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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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Kaum war der Richter fort, erklärte sie Migrall:
    „Er wird keine Stelle für dich finden. Wer will denn ein Dorfmädchen ohne rechte Eltern einstellen?“
    Doch in der Stadt ging es merkwürdig zu. Der Richter kam nach zwei Monaten zurück und erklärte, er werde Migrall mitnehmen. Eine befreundete Familie habe sich bereit erklärt, dem armen, verfolgten Geschöpf eine Stelle anzubieten. Er habe ihnen nur erzählen müssen, unter welch grausamem Aberglauben die junge Frau hier zu leiden habe, da hätten sie ihm gesagt, dass sie sowieso eine Hilfe für ihre Helgis suchten. Er solle die arme Seele unbedingt mitbringen. Lauda war schockiert.
    „Die Stadt ist kein Ort für so ein einfaches Geschöpf wie meine Migrall! Sie wird unter die Räder kommen!“
    „Aber nicht doch. Vertrauen Sie mir, das ist eine ordentliche Familie, da passiert nichts.“
    Lauda konnte nicht anzweifeln, dass der Richter mit ordentlichen Familien verkehrte. Nachdem er ihr versichert hatte, er werde Migrall im Auge behalten und das Mädchen könne doch lange Briefe schreiben und ihm jedes Mal mitgeben, wenn er das Dorf aufsuchte, da fügte sich Lauda in ihr Schicksal. Es war schlimm für sie.
    „Kannst du nicht mitkommen in die Stadt?“, fragte Migrall.
    Lauda schüttelte den Kopf. „Dort hätte ich kein Auskommen und keinen Frieden“, sagte sie. „Versprich mir, Migrall, dass du ein gutes Mädchen bleibst.“
    Migrall versprach es, packte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und fuhr mit dem Richter davon. Drei Tage später trat sie ihre neue Stelle in der Stadt an. Das Beste daran war das Frühstück, denn es gab Brot, Frischkäse und Getreidekaffee. Das andere Dienstmädchen, das Helgis hieß, weihte Migrall in die Arbeitsabläufe ein. Eine Woche lang, jeden Morgen um fünf Uhr, wenn es noch stockdunkel war und Helgis krähte, weil Migrall immer noch in ihrem Bett lag, beschloss Elsa, diesen anstrengenden Ort zu verlassen. Sie hatte ja schon viel mitgemacht in ihrem Leben, aber in den Genuss von richtig viel Arbeit war sie noch nie gekommen. Es gab immer etwas zu tun, vom frühen Morgen bis zum späten Abend, und wenn sie es langsam oder verträumt tat, bekam sie Ärger. Denn alles musste erledigt sein, manchmal zehn Dinge auf einmal, und nebenher mussten die drei Kinder der Herrschaft beaufsichtigt werden, allesamt verzogen, wild, laut und zerstörerisch. Wenn sie dann mal eine Pause machten durfte, um draußen mit Helgis auf der Gartenbank zu sitzen und ihren Anteil vom Mittagsgericht zu verzehren, da konnte sie sich kaum aufrecht halten, weil sie so müde war und sich am liebsten ins Gras gelegt und geschlafen hätte. Jeden Morgen beschloss sie zu gehen und tat es doch nicht.
    Der Frühling ging hier gerade in den Sommer über und der Himmel war jeden Tag strahlend blau. Helgis war erst fünfzehn, doppelt so kräftig wie Migrall und so ein Kindskopf, dass Elsa sich fragte, warum sie das Mädchen überhaupt ernst nahm. Aber sie nahm sie ernst, sehr sogar. Vielleicht lag es an Helgis’ Eifer und Begeisterung für alles, was sie umgab: die Stadt, das Haus, den Garten, die Herrschaft, die ungezogenen Kinder, das Essen, die anderen Dienstleute und überhaupt das ganze Land, die Welt und den lieben Gott. All das verehrte und schätzte sie über alle Maßen und das war ansteckend. Wenn Helgis so strahlte, beim Schrubben des Fußbodens oder beim Schälen der Kartoffeln, wenn ihre Augen so leuchteten beim Anblick des Bestecks, das sie polieren, und des Porzellans, das sie auftragen durfte, dann wagte es Elsa nicht, sich mit Klagen aufzuhalten, sondern schaute sich das Besteck noch mal genauer an und musste zugeben, dass es tatsächlich schön aussah, wie es so poliert in der Sonne auf der blütenweißen Tischdecke lag.
    Es gab auch keinen Menschen, den Helgis nicht mochte. Der stattliche Herr war so korrekt und freundlich, die Herrin so elegant und schön und gar nicht stolz, die Kinder so voller Leben, die Köchin eine Seele von Mensch, der Kutscher ein gutes Herz, auch wenn er es nicht zu zeigen vermochte. Elsa wollte das Herz des Kutschers nicht infrage stellen, dass er aber die Nächte durchtrank und seine Hände gerne da platzierte, wo sie nicht hingehörten, das konnte Helgis doch nicht entgangen sein? Nein, eindeutig liege ein Schatten über diesem guten Herzen, gab Helgis zu, der Kutscher müsse schon Schlimmes durchgemacht haben in seinem Leben, doch nichts könne diesen Menschen verderben, Gott werde ihn nicht fallen lassen. Das

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