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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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loslasse, du Aasfresser?« Er lächelte Isabeau dabei an. »Was, wenn ich ein bisschen damit spiele und deine Knochen mal so richtig durchmische?«
    Er presste seine Hand zusammen, die Ringe, die er trug, schnitten in mein Fleisch.
    »Was passiert denn mit dem erfolgreichen Pianisten, wenn ich ihm jetzt die Hand zerquetsche? Wenn ich ihm jeden Knochen einzeln breche?«
    Nur mit Mühe unterdrückte ich einen Schmerzenslaut.
    »Ich ... werde ... wohl ... nie wieder ... spielen können«, sagte ich stockend. Schweiß perlte mir auf der Stirn und meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. »Ist es das was Sie wollen?«, fragte ich und schwankte. Im selben Moment ließ er meine Hand los und stützte mich.
    »Ein bisschen schwach auf den Beinen, der junge Mann!«, sagte er laut in die Runde und klopfte mir jovial auf die Schulter. Dann zog er sich zurück und tauchte in der Menge unter.
    Ich konnte nur atemlos zusehen, wie er zwischen den herumstehenden Gästen verschwand.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Isabeau beugte sich besorgt zu mir. Mein Gott, wie oft hatte sie mir diese Frage schon stellen müssen!
    »Wie bist du eigentlich hierher gekommen?«, fragte ich rüder als beabsichtigt.
    »Mit Lara und meinem Bruder«, antwortete sie. »Sie müssten eigentlich bald auftauchen. Ich hoffe, dass sie nicht oben auf mich warten.«
    Sie suchte mein Gesicht nach einer Regung ab, etwas das ihr verriet, was da eben passiert war.
    »Wer war der Mann? Ich hatte den Eindruck, dass er nicht sehr freundlich zu dir war.«
    »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Vermutlich war er betrunken.«
    Isabeau runzelte die Stirn, und mir war klar, dass sie da völlig anderer Meinung war.
    »Aber er kannte dich?«, hakte sie nach.
    »Nun, das ist keine Kunst. Schließlich stand ich eben hier auf der Bühne, nicht wahr?« Mein Lachen klang unecht.
    »Ja«, sagte sie gedehnt. »Aber er kannte dich nicht aus diesem Grund, oder? Lara sagte, dass jeder hier in diesem Land deinen Namen kennen würde. Hat sie recht damit? Hast du ihn mir deshalb nie verraten?«
    »Ja. Ich hielt es nicht für klug.«
    »Nicht für klug?«, sie hob die Augenbrauen an, was mich in Alarmbereitschaft hätte versetzen müssen.
    »Da du ja so klug bist, kannst du mir sicher erklären, was das alles bedeutet. War dein Großvater ein Graf oder so was Ähnliches?«  
    »Der Adelsstand wurde bei uns schon nach dem Ersten Weltkrieg abgeschafft«, erklärte ich knapp.
    »Hör auf! Das bedeutet doch gar nichts! Man wird deinen Großvater bestimmt trotzdem mit ›Herr Graf‹ angeredet haben, oder nicht?«
    »Das will ich nicht hoffen. Er wäre sicher sehr beleidigt gewesen, hätte man ihn einfach so zum niederen Adel degradiert.«
    Isabeau verschluckte sich fast. »Wie niederer Adel? Gibt es da auch noch Unterschiede?«
    »Gewiss. Als Fürst wäre die korrekte Anrede immer noch ›Euer Durchlaucht‹ gewesen.« Das Ganze war so albern, dass ich lachen musste.
    »Und du - ich meine, wenn der Adelsstand nicht abgeschafft worden wäre, wärst du dann jetzt etwa ›Fürst Alexander‹?«
    Ich rieb mir über die malträtierte Hand und fragte mich, worauf dieses Gespräch eigentlich hinauslief.
    »Das spielt doch überhaupt keine Rolle!«
    »Keine Rolle? Das stimmt doch nicht! Muss ich mich jetzt vor dir verbeugen und ›Euer Durchlaucht‹ zu dir sagen?«
    »Nein, um Gottes willen! Ich habe dir doch gesagt, dass es überhaupt keine Relevanz mehr hat. Und mich persönlich interessiert es auch gar nicht.«
    Warum nur war sie plötzlich so aufgebracht? Warum sprachen wir überhaupt darüber, wo ganz andere Dinge viel wichtiger waren? Und dann überfiel mich ein anderer Gedanke: Wie würde sie erst reagieren, wenn ich ihr von meinem Blut erzählte, von meinem Rabenherz, wenn sie schon so wütend wegen meines Namens wurde?
    »Aber, wenn dein Name -«
    »Hör zu, Isabeau! Mein Name interessiert mich überhaupt nicht. Das Wort W enn , existiert für mich überhaupt nicht! Es gibt kein Wenn , und es gibt deshalb auch keinen Fürsten, verstehst du mich?« Ich zog sie zurück an den Rand, damit die Leute nicht auf uns aufmerksam wurden.  
    »Mein Name ist nicht das, was mich anders sein lässt. Mein Name ist nicht das Problem!«
    »Und du erwartest, dass ich dir das glaube? Ich habe den Eindruck, dass es sehr wohl eine Rolle spielt. Dass genau das der Grund ist, warum du mit mir spielst!«
    »Ich spiele nicht mit dir!«
    »Ich bin wohl der größte Esel auf

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