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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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gesagt, als sie sich von seinem heimtückischen Vogelfreund auf seine Spur hatte bringen lassen. Nun musste sie tagelang mit ihm reisen, nur damit er sie am Ende Heron ausliefern würde. Und die Zeit, die verstrich, machte einen Krieg immer wahrscheinlicher ... Einen Krieg, der viele ihrer Freunde im Tempel das Leben kosten würde. Sie biss sich auf die Lippe. Bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, würde sie fliehen. Wenn Heron seine Wut über ihr Verschwinden dann an Raven ausließ, nun, umso besser!
    »Kara.« Seine Stimme klang unerwartet versöhnlich, als er sie erneut ansprach. »Hast du Durst?« Er hielt ihr den Trinkschlauch entgegen.
    »Ich nehme nichts von einem Verräter.« Sie sah auf den Dolch und den Geldbeutel an seinem Waffengürtel. »Und erst recht nicht von einem Dieb!«
    Er zuckte mit der Schulter. »Dann komm!«, entgegnete er und ging los.
    Kara blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten. Inzwischen bedauerte Kara, das Wasser abgelehnt zu haben. Ihre Kehle brannte, aber noch war ihr Stolz zu groß, um Raven um den Trinkschlauch zu bitten. Seit Ewigkeiten liefen sie nun durch den Wald. Im Gegensatz zu Raven hatte sie völlig die Orientierung verloren. Wie fand er sich in diesem unübersichtlichen Dickicht nur zurecht? Ihre Füße schmerzten vom langen Gehen und trotz des Schattens der Bäume schwitzte sie. Wie gerne hätte sie sich hingesetzt und eine Pause gemacht. Gegen eine Kleinigkeit zu essen hätte sie auch nichts einzuwenden, denn das Knurren ihres Magens wurde immer unangenehmer. Doch Raven lief unbeirrt weiter. Er schien keine Müdigkeit zu kennen, genauso wenig wie ihn sein gelähmtes Bein auf dem unebenen Waldboden zu behindern schien.
    Seit der Auseinandersetzung nach ihrem Erwachen hatten sie kein Wort mehr miteinander gesprochen. Was gäbe es auch zu sagen? Raven wusste um ihren Unwillen und sie um seinen schlechten Charakter. Als Raven stehenblieb, nutzte Kara ihre Chance und ließ sich stöhnend auf dem weichen Moos nieder. Er drehte sich zu ihr und betrachtete sie kurz, dann zog er den Trinkschlauch von seiner Schulter und reichte ihn ihr wortlos.
    Diesmal lehnte sie ihn nicht ab. Gierig griff sie nach dem Wasserschlauch und begann hastig zu trinken.
    »Wir machen eine kurze Rast«, erklärte Raven, als sie den Schlauch abgesetzte hatte, und ließ sich ihr gegenüber auf dem Erdboden nieder.
    Der Rabe sprang von ihrer Schulter, trippelte davon und verschwand kurz darauf im Unterholz. Einige Zeit später tauchte er wieder auf, flatterte auf Ravens Oberschenkel und ließ einige Zweige in dessen Schoß fallen, die er im Schnabel getragen hatte.
    Raven betrachtete die Beute des Raben und räusperte sich. »Möchtest du etwas essen, Kara?«
    Ihr Hunger war zu groß, um zu lügen. Sie nickte, und er warf ihr einige der Beeren zu, die der Rabe gebracht hatte. Es waren Brombeeren, dunkelrot und saftig, und Kara steckte die reifen Früchte hastig in ihren Mund. Wenigstens etwas, wozu dieser Rabe gut war!
    Eine Weile später drängte Raven zum Aufbruch. Sie setzten ihren Marsch fort, der sie immer tiefer in das Reich der Sarwen hineinführen musste. Allerdings hatte Raven das Tempo gedrosselt und gab ihr immer wieder unaufgefordert den Trinkschlauch. So viel Rücksichtnahme hätte sie ihm gar nicht zugetraut, aber wahrscheinlich wollte er nur verhindern, dass sie entkräftet umfiel und er sie tragen musste. Oh! Kara blieb abrupt stehen. Das war eine Idee – sie hatte es ihm bisher viel zu einfach gemacht!
    Mit einem theatralischen Stöhnen ließ sie sich sinken, und der Rabe, der wieder auf ihrer Schulter saß, stieß einen schrillen Schrei aus. Wie erwartet hielt Raven inne und sah sich zu ihnen um.
    »Was ist los?«, verlangte er zu wissen.
    »Meine Beine ... ich kann nicht mehr«, gab sie mit schwacher Stimme zur Antwort. »Wir müssen hier übernachten.«
    Raven sah zwischen den Bäumen hindurch zum Himmel. »Es ist viel zu früh dafür. Wir müssen heute noch ein gutes Stück weiter kommen.« Prüfend betrachtete er sie. Kara fürchtete, er würde den Raben auf sie hetzen. Doch zu ihrer Erleichterung erklärte er mit säuerlicher Miene: »Wenn du nicht mehr laufen kannst, muss ich dich wohl tragen.«
    Er trat zu ihr und half ihr beim Aufstehen, dann beugte er sich nach vorne, damit sie auf seinen Rücken klettern konnte. Mit seiner rechten Hand drückte er seinen steifen Arm nach außen, so dass sie ihr Bein hindurchschieben

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