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Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
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freies Schussfeld auf den Anführer zu bekommen. Dieser schien ihr Vorhaben bemerkt zu haben und versteckte sich zwischen den Leibern seiner Untergebenen. 
    »Noch mal!«, rief Kraeh den Männern zu, die immer noch die Melodie auf den Lippen trugen. Ein weiterer kurzer Schlagabtausch fand statt. Jetzt waren sie so weit zurückgedrängt, dass diese Vorgehensweise nicht mehr fortzuführen war, ohne den Schutz der Hänge aufzugeben. 
    »Haltet stand!«, wechselte der Krieger deshalb die Taktik. 
    Unter den mindestens noch hundertzwanzig Soldaten, die über ihre Gefallenen steigen mussten, machte sich Unruhe breit. Sie hatten nicht mit solch erbittertem Widerstand gerechnet. Als die gewünschte Wirkung seiner Befehle ausblieb, richtete der Schatten das Wort an den kleinen Haufen der Verteidiger. Er forderte sie auf, die Waffen niederzulegen, und gab zu verstehen, alle außer Kraeh würden verschont werden, wenn sie sich nur ergeben und diese hoffnungslose und, wie er betonte, überflüssige Schlacht aufgeben würden. Die Kriegskrähe ging nicht auf ihn ein, sondern wandte sich an die gegnerischen Soldaten unter dem Kommando des Schattens. 
    »Ihr ehrenvollen Streiter, Krieger der Rheinlande! Bekannte Gesichter sehe ich unter euch. Männer, mit denen ich Seite an Seite stand, die Einmärsche der Orks zu zerschlagen. Damals haben wir für Ruhm gekämpft und Ruhm ernteten wir zur Genüge!« Einige nickten. »Du, Holgerson«, sprach er einen der Nickenden direkt an, »was wirst du deinem Bruder in der nächsten Welt erzählen? Wirst du ihm sagen, dass du, den Anweisungen eines Dämons folgend, gegen seinen Herrn und Waffenbruder zogst? 
    Und du, Friedger, willst du deinen Sohn unter der Tyrannei eines Fremden heranwachsen sehen?« 
    Dem Schatten wurde bewusst, wie schlecht sich das Gerede auf die Moral seiner Männer auszuwirken begann. Murmelnd packte er einen, der ihm am nächsten stand, bei den Schultern. Orthan bemerkte es zu spät, um den Zauber zu bannen. Schon rannte der Soldat, Schaum vor dem Mund, nach vorn. Sedain, der sich mittlerweile in die erste Reihe begeben hatte, brach kurz aus, bohrte sein Kurzschwert in die Brust des Besessenen, und da dieser immer noch zappelnd Schaden zuzufügen suchte, schnitt er ihm mit seiner Zweitwaffe die Kehle durch. Dennoch blieb die angestrebte Reaktion nicht aus. Die brisakschen Soldaten folgten seinem Beispiel und griffen erneut an, aber mit deutlich weniger Begeisterung. Allein deshalb gelang es wohl auch, sie nicht vollends durchbrechen zu lassen. In dem Gemenge schaffte es Kraeh, sich eine Schneise zu dem Schatten durchzuhacken. Lidunggrimm fuhr ihm in den Bauch und fraß sich, eine Blutfontäne auslösend, nach oben bis zur Schulter durch. Die Aktion brachte dem Krieger einen Streich in die Hüfte ein. Sofort setzte er zurück, während Sedain und Rhoderik ihm Deckung boten. 
    Ihres Anführers beraubt kam der Vormarsch zum Stoppen und schließlich verebbten die Kampfhandlungen. Doch die Attacke blieb nicht ohne Folgen. Lediglich ein Dutzend von jenen, die den Pass gehalten hatten, standen noch auf den Beinen. Außerdem waren sie nun so weit zurückgedrängt worden, dass die Feinde sie einkesseln konnten, was diese auch taten. 
    Ein graubärtiger Veteran, der allem Anschein nach den ranghöchsten Offizier abgab, nahm sogleich die Verhandlungen auf. Er hatte zu viel gesehen, um dem Ehrgeiz, der Jüngere in solchen Situationen oft befällt, nachzugeben. Sein Anliegen war eindeutig, ein unnötiges Blutvergießen zu verhindern. Auch wusste er, wie hartnäckig sich ein in der Falle sitzender Gegner zuweilen noch zur Wehr setzte. 
    »Eure Lage ist aussichtslos«, wand er sich an den Kreis der Eingeschlossenen, »Ich stelle einem jeden die Wahl frei, das Schwert abzulegen und am Leben zu bleiben. Lasst nicht so leichtfertig fahren, was eure Mütter euch schenkten!« Zum Zeichen der Ehrlichkeit senkte er seine rot gefärbte Klinge. 
    »Er hat recht«, stimmte Kraeh ihm zu. »Keiner soll heute mehr sterben. Geht!« 
    Sedain schaute nach oben in den dunkelvioletten Himmel, durch dessen Wolkendecke deutlich der Schein des Abendsterns drang. Heute war ein guter Tag abzutreten, dachte er insgeheim, sich des Gewichts der Waffen in seinen Händen versichernd. 
    Einer der letzten Soldaten, die damals mit aufgebrochen waren, den Lia Fail zu suchen, musste einen ähnlichen Gedanken gehegt haben. Blut tränkte aus mehreren Wunden seine wattierte Tunika. Zuerst leise, dann mit

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