Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenflüstern (German Edition)

Rabenflüstern (German Edition)

Titel: Rabenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Schmidt
Vom Netzwerk:
die Rede von Magie bedeute Ignoranz. Einem Regenwurm sei der Schnabel eines Vogels, der ihn pickt, magisch, da er ihn nicht versteht. Einem Eber der Pfeil des Jägers, einem Menschen der Zauberspruch des Zauberers, dem Zauberer das Treiben von Göttern und Dämonen. Wir würden nur das als magisch bezeichnen, was wir aus unsrer Natur heraus nicht verstehen können.« 
    Kraeh dachte nach, dann sagte er: »Ein kluger Mann, dieser Skalde.« Fügte aber nach kurzem Nachsinnen hinzu: »Auch Göttern und Dämonen werde ich das Bluten lehren, sollten sie mir oder der Kleinen in die Quere kommen.« 
    Fast hätte Rhoderik gelacht über die aufmunternde jugendliche Arroganz, brachte es aber nur zu einem angedeuteten Lächeln. 
    Beide hingen wieder ihren eigenen Gedanken nach, überschattet vom Klagen des Sterbenden und dem leisen Ächzen des Schiffes, das sie auf dem ruhigen Fluss einem dunklen Schicksal entgegentrug. 
     
    *** 
     
    Die nächsten Tage war ein jeder bemüht, Alltag einkehren zu lassen. Der Kapitän wusste, dass der Alltag seine Mannschaft die Furcht vergessen ließ. 
    Sie wurden gejagt, das war jetzt gewiss. Rhoderik, Kraeh, er und auch Lou hatten einen Rat auf dem Heck des Schiffes abgehalten, während die Fraja ruderschlagend durch eine ungefährliche Stromschnelle auf Kurs gehalten wurde. Die fremd anmutende Frau hatte zugegeben, von der Drudenkönigin ausgesandt worden zu sein, im gleichen Atemzug aber versichert, nur den Auftrag zu haben, für das Wohl der Kinder zu sorgen. Als sie vorschlug, Heikhe mit sich zu nehmen und in Sicherheit zu bringen, war Kraeh sie erbost angegangen und hatte damit gedroht, sie über die Planken zu schmeißen, wenn sie es wagen sollte, dem Kind zu nahe zu kommen. 
    Nach einer kurzen Auseinandersetzung hatte sie sich für den Mummenschanz entschuldigt, was ihr sichtlich schwergefallen aber auch die einzige Möglichkeit war, den weißhaarigen Krieger zu besänftigen.  
    Sie hatte davon berichtet, ihre ihre Herrin schon lange das Aufkommen einer fremden Macht weissagte. Ein in die Zwischenwelten verbannter Gott trachte nach dem Leben der Königskinder und es sei von außerordentlicher Wichtigkeit, dass ihm nicht auch noch das Mädchen in die Hände fiel.  
    Auf ihre Frage bezüglich dem Ziel ihrer Fahrt hatte Kraeh nicht mehr preisgegeben, als dass sie zu den Dänen unterwegs seien, eine Reliquie zu bergen, deren Macht bestimmt auch gegen jenen Gott eingesetzt werden könne. Keiner der Anwesenden traute der Frau, trotz ihres Einsatzes gegen die Bestien. Zu viele Geschichten über die Gräueltaten der Druden spukten in ihren Köpfen, doch es war sicherlich besser, einen möglichen Feind dort zu haben, wo man ihn im Blick hatte. Sie hatten sich darauf geeinigt, bis zur See zusammenzubleiben und dann weiterzusehen, was sich ergebe. 
    Sicherheitshalber und aus Gründen der Abschreckung wurde die Speerschleuder auf dem Achterdeck festgemacht. Insgesamt waren sechs Mann über die Schwertbrücke gegangen. In der zweiten Nacht nachdem sie ablegt waren, hatte sich auch jener mit der Bauchwunde zu ihnen gesellt. Für die Moral an Bord war das von Vorteil. Die Arbeiten an Bord gingen leichter von der Hand ohne die Schmerzensschreie eines Sterbenden. 
    Kraeh verbrachte die meiste Zeit des Tages neben Sedains Krankenbett, der sich nur langsam erholte. Sie scherzten über seinen Heldenmut und kommentierten die Landschaft. 
    Während die eine Seite von morastigen Tümpeln und Sumpfgras dominierte wurde, zeigten sich auf der anderen gut bebaute Roggen- und Weizenäcker. Ein Gebiet, das vor langer Zeit mühsam, in trotzigem Kampf gegen den Fluss, der wilden Natur abgerungen worden war. Zuweilen sah man Bauern, die mit ihren Söhnen Feldarbeiten verrichteten, Ochsenkarren beluden, kurz: ein gewöhnliches und friedfertiges Leben führten. In größeren Abständen standen landeinwärts Wehrtürme, hin und wieder auch größere Befestigungsanlagen, von aufgeschütteten Erdwällen umgeben. An ihren Fahnenmasten flatterte die Lilie von Mont. 
    »Was meinst du, Sedain, ein Gehöft, ein schönes Weib und Kinder? Nach dieser Reise könnten wir uns niederlassen – ein normales Leben führen«, dachte Kraeh laut nach. 
    Der Halbelf lag auf der Seite und hörte belustigt seinem Freund zu, während der Feldscher die Verbände wechselte. 
    »Na klar«, entgegnete er ironisch, »und dann leben wir glücklich und in Eintracht bis zum Ende unsrer Tage.« 
    Sein Körper bäumte sich auf, als sein

Weitere Kostenlose Bücher