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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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Häuflein Elend bist du, mehr nicht. Und dann sieh mich an! Ich bin der erste Priester des höchsten aller Götter, ich kann dir geben, was immer du begehrst.« 
    Der Krieger merkte, wie Ohnmacht ihn zu überwältigen drohte. Lange würde er nicht mehr Widerstand leisten können. Die Begegnung mit den Nornen hatte ihn bis aufs Mark geschwächt und die Gegenwart des Feindes nagte an seinen letzten verbliebenen Kräften. 
    »Ruhm, Reichtum, Macht!«, fuhr der Seher gehetzt fort. »Ist es nicht das, wonach wir alle streben, ist es nicht das, was auch du suchst?« 
    »Such du mal lieber, Schweinepriester«, grinste Kraeh entrückt und warf den Stein in hohem Bogen von sich. 
    »Narr!«, kam die gellende Antwort, als der Priester mit wehender Robe bereits auf den Busch zuhuschte, in dem der Stein gelandet war. Er beugte sich nieder, bis er ihn schließlich gefunden hatte und ihn ehrfürchtig an sich nahm.  
    Obwohl er zuvor sichtlich in Eile gewesen war, ließ er sich nun Zeit, zu dem am Boden liegenden Krieger zu schreiten. Umsonst! Das Wort hallte lange in Kraehs Kopf nach. Hilflos musste er zusehen, wie der Dämon seinen Arm erneut ausstreckte, um ihm noch das Letzte zu nehmen, das er besaß – die Schwerter, die ihm der Pan geschenkt hatte. Die Worte, die der Unheimliche dabei sprach, überschlugen sich fast in euphorischem Wahn. »Nun schaue selbst, wie du den nächsten Tag erlebst. Meine …« 
    Das Letzte, was Kraeh sah, bevor sein Geist vollends in Dunkelheit versank, war, wie sein Gegenüber, noch ehe er ihm die Schwerter entreißen konnte, von einem Pfeil getroffen wurde. Er hatte sich in die Schulter des Dämons gebohrt, wo er einen Moment lang vibrierend stecken blieb. Hohnkreischend riss der ihn heraus und sprang in den Kessel, der sich auf der Stelle wieder in Qualm und Rauch verwandelte und sich kurz darauf mitsamt dem Seher und seiner Beute, dem Stein der Macht, in nichts auflöste. 
     
    »Kein Blut«, sagte Rhoderik die Pfeilspitze inspizierend zu Henfir, der den Schuss abgegeben hatte. 
    »Bringen wir ihn nach Hause«, bedeutete der Nordmann. Um dem Jüngeren nicht die Hoffnung zu nehmen, nickte Rhoderik, obwohl er auf einen Blick gesehen hatte, wie aussichtslos der Gesundheitszustand ihres Anführers und Freundes war. Sie sputeten sich, den steifen Körper in Decken einzuwickeln, um ihn dann auf sein Pferd zu legen, das sie vorausschauend mitgebracht hatten. Der Bogenschütze schaute immer wieder nervös in den Himmel. Am Abend zuvor hatten sie die massigen Leiber der geflügelten Ungetüme, denen Rhoderik und die anderen vor über einem halben Jahr ihm Drudenland begegnet waren, durch die Luft fliegen sehen. Den Fährtensucher zurücklassend, waren sie die Nacht durchgeritten, bis sie der gleißenden Blitze gewahr wurden, denen sie schließlich zu dieser schicksalhaften Stelle gefolgt waren. Eigentlich hatten sie damit gerechnet, gegen die Harpyien kämpfen zu müssen. Der alte Krieger, der den dunklen Geschöpfen schon einmal gegenübergestanden hatte, war froh, dass es nicht dazu gekommen war. Wenn er auch nicht verstand, weshalb der Feind, dessen sie nun endlich ansichtig geworden waren, seine Biester nicht eingesetzt hatte. 
    Der Rückweg war mühselig. Sie waren gezwungen, Kraehs Rotschimmel an den Zügeln durch die unwirtliche Schneelandschaft zu führen. Bei Einbruch der Dunkelheit machten sie Feuer und unternahmen alles, den Körper des Freundes zu wärmen. Sie brieten Fleisch, das Rhoderik ihm vorgekaut in den Mund stopfte und mit Tee nachspülte. Bei dieser langwierigen Prozedur faselte Kraeh, meist im Fieber, unverständliche Dinge. Immerhin, dachte Rhoderik, würden sie ihn lebend nach Skaarbrok bringen. Tatsächlich gelang ihnen das, obwohl sich sein Zustand noch wesentlich verschlechtert hatte, als sie durch das Tor der Festung ritten. 
    Sofort wurde er von Bediensteten auf eine Trage gebettet und in einen Raum der unteren Gewölbe getragen, die nach dem Krieg als Krankenlager gedient hatten. Vor einem Kachelofen lag er, wie zur letzten Ruhe aufgebahrt, totenblass da, indes sich Lou, seine beiden Retter sowie Siebenstreich, Heilwig, Heikhe und Orthan um ihn versammelten. Das Mädchen schluchzte und kraulte mit ihren kleinen Fingern sein weißes Haar. Nachdem Orthan leise Zaubersprüche gewispert hatte, schüttelte er nach einiger Zeit betreten den Kopf. Lous Daumen fuhr behutsam über die aufgeplatzten Lippen, bevor sie meinte, es gebe nur eine Person, die ihm jetzt noch

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