Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
ausdrücklich zu verstehen gegeben, sie zu Heron zurückzubringen. Langsam erhob sie sich und trat neben ihn. Er wies sie und Amartus an, ein paar Schritte hinter ihm in Deckung zu bleiben, dann öffnete er die Tür.
Zwei Krieger packten Raven und eine Faust traf ihn im Magen, noch ehe er ein Wort sagen konnte. Er schnappte nach Luft, während die beiden Männer ihn mit sich zogen. Vor Menwins Pferd entrissen sie ihm seinen Waffengürtel und stießen ihn zu Boden.
Keuchend fiel er auf die Knie und sah sich rasch nach Kara und Amartus um. Sie standen, von Kriegern flankiert, vor der Hütte.
»Hast du Dummkopf geglaubt, wir würden dich nicht finden?« Menwin blickte verächtlich auf ihn herab. »Heron erwartet die Seherin dringend.« Er wandte sich von ihm ab und musterte Kara prüfend. »Hat dieser Mistkerl dich auf der Reise missbraucht?«
Stumm schüttelte sie den Kopf und der Hauptmann lächelte grimmig. »Das wird den Fürsten freuen zu hören.« Bedauernd fügte er hinzu: »Mich allerdings nicht. Hätte dir Raven deine Jungfräulichkeit genommen, hätte ich ihn an ein Pferd gebunden zu Heron zurückschleifen dürfen, so aber soll ich ihn sofort töten – was weit weniger Spaß macht.«
Kara erbleichte, und Raven sah Menwin entsetzt an. »Ich schwöre bei der Göttin, ich wollte Kara gerade zurückbringen!«
»Den Lügen eines Bastards glaube ich sicher nicht. Dein ganzes Wesen ist voll Falschheit, genau wie das deiner Mutter, der Hure.«
Raven ging nicht auf die Beleidigung ein. »Ich habe Heron das Leben gerettet und mehrmals meine Treue beweisen. Er hat versprochen, mich in die Kriegergarde aufzunehmen.«
» Dich aufnehmen?« Menwin lachte spöttisch. »Einen Krüppel, der seit seiner Geburt von der Göttin gezeichnet ist?«
Aus den Augenwinkeln sah Raven Karas ungläubiges Gesicht und sein Herz verkrampfte sich. Ihre Enttäuschung war für ihn schlimmer zu ertragen als Menwins Demütigungen. Er senkte den Kopf, um sie nicht weiter ansehen zu müssen, doch leider hatte auch der Hauptmann Karas Überraschung wahrgenommen.
»Entsetzt, das zu hören, Seherin?«, rief er. »Hat Raven dir etwa weisgemacht, er wäre ein Krieger ? Und behauptet, die Steifheit seiner Glieder wäre die Folge eines heldenhaften Kampfes?«
Kara erwiderte nichts, aber an ihrem Gesicht erkannte Menwin, dass er mit seinen Vermutungen richtig lag. »Soll ich dir sagen, was es mit dem tapferen Recken hier auf sich hat?« Seine Stimme schwoll an vor Hohn, er schien jedes Wort zu genießen. »Raven ist ein Wasserknecht aus den Silberminen. Er hat jahrelang nichts anderes getan, als Schöpfeimer durch Stollen zu tragen. Und selbst diese Arbeit war eigentlich noch zu gut für ihn.« Er spuckte aus. »Seine Lähmungen sind die Strafe der Göttin für das Vergehen seiner Mutter – der einstigen Frau Wegons, die den Fürsten mit einem dahergelaufenen Mann betrogen hat.«
Raven starrte auf den Boden und wagte nicht, seinen Blick Kara zuzuwenden. Sie wusste nun, dass er sie wieder und wieder belogen hatte.
»Durch einen Zufall hat Raven Herons Leben bei einem Minenbesuch gerettet«, fuhr Menwin unbarmherzig fort. »Doch der Fürst war schlau genug, ihm trotzdem nicht zu vertrauen. Dass dieser Argwohn berechtigt war, ist nun bewiesen – Raven ist vermutlich ein Spion der Fürstin Ylda.«
Das Blut rauschte in Ravens Ohren, und er hatte Schwierigkeiten, normal weiterzuatmen. Heron hatte es nie ernst gemeint mit ihm. Der Fürst hatte ihn von Anfang an nur benutzt und er war darauf hereingefallen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben hatte er Kara und den Tempel verraten – nur um jetzt den Tod zu finden. Aber den hatte er wohl verdient für seine Dummheit, einem Mann zu glauben, der ihn vor Jahren für ein Missgeschick beinahe umgebracht hätte.
»Ich wette, du wünschst dir gerade, nie aus diesem Dreckloch von Bergwerk herausgekommen zu sein.« Ein boshaftes Grinsen umspielte Menwins Mund. »Jetzt erlöse ich dich von all deinen Qualen.«
»Menwin, ich bitte dich, halte ein!« Amartus trat nach vorne und hob beschwörend die Hände. »Zeige Gnade, lass ihn am Leben.«
Der Hauptmann riss den Kopf herum. »Sei vorsichtig, alter Mann!«, fuhr er den Hüter an. »Du hast Raven Unterschlupf gewährt, bete, dass Herons Zorn dich nicht auch trifft!« Zornig wandte er sich an die beiden Krieger. »Schlagt Raven den Kopf ab. Ich brauche einen Beweis für den Fürsten.«
Kara schrie auf, und Raven hörte über das Gelächter von Menwins
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