an ihrem Kleid hinunter. »Ist - nicht - schlimm«, kam es stockend. »Ich - ich hänge ein Bild drüber«, sagte sie mit seltsam heller Stimme.
    Ich bin ein Idiot, durchfuhr es mich. Ich konnte mich doch nicht auf sie stürzen, wie auf ein Stück Aas!
    »Verzeih mir.« Ich suchte verlegen nach Worten. »Kann ich dir mein Jackett anbieten? Es wird niemanden verwundern, es ist schließlich kalt genug«, brachte ich mühsam hervor.
    »Und was kannst du mir noch anbieten?«, fragte sie.
    Um uns herum füllten sich die Stehtische wieder mit Gästen, man hörte Gläserklirren und angeregte Unterhaltungen.
    »Außer deinem Jackett, meine ich. Das genügt mir nämlich nicht.« Ihre Wangen färbten sich rosa. Meine eigenen wurden blass.
    Gott, diese Frau! Ich kämpfte hier um jede Faser der Beherrschung, und sie sah mich an, mit einem Blick, der mir eine Carte blanche versprach!  
    »Herr von Steinberg«, hörte ich unvermittelt jemanden sagen. Nur widerwillig drehte ich mich nach der Stimme um. Den Mann, zu dem sie gehörte, hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er war groß und kräftig gebaut. Sein Körper wirkte in den Anzug hineingezwängt.
    Um nicht unhöflich zu sein, zeigte ich ihm ein offenes, wenn auch nicht aufrichtiges Lächeln. Er hatte eng aneinander stehende Augen und eine stark geäderte Haut, die davon zeugte, dass er dem Alkohol nicht abgeneigt war.
    »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Auftritt.« Er sprach Tschechisch mit einem leichten Akzent, den ich nicht einordnen konnte. Ich ergriff die dargebotene Hand.
    »Sehr lange habe ich darauf gewartet, wieder etwas von Ihnen zu hören«, sagte er und lächelte.
    Ich wollte ihm meine Hand entziehen, aber er hielt sie weiter fest.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, presste ich hervor. Isabeau beobachtete uns, konnte aber kein Wort von dem verstehen, was wir sprachen.
    »Würden Sie jetzt bitte meine Hand loslassen.«
    Er lächelte immer noch, machte aber keine Anstalten, meiner Bitte nachzukommen. »Ich kannte ihren Vater«, sagte er und erhöhte den Druck.
    »Hat sich viele Feinde gemacht, damals«, sagte er. »Und manche davon haben ein gutes Gedächtnis.« Er lachte, als hätte er einen netten Scherz gemacht. Ich dachte daran, dass Nikolaus genau dieselbe Wortwahl getroffen hatte.
    »Lassen Sie sofort meine Hand los!«, wiederholte ich lauter.
    »Und wenn ich sie nicht

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