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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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weiter du von einem Tor entfernt bist, desto besser. Es kommt auch darauf an, ob ein Ort oder ein Tor von den Möwen kontrolliert wird. Brisa ist kein guter Ort für einen Raben, der unerkannt bleiben will. Es sei denn, er verwandelt sich nicht.“
    „ Du hast mir damals in Brisa gesagt, ich soll herausfinden, wie ich wieder ich selbst werde.“
    „ Ich war davon ausgegangen, dass du es irgendwo anders ausprobierst, dabei hätte ich wissen müssen, dass du keine Ahnung hast, wo du üben solltest und wo nicht. Was mir selbstverständlich war, war dir natürlich nicht selbstverständlich.“
    „ Romer hat mich tapfer verteidigt, als die Möwen kamen, um mich zu holen. Was ist eigentlich mit ihm und Amandis? Ist da alles schön nach Plan gelaufen?“
    „ Nein“, sagte er.
    Ab und zu verirrte sich ein Sonnenstrahl in den Wald und tauchte die eine oder andere Ecke in Lichternebel. Wären nicht all die Menschen gewesen, die den Weg bergan trotteten und dabei redeten oder aßen, hätte es ein verzauberter Ort sein können.
    „ Und das heißt?“
    „ Dass es ein unerfreuliches Thema ist.“
    „ Bist du etwa schuldbewusst?“
    „ Sie wären sich eines Tages sowieso begegnet und dann wäre das Gleiche passiert.“
    „ Was ist denn nun? Mag er sie doch lieber, als du gedacht hattest?“
    „ Nein, sein Interesse hat schnell nachgelassen. Aber statt ihr einen ordentlichen Tritt zu geben, hat er sich rausgeredet und aus dem Staub gemacht. Wahrscheinlich weil er eine Hochzeit hat platzen lassen. Man kann ja nicht einem König die Braut ausspannen und dann feststellen, dass sie einen auf Dauer langweilt.“
    „ Ist er nie wieder aufgetaucht?“
    „ Das wäre eine deutliche Geste gewesen, aber dazu fühlt er sich nicht in der Lage. Alle zwei Monate zieht es ihn zurück nach Brisa. Er erscheint ohne Vorankündigung, spielt drei Tage lang den verliebten Helden und verschwindet wieder, meist so plötzlich, wie er gekommen ist. Amandis ist nach jedem Besuch unglücklicher.“
    „ Vielleicht braucht er nur Zeit, um sich daran zu gewöhnen, richtig verliebt zu sein?“
    „ Wenn es so wäre, dann wäre er ein Waschlappen. Aber es ist nicht so. Du musst nicht glauben, dass Romer seine Abende fern von ihr mit Lesen verbringt.“
    „ Ist er eigentlich dein Freund?“
    „ Das überdenke ich gerade. Wenn es noch eine Weile so weitergeht, dann zwinge ich ihn mit Waffengewalt, ihr die Wahrheit zu sagen!“
    „ Sag du ihr lieber die Wahrheit, ohne Waffengewalt.“
    „ Du kennst mich, ich bin kein rücksichtsvoller Mensch. Natürlich habe ich ihr die Wahrheit gesagt. Aber es bringt nichts, außer dass sie in Tränen ausbricht und sich noch schlechter fühlt. Sie weiß, dass er nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat, und trotzdem kann sie es nicht lassen, auf ihn zu warten. Es könnte ja sein, dass alles ein Missverständnis ist oder er seine Meinung noch ändert.“
    „ Was wäre, wenn er’s täte?“
    „ Dann wäre ich nicht begeistert. Man kann ihm in jeder Hinsicht sein Leben anvertrauen, nur in dieser einen Hinsicht ist er ein Versager. Selbst wenn er sich vornehmen würde, treu zu sein, würde er’s nicht schaffen.“
    „ Eine feine Kinderkrankheit hast du ihr da angehängt.“
    „ In seltenen Fällen gibt es problematische Verläufe. Leider hat es Amandis getroffen.“
    „ Das tut mir leid. Sie ist so nett zu mir gewesen.“
    „ Sie ist eine Antolianerin. Zu nett für die Möwen und zu gutgläubig.“
    „ Du bist doch auch ein Antolianer …“
    „ Ja, ich bin auch nett und gutgläubig, ich lasse es mir nur nicht so anmerken.“
    Elsa wagte einen Blick zur Seite. Es klang wie ein Witz, aber er verzog keine Miene. Selbst als er ihren Blick bemerkte und zurückschaute, wusste sie nicht, ob er Spaß machte oder nicht. Sie wartete, dass er den Mund verzog oder was man sonst so machte, wenn man scherzte, aber er tat nichts dieser Art, sondern schaute wieder geradeaus und schwieg. Dabei sah er zu ernst aus für den Anlass. Sie hatte auf einmal das Gefühl, dass ihn Sorgen plagten, richtige Sorgen, weltbewegende vielleicht. Aber er machte den Mund nicht auf und warum auch hätte er ihr davon erzählen sollen. Sie sahen sich ja sowieso zum letzten Mal heute. Das war komisch, denn Elsa hatte gerade so ein vertrautes Gefühl und mochte es, mit Anbar auf einen Berg zu spazieren, auf dem sich Götter einmal gegenseitig umgebracht hatten.
    „ Wie alt bist du eigentlich?“, fragte sie.
    „ So alt wie Nada. Wir sind am

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