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Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Loban rief den Kriegern zotige Witze zu. Der Anblick der beiden Bierfässer löste bei den Männern ebenso gierige Blicke aus wie der der Frauen, und es kam wie erhofft: Menwin ließ die Gaukler anhalten und man einigte sich auf eine kurze Vorführung.
    Die Spielleute entzündeten Fackeln und bald darauf begannen sie mit ihren Possen und Kunststücken. Doch Raven beachtete das Spektakel der Gaukler nicht. Sein Augenmerk galt einzig der Person, die abseits an einen Baum gefesselt und geknebelt saß: Kara. Bei ihrem Anblick flammten in ihm gleichzeitig Sehnsucht nach ihr und Hass gegen Heron auf. Am liebsten wäre er aus dem Wagen geklettert, hätte sie befreit und in den Arm genommen. Aber er musste sich gedulden: Genau wie Orwyn es vorausgesehen hatte, standen zwei Krieger bei ihr. Außerdem war es fraglich, ob Kara überhaupt von ihm in den Arm genommen werden wollte. Zwar hatte sie ihn vor der Enthauptung bewahrt, allerdings wusste sie jetzt auch, wer er wirklich war.
    Raven seufzte und betrachtete Karas Wachen genauer. Die zwei Männer schienen über ihr Los verärgert, die Gefangene bewachen zu müssen anstatt biertrinkend den Gauklern zusehen zu dürfen. Und Raven missfiel es nicht minder. »Jorin«, rief er leise dem Barden zu, der in der Nähe des Wagens stand. Unauffällig näherte sich dieser dem Gefährt und Raven raunte: »Die beiden, die Kara bewachen, haben noch nichts getrunken.«
    »Keine Sorge«, flüsterte Jorin. »Deyna wird sich um sie kümmern.« Er schlenderte fort und Raven sah, wie die junge Gauklerin kurz darauf mit schwingenden Hüften und zwei Bechern zu den Wachen ging. Gierig tranken die beiden Männer das dargebotene Bier und schäkerten mit Deyna. Ihre Stimmung hob sich sichtlich. Dann kam Menwin und scheuchte Deyna weg.
    Ravens Wangenmuskel begann vor Anspannung zu zucken. Hatte der Hauptmann überhaupt schon etwas getrunken? Er musste ihn dringend im Auge behalten. Zu seiner Erleichterung sah er, wie Menwin sich auf seinem Rückweg Bier aus einem Fass zapfte. Ihr Plan lief wirklich perfekt!
    Er ließ sich ins Wageninnere zurücksinken und zog das Amulett unter seinen Kleidern hervor. Nachdenklich drehte er die Scheibe zwischen den Fingern. Wenn alles gut lief, konnte er Kara den Anhänger noch heute Nacht zurückgeben. Er würde sie bis an den Hof von Fürstin Ylda begleiten und ... sich dann von ihr verabschieden. Für ihren Schutz brauchte Kara ihn am Fürstenhof nicht mehr. Seufzend ließ er die Scheibe los und stützte seinen Kopf in die Hand. Der Gedanke, sie nie wieder zu sehen, schmerzte. Doch es war unvermeidlich, und er sollte froh sein, ihr wenigstens helfen zu können.
    Draußen ertönte lautes Klatschen und Johlen – die Vorführung schien beendet und damit begann der zweite Teil ihres Planes. Die Spielleute verstauten die Gegenstände, die sie für ihre Darbietungen benötigt hatten, wieder auf den Wagen, stiegen auf und verabschiedeten sich wortreich von den Kriegern. Die Fuhrwerke setzten sich in Bewegung und Raven machte sich bereit. Orwyn würden ihm Bescheid geben, sobald er den Wagen gefahrlos verlassen und mit den beiden Pferden zum Lager zurückkehren konnte.
    Nach einer kurzen Fahrt war es so weit. Der Gaukler hielt den Wagen an und Raven stieg aus.
    »Du musst warten, bis sie alle schlafen«, ermahnte ihn Zerda, während er die Pferde losband. »Das Fass ist vollständig geleert, der Trank sollte also gut wirken.«
    »Ich danke euch allen«, sagte Raven und nickte der Gauklerfamilie und Jorin zu. »Möge die Göttin euch auf euren Wegen begleiten.« Mit den Pferden an der Hand ging er los, blieb jedoch sofort wieder stehen, denn jemand folgte ihm. »Jorin, wo willst du hin?«, erkundigte er sich verwundert.
    »Ich begleite dich ins Lager, Raven.«
    »Nein, das ist zu gefährlich.«
    »Ich komme mit dir«, erklärte der Barde entschieden. »Keine Widerrede! Ich wollte mich sowieso von den Gauklern trennen. Sobald du Kara befreit hast und ihr beide auf den Pferden sitzt, bist du mich los.«
    Schicksalsergeben nickte Raven. Aus seiner Erfahrung heraus würde sich Jorin auch mit noch so vielen Worten nicht umstimmen lassen. Außerdem war ein bisschen Unterstützung sicher nicht schlecht.
    Schweigend liefen sie die Straße ein Stück weit zurück, bevor sie sich mit den Tieren in den Wald schlugen. Raven schlang die Zügel um einen Ast, dann näherten er und Jorin sich dem Nachtquartier der Krieger. Im Lager war es ruhig. Die Männer, die am Feuer saßen und dort

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