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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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selben Tag geboren worden.“
    „ Oh!“
    „ Ich hab dir schon mal gesagt, dass er kein Opa ist. Seine Sorgen haben ihm extrem zugesetzt. Ebenso seine Vorliebe für Sommerhalts traditionelle Küche, die vor Fett nur so trieft.“
    „ Aber die haben mir mal so eine ekelhafte Suppe vorgesetzt. Mit Fenchel. Sie haben gesagt, der König bekommt die gleiche Suppe.“
    „ Ja, als Vorspeise. Danach kommen noch fünf Gänge.“
    „ Die habe ich nicht bekommen!“
    „ Unglaublich, was dir alles zugestoßen ist. Und ich dachte, ich kenne die schlimmsten Geschichten!“
    Das war nun ein Witz und er lachte sogar. Gleich schien die Sonne viel heller, was aber auch daran lag, dass sie auf die Seite des Berges kamen, die der Sonne zugewandt lag.
     
    Der Regen lief unaufhörlich die Scheibe hinab. Dabei machte er ein schönes Geräusch. Das gleichmäßige Fließen schläferte Elsa schließlich doch noch ein und so fiel sie in einen traumlosen Schlummer, der schon bald wieder endete, da ihr Wecker klingelte. Sie vermied es, einen Blick auf ihren Rücken zu werfen, als sie sich wusch und anzog. Dann ging sie zu Fuß zur Akademie und setzte sich während der Vorlesung in die zweite Reihe, damit sie nicht in Versuchung kam, Bilder auf ihr Papier zu malen und abzuschweifen. Die ganze Zeit sah sie den Professor an und schaute seinen Lippen bei der Bewegung zu. Aber sie hörte kein Wort. Mittags in der Kantine war Gunther-Sven nicht am üblichen Treffpunkt. Sie fragte seinen Studienfreund Einar, ob er ihn gesehen habe. Der meinte, Gunther-Sven sei auch nicht im Unterricht gewesen. Vielleicht sei er ja krank. Daraufhin kaufte sich Elsa ein belegtes Brot und verbrachte die Mittagspause im überdachten Innenhof, alleine auf einer Bank. Es regnete immer noch, sie hörte, wie das Wasser aufs Dach prasselte. Bald verschwanden die übrigen Studenten in ihren Kursen. Doch Elsa blieb sitzen.
     
    Sie hatte mit Anbar über Bulgokar gesprochen. Während irgendeiner der vielen Pausen, die sie auf dem Weg nach oben machten, waren sie darauf gekommen. Bunte Frauen und herausgeputzte Herren spazierten vorüber, während sie ein gutes Stück vom Weg entfernt auf einem Flecken Gras zwischen den hohen Bäumen saßen. Elsa aß, was in ihrem Korb noch vorhanden war, und sie trank aus einer Flasche, die mit einer hellblauen Flüssigkeit gefüllt war. Das Getränk schmeckte wie normales Wasser, nur dass es leicht blubberte und einen blumigen Nachgeschmack hatte.
    „ Gaiuper hat mir gedroht“, erzählte sie Anbar. „Ich hatte zwei Freunde in Bulgokar. Er hat gesagt, er bringt einen von ihnen um, wenn ich nicht tue, was er sagt. Ich bin sicher, er hätte es getan. Hoppier hätte er verschont, weil er der Sohn von Tegga war, dem ersten Schläger. Aber Sinhine hätte er geopfert, ohne schlechtes Gewissen. Er mag keine Vogelmenschen, weil er selbst einer ist. Was hätte Morawena an meiner Stelle getan?“
    „ Keine Freunde gehabt.“
    „ Aber wenn sie nun gesagt hätten: Schau her, dieses arme Küchenmädchen köpfen wir vor deinen Augen, wenn du nicht gehorchst?“
    „ Dann würde sie zusehen, wie das Küchenmädchen geköpft wird. Sie lässt sich nicht erpressen, egal, was man ihr androht oder antut.“
    „ Das könnte ich nicht. Ich gehe sofort in die Knie. Was würdest du tun?“
    „ Auch in die Knie gehen. Morawenas Haltung ist vernünftig, aber ich würde immer denken, dass ich es auch anders hinbekomme. Erst nachgeben und zu einer anderen Zeit gewinnen.“
    „ Ja, so dachte ich mir das auch.“
    „ Es klappt nicht immer.“
    „ Nein“, sagte Elsa.
    Sie mochte nichts mehr essen und sie war müde. Es gab hier Schmetterlinge mit graubraunen Flügeln. Sie verweigerten sich der bunten Welt und flatterten im Schatten, um hier und da auf kleinen, weißen Blumen zu landen. Elsa sah ihnen zu. Der Tag ging zur Neige und mit ihm verabschiedeten sich die Farben. Als sie weitergingen, fragte Elsa, was aus Morawena geworden sei. Sie erfuhr, dass diese immer noch bei den Rabendienern lebte, ob freiwillig oder nicht, das wusste niemand.
    „ Warum sollte sie freiwillig dort bleiben?“
    „ Weil sie dort ein Fisch oder ein Vogel sein kann. Früher musste sie sich tarnen, dort kann sie herausfinden, was in ihr steckt. Die Diener werden sie nicht daran hindern.“
    „ Es macht keinen Spaß, unter Rabendienern zu leben. Lieber bin ich in Istland und probiere nichts aus.“
    „ Deswegen sind wir ja auch hier. Es gibt übrigens drei Tore in Istland. Kannst du

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