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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Pochen in ihrem Kopf nicht zu verstärken, sah sie sich um. Sie befand sich weder auf dem Berghang noch im Tempel. Auch in der Höhle lag sie nicht, sondern mitten im Wald. Es gab keinen Zweifel, dass Raven sie in ihrer Bewusstlosigkeit gefunden und hierher gebracht hatte. Sie hatte im Tempel ja gesehen, wie stark er trotz seiner Lähmungen war. Die Frage war nur: Warum hatte er es getan? Sie war nicht gefesselt und von ihm war keine Spur zu sehen. Dabei musste diesem Kerl doch klar sein, dass sie ihre Flucht fortsetzen würde, sobald sie erwacht war. Kara zuckte mit den Schultern. Wenn er so dumm war, sie hier alleine zu lassen, hatte er es mehr als verdient, ihm erneut zu entwischen.
    Sie stützte ihre Hände auf den Waldboden und setzte sich langsam auf. Ihr war schwindelig, was nicht so schlimm war wie die Erkenntnis, dass Geldbeutel, Trinkschlauch und Dolch fehlten. Dieser Mistkerl musste ihr die Sachen weggenommen haben. Allerdings würde sie das nicht davon abhalten, zu fliehen. Wackelig kam sie auf den Füßen zu stehen, aber kaum hatte sie die ersten Schritte gemacht, ließ ein Geräusch sie ruckartig innehalten.
    Kroak!
    Kara drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Krächzen gekommen war. Tatsächlich – auf einem Ast knapp über ihr saß der verwünschte Rabe. Er sah beinahe so aus, als würde er sie angrinsen. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und wollte weitergehen, da stieß der Vogel ein schrilles Pfeifen aus und spreizte flugbereit seine Schwingen. Ungläubig starrte sie in den Baum hinauf. Der Rabe schien sie erneut angreifen zu wollen, sobald sie sich von diesem Ort entfernte.
    In diesem Moment erklangen Schritte hinter ihr und sie wandte sich um. Raven kam auf sie zu, Dolch und Geldbeutel an seinem Waffengürtel befestigt und in der Hand den gefüllten Trinkschlauch. Also war er fort gewesen, um Wasser zu holen, dabei hatte er sich wohl das Blut der Platzwunde vom Gesicht gewaschen. Kaum stand er vor ihr, flog der Rabe vom Ast herunter und ließ sich auf seiner Schulter nieder.
    Schlagartig erschlossen sich Kara die Zusammenhänge. »Das ist der Rabe aus dem Tempel. Er gehört dir!«
    »Der Vogel begleitet mich von Geburt an«, bestätigte Raven ihren Verdacht. »Sein Name ist Gorik.«
    »Und damit erklärt sich mir auch endlich dein Name«, erwiderte sie verärgert. »Noch eine Lüge mehr.« Sie warf einen wütenden Blick auf den Vogel, der nun unschuldig auf Ravens Schulter saß, dann fixierte sie seinen Herrn wieder. »Warum hast du mich hierhergebracht?«
    »Wir gehen zu Amartus – dem Hüter des Waldes, der die Prophezeiung geweissagt hat.«
    »Wozu? Eben warst du noch fest entschlossen, mich Heron auszuliefern!«
    »Ich möchte zuerst mehr über die Weissagung erfahren, bevor ich dich zurückbringe.«
    Kara stutzte, dann verzog sie verächtlich das Gesicht. »Ah, ich verstehe«, erwiderte sie. »Je länger Heron auf mich warten muss, desto dankbarer wird er dir sein, wenn du mich ihm übergibst – und desto großzügiger wird er sich dir gegenüber erweisen. Das Wissen, das du über die Prophezeiung erhalten wirst, verstehst du sicher auch zu deinem Vorteil zu nutzen.« Angewidert betrachtete sie ihn. »Du bist ein gewissensloser und habgieriger Mann, der nicht nur hilfsbereite Menschen hintergeht, sondern auch den Herrn, dem er die Treue geschworen hat!«
    Zuerst schien es, als wolle er sich rechtfertigen, dann entgegnete er knapp: »Wenn das deine Meinung von mir ist.«
    »Oh, ja«, rief sie, »und mir würden noch viele andere Worte einfallen, deinen niederträchtigen Charakter zu beschreiben. Aber jedes davon wäre verschwendet. In meinem ganzen Leben ist mir noch niemand begegnet, den ich so verabscheue wie dich!«
    »Trotzdem wirst du mit mir kommen.«
    Sie funkelte ihn an. »Was macht dich da so sicher? Töten kannst du mich schließlich nicht, denn dann gibt dir Heron keine Belohnung.«
    Statt einer Antwort bewegte er nur leicht den Kopf. Der Rabe stieß sich von seiner Schulter ab und ließ sich zu Karas Schrecken auf ihrer eignen nieder.
    »Gorik passt auf dich auf. Du solltest dich lieber nicht weigern, mich zu begleiten – genauso wenig, wie du versuchen solltest, zu fliehen.«
    Eine ohnmächtige Wut breitete sich in Kara aus, doch sie war machtlos. Der Schnabel des Raben war nur wenige Fingerbreit von ihrem Gesicht entfernt, und Erfahrung mit seinen Krallen hatte sie bereits gemacht. Oh, wie bedauerte sie den Augenblick, als sie Raven gefunden hatte – oder besser

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