Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
Dorfes die Gelegenheit, unauffällig näher an Menwin und seine Mannen heranzukommen.
Kara! Ravens Herzschlag beschleunigte sich und am liebsten hätte er laut ihren Namen geschrien. Doch er durfte sich keinesfalls verraten, denn Kara ritt in Begleitung von Menwins Kriegern auf einen Gasthof zu. Der Hauptmann selbst schien nicht da zu sein, aber vielleicht sah er ihn auch nur nicht. In dem Dorf herrschte ungewöhnlich viel Betrieb, und Raven fiel ein, dass ja hier gerade ein Markt stattfand, zu dem auch Jorin und die Gaukler aufgebrochen waren.
Er ließ sich vom Pferd gleiten und machte ein paar vorsichtige Schritte, um sein steifes Bein wieder an die Bewegung zu gewöhnen. Sollte er sich ebenfalls in dem Gasthof einmieten und versuchen, in der Nacht zu Kara zu schleichen? Verdeckt von seinem Pferd näherte er sich vorsichtig der Herberge.
»Raven!«
Eine Hand packte ihn an der Schulter und hielt ihn fest. Raven ließ die Zügel los, zog sein Schwert und fuhr herum – Jorin stand vor ihm und lächelte ihn erfreut an.
»Hast du mich erschreckt, Jorin!«, keuchte er und schob die Waffe zurück in die Scheide.
»Wie schön, dich zu wiederzusehen«, sagte der Barde begeistert.
Raven zwang sich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck und einem höflichen Gruß, obwohl der Schreck ihm noch in den Gliedern saß. Für einen Augenblick hatte er gedacht, Menwin hätte ihn entdeckt.
»Ich habe gar nicht gewusst«, fuhr Jorin fort, »dass du und Kara auch nach Ferling kommen wolltet.« Er sah sich suchend um. »Wo steckt deine hübsche Frau überhaupt? Sucht sie noch nach Schmuck und schönen Stoffen an den Marktständen?«
Ravens Lächeln erlosch. Es wurde Zeit für die Wahrheit, auch auf die Gefahr hin, dass Jorin ihn gleich einen Lügner hieß und ihn angewidert stehen ließ. »Kara ist nicht meine Frau«, erwiderte er leise. »Sie war meine Gefangene.«
Die Augen des Barden weiteten sich. »Aber ... wo ist sie jetzt?«, fragt er verwirrt.
Raven senkte den Kopf. »Es ist eine lange Geschichte und meine Rolle darin ist nicht sehr rühmlich. Ich bedauere, dich und die Gaukler getäuscht zu haben.« Er griff nach den Zügeln des Pferdes. »Lebe wohl, Jorin. Möge dir die Göttin ein langes Leben schenken.« Rasch wandte er sich ab und ging in Richtung des Gasthofes fort, bevor Jorin merkte, wie schwer ihm dieses Geständnis gefallen war.
»Warte, Raven!« Der Barde folgte ihm mit eiligen Schritten. »Du hast bestimmt nur die Befehle ausgeführt, die dir als Krieger gegeben worden sind.«
Raven blieb stehen und sah ihn an. »Ich bin kein Krieger«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Nur ein Wasserknecht aus dem Silberbergwerk, der vorgegeben hat, ein Krieger zu sein.«
Für einen Moment war Jorin sprachlos, doch er fasste sich schnell wieder. »Egal wer du bist, du hast eine gute Seele«, erklärte er überzeugt.
Raven stöhnte. Wie weit musste er sich noch bloßstellen, damit Jorin von ihm abließ? »Eine gute Seele habe ich ebenfalls nicht«, knurrte er. »Auf meinem Leben lastet ein Fluch. Meine Lähmungen sind eine Strafe der Göttin, die ich seit Geburt habe.« So, das sollte ausreichen, damit der Barde endlich das Weite suchte. Um ganz sicher zu gehen, setzte er hinzu: »Und jetzt lass mich bitte alleine weitergehen.«
»Du siehst nicht aus, als ob es gut für dich wäre, alleine zu sein.« Jorin legte die Hand auf seinen lahmen Arm. »Begleite mich zu den Gauklern! Orwyns Truppe wird sich freuen.«
Raven schüttelte den Kopf, was Jorin geflissentlich übersah. Mit sanfter Gewalt zog der Barde ihn von der Herberge fort.
»Nein, ich komme nicht mit!«, erklärte Raven und blieb stehen, da zarte Andeutungen scheinbar nichts nutzten. »Das halte ich für keine gute ...«
»Es ist eine gute Idee«, widersprach Jorin. »Außerdem will ich hören, was du zu erzählen hast. Ein lahmer Wasserknecht in der Kleidung eines sarwischen Kriegers klingt nach einer spannenden Geschichte – und davon kann ich als Barde nie genug hören.«
»Es geht wirklich nicht«, beharrte Raven. »Ich verfolge ein paar Männer, die ich nicht entkommen lassen darf.«
»Sie werden dir auch nicht entkommen. Die Tore Ferlings wurden längst geschlossen. Die Männer können erst morgen früh weiterziehen – genau wie du.« Triumphierend, auch dieses Argument ausgehebelt zu haben, sah Jorin ihn an.
Raven verdrehte die Augen. In seiner Hartnäckigkeit erinnerte ihn der Barde an Gorik. Fehlte nur noch, dass Jorin ihm
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