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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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her.«
    Ich stöhnte innerlich. Nikolaus hatte noch nie zu den Menschen gehört, die ihre Zunge im Zaum halten konnten.
    »Konservatorium?«, fragte Isabeau überrascht.
    »Wir haben dort zusammen studiert. Ich Violine - Alexej leider nur das schnöde Klavier.«
    »Oje.« Sie zwinkerte Nikolaus verschwörerisch zu. Anscheinend hatte sie es darauf abgesehen, mich zu reizen. Mit dem Ergebnis würde ich leben können, die Frage war nur: Konnte sie es?
    »Ich danke dir vielmals für das Essen!«, würgte ich sie ab. »Wir danken dir. Lass dich nicht aufhalten!« Ich blickte demonstrativ zu Tür.  
    »So unfreundlich habe ich dich ja noch nie erlebt!«, stellte Nikolaus fest.
    »Das hast du nur vergessen.«
    »Sicher nicht.«
    Isabeau meldete sich zu Wort. »War er früher auch schon so?«
    »Im Gegenteil, er war immer der Charme in Person.«
    »Wie schade, dass ich das nicht erleben durfte«, entgegnete sie unverblümt. Dann erhellten sich ihre Züge.
    »Hast du deine Geige mitgebracht?«
    »Was für eine Frage, natürlich! Sie ist mein verlängerter Arm!«
    »Würdest du -«
    Hastig unterbrach ich sie. »Würde er nicht!«
    »Wie schade.«
    Nikolaus warf mir einen erbosten Blick zu. »Alexander Joseph Karl Maria Ferdinand Oswald Johannes Evangelist! Das ist unglaublich!«
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte er mir das nur antun? Isabeau verschluckte sich fast.
    »Oswald?«
    »Wenn du jetzt nicht still bist, dann gnade dir Gott!«, drohte ich.
    »Wieso - hab ich einen Namen vergessen?«
    »Höchstens zwei oder drei.«
    Isabeau ließ mich nicht aus den Augen. Ich war mir nicht sicher, ob aus Überraschung oder einfach Neugierde. Nikolaus schien das auch zu bemerken, denn er zwinkerte mir zu.
    »Zufälligerweise habe ich große Lust euch etwas vorzuspielen. Vielleicht würdest du mich begleiten? Du kannst mir doch nicht diese Gelegenheit verderben, bei einer hübschen Frau Eindruck zu schinden!«
    »Na gut«, gab ich nach.
    »An was kannst du dich erinnern? Ich meine, so dass es vortragsreif ist?«
    Ich hob den Klavierdeckel an. »Vocalise?« Meine Stimme klang unsicher, und das störte mich.
    »Gabriel Fauré?«
    »Rachmaninov.«
    Nikolaus nickte und öffnete seinen Geigenkasten. Dieser Anblick weckte heftige Erinnerungen in mir. Er zog sich den dicken Pullover über den Kopf und entblößte großflächige Tätowierungen an seinen Unterarmen.
    Isabeau grinste - anscheinend gefiel ihr das.
    »Das hast du früher oft gespielt«, sagte Nikolaus.
    »Ich weiß.«
    »Damals hast du gesagt, das Stück würde dir so unter die Haut gehen, du könntest einen Orgasmus dabei kriegen.« Er entblößte seine Zähne.
    »Das habe ich unter Garantie nicht gesagt!«
    »Hast du doch.«
    Isabeau kicherte und Nikolaus lenkte ein. »Okay, vielleicht hast du dich etwas vornehmer ausgedrückt, aber im Grunde lief es auf dasselbe hinaus.«
    Ich fluchte innerlich. Er würde eines Tages eines grausamen Todes sterben, dafür würde ich sorgen.

Fürstenrausch
     
     
     
    L entamente!«, erinnerte Nikolaus seinen Freund.
    »Ich bin etwas aus der Übung. Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht«, sagte Alexej.
    »Kann ich mir nicht vorstellen.« Nikolaus fuhr den Bogen seiner Geige über die Saiten, um sie nachzustimmen. Dann warfen sich beide nur einen kurzen Blick zu, bevor Alexej die ersten Akkorde anschlug.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, jedenfalls nicht, dass ein klassisches Stück mich so sehr berühren könnte.
    Alexej spielte den Anfang weich und gefühlvoll, während Nikolaus den Bogen sanft über die Saiten zog. Dann wurde die Melodie drängender. Alexejs Finger gaben diesem Druck nach und entlockten den tiefen Tönen eine unüberhörbare Erregung. Ich konnte meinen Blick kaum von ihm abwenden. Er hatte den Rücken gebeugt und bewegte sich mit der Musik. Die Melodie wiederholte sich, sanfter, beherrschter. Nikolaus hob die Augenbrauen an und zwinkerte mir zu. Man spürte, wie viel Spaß es ihm machte. Alexejs Gesichtsausdruck war dagegen ernst. Ob es ihn Mühe kostete, oder ob er einfach so tief in sich versunken war?
    Seine Lippen bewegten sich lautlos. Obwohl er die Augen fast geschlossen hielt, konnte ich deutlich sehen, wie tief er empfand. Es war eine starke, beherrschende Leidenschaft, die meinen Körper unter Spannung setzte.
    Ich hatte mich auf dem Sessel nach vorne gebeugt. Eine dramatische Energie hatte sich zwischen den beiden aufgebaut und der zarte Ausklang ließ mein Herz heftig pochen. Alexej schaute

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