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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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aufgehört, sie zu lieben?“
    „ Ich glaube, weil er Angst vor ihr hatte. Wer könnte ihm das verdenken? Schließlich hat sie einen Mörder auf ihn angesetzt.“
    Er lachte leise, obwohl es nicht angemessen war. Aber Elsa verstand, wie er es meinte. Es war ein Lachen über all die Dinge, die nicht zu ändern waren. Er lachte über sich selbst.
    „ Wird Anbar dir Bescheid geben, wie es Morawena geht?“
    „ Er wird bestimmt jemanden herschicken. Aber darauf darfst du nicht warten. Du musst dich auf den Weg machen.“
    Das sagte er so, als stünde es so fest wie der Lauf der Sonne. Seine tiefe Stimme hatte so etwas Unverrückbares.
    „ Wohin?“
    „ Fort von den Ganduup, den Ausgleichern und den Möwen. An einen Ort, der sicher ist. Hast du nicht einen Bruder oder so etwas, der dir ähnlich ist?“
    „ Nikodemia. Er ist mein Verlobter.“
    Hier machte Nada ein überraschtes Gesicht.
    „ Du bist verlobt?“
    „ Ich war es mal. Als Angais. Ich war auch mal mit Nikodemia verheiratet. Mindestens hundertmal. Das heißt aber nicht, dass ich ihn noch mal heiraten möchte.“
    „ Aber dann magst du ihn ja wohl“, sagte Nada. „Ihr könntet zusammen fliehen.“
    „ Das kommt mir bekannt vor“, sagte Elsa. „Ich kann es nicht mehr hören.“
    „ Der Vogelmann wird dich nicht mehr verfolgen“, sagte Nada wie zum Trost.
    Tatsächlich war das ein Gedanke, der Elsa neu war: Die Zeichen auf ihrem Rücken hatte Unass geschrieben. Unass war höchstwahrscheinlich tot. Gaiuper war auch tot. Kein Band fesselte sie mehr an ihn.
    „ Vielleicht suche ich Niko“, sagte sie. „Meinen Verlobten. Aber vorher musst du mir noch etwas erklären!“
    „ Ja, bitte?“
    „ Warum hast du Anbar heute so erschrocken angesehen? Als ob dich überrascht und schockiert, was er da sagt?“
    Der König nickte. Sein Kopf sah ganz schwer aus, was er zweifellos auch war.
    „ Du hast es dir nicht vorstellen können, dass er Morawena töten würde. Aber er hätte es getan. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er dich töten würde. Aber auch das hat er getan. Nur wir beide wissen, dass es anders ausgegangen ist als erwartet. Es war eine verzweifelte Stunde. Er sah keinen anderen Weg, dich von Gaiuper zu trennen und ihn loszuwerden. Dass er mit Morawena ebenso verfahren würde, wurde mir in dem Moment klar. All die Jahre der Mühe und des Hoffens waren plötzlich vergebens. Ich sah unser aller Tod voraus. Doch ich war im Irrtum. Zumindest wir beide erleben diesen Abend und womöglich noch einige weitere. Das ist eine schöne Wendung.“
    Der König sah auf traurige Weise glücklich aus. Der Feuerschein glänzte in seinen nassen Augen. Weit weg, tief unten in der Eingangshalle, öffnete sich ein quietschendes Tor.
    „ Der König?“, rief jemand und stürmte, nachdem ihm der Weg gewiesen worden war, die Treppen hinauf.
    Elsa und Nada warfen sich einen kurzen Blick zu und schon klebte Elsa in Form einer Fledermaus in der dunkelsten Ecke des Zimmers.
    „ König Nada!“, sagte der Mann, der kurz darauf das Zimmer betrat.
    Auch er musste sich bücken, um durch die Tür zu kommen. Zweifellos war er ein Antolianer, die dunkelblonden Haare im Nacken zusammengebunden, der Mund ein Strich, das schöne Gesicht sehr ernst. Irgendwie sah er klug aus. Etwas an diesem Mann entsprach nicht den üblichen Antolianern. Er sah aus wie einer, der alles anders macht, weil ihn die gewöhnlichen Wege unterforderten. Wie einer, der davon ausging, dass die anderen Menschen nicht konnten, was er konnte, der aber bereit war, viel Geduld aufzubringen für seine langsamen Gefährten. Das traf es aber noch nicht ganz. Am ehesten sah er wohl aus wie einer, der so viele Gedanken zu Ende denkt, dass seine logischsten Schlussfolgerungen den normalen Menschen verrückt erscheinen mussten.
    „ Legard!“, rief der König. „Anbar schickt dich?“
    „ Ja, es geht Morawena besser. Sie haben ein Gegengift gefunden.“
    Nadas Augen glänzten.
    „ Ich bin ja so froh“, sagte er und dabei versagte ihm fast die Stimme.
    „ Kein Grund zur Freude“, sagte Legard knapp und ungerührt. „Das Schlimmste zeichnet sich jetzt erst ab.“
    „ Was denn?“
    „ Truppenbewegungen überall. Heere, die wir für normale Staatsheere gehalten haben, werden plötzlich in andere Welten verlegt. Andere verschwinden und wir können ihren Weg nicht nachvollziehen. Es scheint, als hätten die Ganduup nur darauf gewartet, dass Gaiuper sich selbst vernichtet und ihnen den Weg weist.“
    Nada

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