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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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verließen, war von Wald umgeben. Auf dem Platz unmittelbar vorm Bahnhof gab es viele Stände mit Essen und Souvenirs. Es gab auch viele Sänger auf kleinen Bühnen, die wehmütige Klagelieder von sich gaben und dafür Münzen in ein eigens dafür angebrachtes Kästchen geworfen bekamen. Elsa schaute Anbar fragend an. Er war schließlich ihr Reiseführer.
    „ Keine Ahnung“, sagte er, „es hat bestimmt etwas mit den Göttern zu tun, die sich auf dem Berg, den wir jetzt besteigen, gegenseitig umgebracht haben sollen.“
    „ Bekomme ich noch etwas zu essen?“
    Es duftete verführerisch in der Luft, wenn Elsa auch nicht ausmachen konnte, was darin steckte. Marzipan vielleicht, Karamell und Vanille, Honig, Gewürze und abermals Würstchen. Glücklicherweise kauften alle Leute groß ein und so bekam man einen Korb dazu, in dem Kostproben aller Speisen Platz hatten. Als Elsas Korb ausreichend gefüllt war, nahmen sie und Anbar auf einer Bank Platz und Elsa stöberte in ihren Schätzen. Sie bot auch Anbar etwas an und er entschied sich für eins der grünen Gebäckstücke, die wie Nusskuchen mit Petersilie schmeckten. „Wir müssen jetzt auf einen Berg steigen“, sagte er, nachdem er gegessen hatte und Elsa noch nicht mal mit der Hälfte aller Speisen durch war. „Hoch ist er nicht, aber man ist normalerweise zwei Stunden unterwegs. Glaubst du, du schaffst das?“
    „ Wenn wir Pausen machen, wird es schon gehen.“
    „ Wir haben Zeit. Bevor es dunkel wird und die meisten Menschen vom Berg verschwunden sind, können wir das Tor sowieso nicht benutzen.“
    Sie hielt inne und gab sich Mühe zu denken statt zu essen.
    „ Es wäre auch nicht angebracht, auf den Berg zu fliegen?“, fragte sie. „Als Vogel?“
    „ Nein, das wäre es nicht. Möwen hören so etwas. Vor allem in der Nähe von Toren.“
    „ Aber sie sitzen nicht im Tor, das wir benutzen?“
    „ In diesem nicht, aber an anderen Toren sitzen sie. Und da Tore immer in der Nähe von anderen Toren sind, kann man nie wissen, was eine Möwe mitbekommt und was nicht. Dass jemand ein Tor benutzt, das kümmert sie nicht weiter. Aber wenn du den Zwischenraum benutzt, um dich zu verwandeln, dann merken sie das sofort. Nur ein Rabe kann so etwas tun. Das war damals komplett halsbrecherisch, dass du dich als Amandis in Sistras Haus geschlichen hast. Wenn du auch nur einmal den Zwischenraum benutzt hättest, um deine Gestalt zu ändern, dann hätten sie dich gehabt. So kamen sie aber nicht im Traum darauf, dass du unmittelbar neben ihnen sitzt. Das hat Sistras Ruf im Nachhinein sehr geschadet.“
    „ Ich habe nicht nur wie Amandis ausgesehen“, sagte Elsa, „ich habe mich auch gefühlt wie sie. Trotzdem wundert es mich, dass Sistra nichts gemerkt hat. Ich habe doch diese Sorte Augen, die anders ist.“
    „ Wenn du denkst, dass man einen Raben an seinen Augen erkennt, dann täuscht du dich. Du hast zwar diese Sorte Augen, aber das ist deine Eigenart. Morawena hat eine andere. Bei Mora wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sie ein Rabe ist. Ich hielt sie für eine echte Möwe.“
    „ Hat sie denn auch Fäden?“
    „ Was für Fäden?“
    „ Zwischenraumfäden. Wenn ich in den Zwischenraum schaue, dann haben die Möwen Fäden an sich hängen. Ein richtiges Gewebe aus Fäden. Ich finde es gruselig. Wenn es mich berührt, wenn mich nur einer dieser Fäden berührt, werde ich machtlos.“
    „ Ich wusste nicht, dass ihre Kräfte wie Fäden aussehen. Ich weiß auch nicht, ob die Möwen das wissen. Sie können im Zwischenraum nichts sehen, nur sehr gut hören. Morawena galt als sehr begabt im Zwischenraum. Sie konnte tief in den Zwischenraum vordringen, was nur wenige Möwen können. Aber sie wird es wohl ohne Fäden geschafft haben.“
    Elsa aß weiter, doch alles konnte sie nicht aufessen.
    „ Können wir den Rest mitnehmen?“, fragte sie.
    Anbar nahm den Korb und stand auf.
    „ Der nächste Zug kommt an. Zeit zu gehen.“
    Es stimmte, ein neuer bunter Zug hielt im Bahnhof und eine Menge Menschen kleckerten daraus hervor. Elsa und Anbar verließen daraufhin den warmen, sonnigen Marktplatz und wanderten auf einem breiten Spazierweg hinein in einen dunklen, schattigen Wald. Die Bäume mussten sehr alt sein, denn sie waren dick und groß. Es ging nur leicht bergauf. Vor ihnen und hinter ihnen waren andere Ausflügler, doch sie hatten genug Raum für sich, um ungestört zu sprechen.
    „ Hören sie das immer, wenn ich mich verwandle?“, fragte Elsa.
    „ Nein, je

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