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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Sommerhalt und den anderen Welten schwer vorstellbar war. Man hörte zwar von dem einen oder anderen Gemetzel an der Grenze. Auch liefen ab und zu Soldaten durch die Straßen. Doch das war alles. Der Aeiol schien tatsächlich ein Glücksbringer zu sein.
     
    Als der Sommer heißer als gewöhnlich in den Herbst überging, verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Herrin. Der Arzt konnte zwar nichts feststellen, doch litt sie unter starken Kopfschmerzen und konnte kein Licht ertragen. Dann lag sie ganze Tage im dunklen Wohnzimmer und verlangte, dass Migrall bei ihr saß und ihr regelmäßig das Gesicht mit einem kalten Lappen abtupfte.
    „Du hast so eine ruhige Hand, Migrall“, sagte sie dann, „und du hältst still. Ich kann es nicht leiden, wenn Helgis nebenher Stopfarbeiten macht.“
    Ja, den Stopfarbeiten konnte Migrall gut entsagen. Sie saß einfach nur da, ausgeschlossen vom Sommertag, der vor den Fensterläden flimmerte, und lauschte. Von fern schimpften, kreischten und heulten die Kinder beim Spielen. Die Vögel sangen, die Blätter der Bäume wurden manchmal von einem Wind aufgeschüttelt, so dass sie rauschten und raschelten. Hier drinnen, im dunklen Raum, summten und brummten die Fliegen, die Uhr tickte, das Holz in den Wänden knackte. Ab und zu lief Elsa nach draußen zum Brunnen und holte neues Wasser, weil das andere der Herrin zu warm geworden war.
    „Migrall“, murmelte die Herrin. „Ich fühle mich so schlecht.“
    „Sie haben nichts gegessen“, sagte Migrall. „Das macht es nur noch schlimmer.“
    „Du hast r echt. Hol mir ein Stück Brot. Aber weiche es vorher in Milch ein, sonst bringe ich es nicht herunter.“
    Migrall holte das Gewünschte und nahm wieder ihren Platz in der Dunkelheit ein.
    „Willst du eines Tages heiraten?“, fragte die Herrin plötzlich. „Natürlich willst du das, alle Mädchen wollen das, nicht wahr, Migrall?“
    „Das kommt auf den Mann an, gnädige Frau.“
    „Wenn es soweit ist“, sagte die Herrin, „dann ist es schwer, die richtige Entscheidung zu treffen.“
    Elsa fragte sich, ob die Herrin damit andeuten wollte, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte.
    „Das ist das Merkwürdige“, fuhr die Herrin fort, „alle Mädchen machen Jagd auf die beste Partie. Ich war erfolgreich: Mein Mann sieht gut aus, benimmt sich ordentlich, hat gut gehende Geschäfte und ist auch sonst kein Unmensch.“
    „Ja, Herrin“, sagte Elsa und mühte sich, die Begeisterung durchklingen zu lassen, die Helgis für ihren Herrn aufbrachte, „er ist so stattlich und freundlich und bestimmt ein wunderbarer Ehemann!“
    „Siehst du“, sagte die Herrin, „das ist das Problem. Ein solcher Mann begnügt sich nicht mit einer Frau, die ihn bewundert. Er hat zu viele Chancen und muss sich immer wieder ausprobieren. Such dir einen Mann, der dich für die beste Partie hält, Migrall. Nicht aus romantischer Übersteigerung, sondern weil er seine schlechten Chancen richtig einzuschätzen weiß. Ich denke an einen, der sich auch in zehn Jahren noch wundert, dass er ein Mädchen wie dich abbekommen hat. Der immer Angst hat, er könne es wieder verlieren. Ich würde es an deiner Stelle so machen. Das ist mein Ratschlag für dich.“
    „Das ist sehr weise und leuchtet mir ein, gnädige Frau.“
    Die Herrin sank seufzend und graugesichtig in ihre Kissen zurück.
    „Die Kopfschmerzen gehen vorbei“, sagte sie. „Das habe ich immer mal wieder. Ich gewöhne mich daran und dann merke ich es kaum noch. Bis sie wieder weg sind.“
    Diese Feststellung tröstete die Kranke und so schlief sie bald darauf ein. Elsa blieb sich selbst überlassen im Dunkeln sitzen und hatte viel zu viel Zeit, über den guten Ratschlag der Herrin nachzudenken. Der schrecklich guten Partie war sie ja glücklich entgangen, insofern bestand keine Gefahr, dass sie eines Tages in einem abgedunkelten mehrtausendjährigen antolianischen Gebäude läge und darauf wartete, dass sich die gute Partie ihrer erinnerte. Doch wenn sie darüber nachdachte, welche Gelegenheit sie stattdessen in ihrem Leben hätte ergreifen sollen, dann fiel ihr nicht viel ein. Aus ihrer Sicht – sie wollte nicht beleidigend sein, aber es kam ihr nun mal so vor – wäre Kamark vielleicht die Kragengröße gewesen, an die die Herrin dachte. Aber wenn sich Elsa Kamark so vorstellte, dann glaubte sie, dass er nicht mal sonderlich interessiert gewesen wäre. Die Mädchen, mit denen er sich in Bulgokar amüsiert hatte, waren Elsa in

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