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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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Hochkönig der Rheinlande und er würde sich nicht beugen! Das Volk folgte immer der Krone, ohne seine Person war Niedswar ein Niemand und nichts als ein gehörnter Schatten. Aber noch brauchte er den Seher und seine teuflische Mächte. Die Orks hatten aus alter Fehde nie aufgehört, auf seine Ländereien zu schielen, die sie für die ihren hielten. Die Drudenhexe hasste alle Männer. Wann würde sie sich stark genug fühlen, ihre Walküren über den Fluss strömen zu lassen? Räuberbanden machten sein Reich unsicher. Und auch seinen Edelleuten war nicht zu trauen. Er sah die Gier in ihren Augen – die Gier nach seinem Thron! Nein, noch war seine Zeit nicht gekommen. Aber sie würde kommen und Kraeh würde wieder einer seiner ersten Krieger sein. Gemeinsam, nachdem sich Berbast und er ausgesöhnt hätten, würden sie diesem Bastard von einem Seher den Lia Fail aus dem Gesicht schneiden und ihn in das dunkle Loch zurückstoßen, aus dem er gekrochen war … 
    Eines Morgens, er hatte kaum geschlafen, war Niedswar geräuschlos in die Halle gekommen und hatte sich, wie üblich, neben dem Thron positioniert. Als das Tor aufschwang, musste Bran sich beherrschen, nicht laut loszubrüllen. Einmal mehr wusste dieser Dämon in menschlicher Gestalt besser Bescheid über die Vorgänge in seinem Reich als er selbst. 
    Die massige Gestalt Berbasts trat in voller Kriegsmontur ein. 
    Er hatte sich nicht die Zeit genommen, das an seinen Waffen und Rüstteilen klebende Blut abzuwischen. Sein schwarzer Lockenschopf neigte sich ungelenk, bevor er bärbeißig die Neuigkeiten ausspuckte. 
    »Peregron ist tot, seine Sippe ausgelöscht.« Zum Beweis warf er den Kopf des Aufsässigen vor Brans Füße. 
    »Gut gemacht«, antwortete der Hochkönig. 
    »Was ist mit diesem Erden?«, fragte Niedswar unverblümt. Er meinte den zweiten Anführer der Partisanen, die seit Jahren die östlichen Gebirgsausläufer unsicher machten. 
    »Wir konnten ihn nicht finden. Zwei Dörfer, in denen er Zuflucht fand, habe ich niederbrennen lassen, doch die Bewohner sahen lieber ihre Häuser und Weiber in Flammen aufgehen, als ihn zu verraten.« 
    Bran wollte auffahren, wurde aber von einer herrischen Geste zurückgehalten. »Er kann sich nicht ewig verstecken. Du hast deine Sache gut gemacht«, sagte der Seher freundlich und lud den Kriegsherrn ein, einige Schritte mit ihm zu gehen. Der Hochkönig blieb allein zurück, unsicher, was er ob dieser Dreistigkeit unternehmen sollte. Vielleicht müsste er Berbast aus seinen Zukunftsplänen streichen, wenn dieser sich auf die falsche Seite schlug. 
     
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Heerführer«, lockte Niedswar den Krieger im stinkenden Bärenfell, während sie die unzählbaren Stufen hinab zu den Gewölben unter der Feste stiegen. 
    »Erlaube mir eine Frage«, sagte der Krieger auf halbem Weg. Die Förmlichkeit aus seinem Munde wirkte komisch und brachte den Seher zum Grinsen, was den hinter ihm laufenden Berbast verborgen blieb. »Welchem Gott dienst du?« Er vermutete Loki oder einen ähnlich geheimnisvollen und zwiespältigen Angehörigen eines fremden Pantheons. Nicht, dass er ein religiöser Mensch gewesen wäre, es interessierte ihn nur, mit wem er es zu tun hatte. 
    Niedswar hielt inne und wandte sich zu ihm um. »Eine kluge Frage«, sprach er im Flüsterton. »Unser König vermeidet sie bewusst. Aus Angst, denke ich. Und womöglich hat er damit recht. Denn der gefährlichste Mann ist der, welcher allein sich selbst verpflichtet ist.« Den Nagel des Zeigefingers klackend auf sein künstliches Auge tippend, bedeutete er ernst: »Weise ist, wer sich den mächtigsten zur Verfügung stehenden Herrn wählt.« Beinahe spitzbübisch fügte er hinzu: »Meiner ist fern, ausgeschlossen von dieser Welt … Wir sind allein. Verstehst du, was ich meine?« 
    »Sicher«, brummte der Krieger bejahend. 
    »Gut, gehorche zuerst mir, dann deiner dir in die Wiege gelegten Grausamkeit, und wir werden Großes vollbringen …« 
     
    Die Thronhalle wurde plötzlich von einem ohrenbetäubenden Glockenschlag erschüttert. Die uralten Steine zitterten und Staub rieselte von der Decke. Fast wäre Bran von seinem Sitz gestürzt, als Berbast tief unter ihm im selben Moment seiner Belohnung in die entsetzlichen, tellergroßen, rot funkelnden Augen blickte. 

Der Feind zeigt sein Gesicht 
     
    »Was war das für ein Geschenk? Wieso ist Kraeh so krank, die Druden werden ihm doch helfen, oder? Und was wird aus dem armen

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