Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
Vom Netzwerk:
Gegner waren hoffnungslos unterlegen, außerdem herrschte Uneinigkeit unter ihnen. Und sicherlich hatte er auch noch die ein oder andere unangenehme Überraschung für seine Feinde in der Hinterhand.  
    Die Königin rührte sich nicht. Hoheitsvoll stand sie einfach da, der Ausdruck in ihren kühlen Augen verriet nicht die geringste Gemütsbewegung. Bran machte keinen Hehl aus dem alten Hass, der zwischen Rheinlanden und Druden bestand. 
    »Na, große Hexe, hat es dir die Sprache verschlagen? Du wirst mich doch nicht etwa enttäuschen und dich jetzt schon meiner Gnade ergeben?« 
    Sie ließ ihn einen Moment warten, was seinen Zorn noch steigerte. 
    »Keine Angst, Bran. Du bekommst deinen Krieg«, sagte sie endlich und es war, als würden Eiszapfen entzweigebrochen. »Aber frage dich, wer in deiner Halle das Sagen haben wird, nachdem du die Welt gegeißelt hast.« 
    Lachend fiel ihr Niedswar ins Wort. »Ach ja, wie schön, dass manche Dinge sich nie ändern. Zwietracht säen war doch schon immer deine Stärke. Doch jetzt«, sein künstliches Auge loderte auf, sobald es die ihren traf, »helfen dir keine Zaubersprüche mehr. Kein Männerherz wirst du mehr durch sie vergiften.« Ihr Körper fing an zu zittern. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihre Glieder, während ihr Körper sich peinvoll krümmte und langsamer als alle zuvor entmaterialisierte. Orthan hob beschwörend die Hände, doch ein Blick genügte, auch ihn zusammenfahren zu lassen. Stammelnd kippte er hintenüber. Gerade noch rechtzeitig, bevor er vollends zu Boden ging, fing Sedain ihn auf. Kraeh und Lou hatten die Schwesternklingen gezogen. Bereit zu sterben, standen sie Schulter an Schulter vor dem Magier und Sedain, der ihn stützte. 
    »Lass mich reden«, mischte Bran sich erneut ein. Die Mühe, die es ihn kostete, seinen Tonfall zu mäßigen, war ihm anzumerken. »Kraeh«, der Name seines zweitliebsten Kriegers klang aus seinem Munde nachsichtig, aber zugleich auch zurechtweisend, »ich mache dir dieses Angebot nur ein einziges Mal: Komm zu mir zurück. Du bekommst deine alte Stellung wieder. Wir sind doch Freunde, du und ich.« 
    Auch die Stimme des Sehers war plötzlich versöhnlich. »Ob du es glaubst oder nicht, in gewisser Weise sind wir Brüder, du und ich. Was weißt du über deine Herkunft? Weshalb, meinst du, heilen deine Wunden so schnell, weshalb wirst du nie krank?« 
    Die Worte trafen den Krieger wie Dolchstöße, da er den Kern der Wahrheit in ihnen ahnte. Trotzig erwiderte er: »Ich habe bereits eine Familie!« 
    Mit einem teuflischen Grinsen wandte Niedswar sich Bran zu. »Möchtest du ihm nicht sagen, was mit diesen erbärmlichen Fischern geschieht, sollte er sich gegen uns entscheiden?« 
    Brans Zügen war anzusehen, dass in ihm ein Kampf stattfand. Er wollte Kraeh nicht verlieren und ärgerte sich über den Seher, der so früh diese letzte Drohung ausgesprochen hatte, doch nun gab es kein Zurück mehr. 
    »Kraeh, lass mich ehrlich zu dir sein. Ein Trupp meiner besten Soldaten hat das Dorf, in dem du herangewachsen bist, umstellt. Sie warten auf meine Order.« 
    Der frühere Bran, wie Kraeh ihn gekannt hatte, schien für einen kurzen Moment die Oberhand zu gewinnen, als er hinzufügte: »Glaube mir, ich wollte nicht, dass es so weit kommt.« 
    Auch in Kraeh fand eine Wandlung statt. Der schiere Unglaube paarte sich mit abgrundtiefer Wut. 
    »Du drohst mir, meine Familie zu töten, wenn ich mich euch nicht anschließe?«, presste er bitter hervor. 
    »Habe ich denn eine Wahl?«, entrüstete sich Bran. 
    Für einen Augenblick trat Schweigen ein. 
    »Die hast du, Fürst. Mein Platz ist nicht länger an deiner Seite. Räche dich dafür an den Meinen und ich werde dein Reich zerstören, ehe du meinem Schwert zum Opfer fällst.« 
    Die Flügel des Mantikors schlugen Luft. Berbast hatte die ganze Zeit über auf diesen Ausgang gehofft, nun gedachte er herauszufinden, ob tatsächlich nur der Seher an diesem Ort in der Lage war zu verletzen. Sein Krummschwert glitt aus der langen Scheide. 
    »Fahrt zur Hölle!«, rief Sedain, der sich in der Zwischenzeit mit dem Magier besprochen hatte und dem einzig die Vorstellung ewiger Flammenpein an der neuen Religion imponierte. Seine Armbrüste fuhren hoch. Ein Bolzen flog durch Berbasts, der andere durch Brans Stirn hindurch. Sogleich sprach Orthan eine Formel und ihre Geistgestalten lösten sich auf. Und nach der gleichen Prozedur wie bei der Hinreise fand sich die Gesandtschaft wieder

Weitere Kostenlose Bücher