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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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dich verdrückst und später durch ein Tor verschwindest, sobald du die Gelegenheit dazu hast. Geht das oder läufst du als Tier in Möwenfallen hinein?“
    Sie überlegte und rief sich gewissenhaft noch mal alle Fluchtwege ins Gedächtnis.
    „Doch, das geht. Ich muss mir nur fest vornehmen, auf Möwenfäden zu achten. Sind jetzt alle Dinge geklärt?“
    „Nein. Das war die erste Sache von dreien“, sagte er. „Wir müssen auch darüber sprechen, wo ich dich wiedertreffe, falls du Hals über Kopf aufbrechen musst. Du erinnerst dich an das Tor in der Welt, von der aus wir nach Istland gegangen sind?“
    „In der Würstchenwelt? Mit der komischen Mode?“
    „Ja, genau die Welt meine ich. Würdest du sie wiederfinden? Das Tor auch?“
    „Natürlich.“
    „Dann sehen wir uns dort. In genau zwei Monaten. Wenn ich nicht dort bin oder du nicht dort bist, dann einen Monat später. Sollte sich herausstellen, dass das Tor zu unsicher ist, dann kommt noch Bulgokar in Frage. Die Rabendiener haben diese Welt aufgegeben und auch sonst interessiert sich keiner mehr dafür. Im Süden gibt es eine Stadt namens Glaun, die nur ein einziges Tor hat. Es befindet sich in einem ausgetrockneten Flussbett, an dessen Rändern kranke Vogelwesen leben. Es gibt bestimmt hübschere Orte, aber der ist einigermaßen sicher, weil die Vogelwesen von einem Antolianer betreut werden, den ich gut kenne. Bist du damit einverstanden?“
    „Ja“, sagte sie und setzte sich aufs Bett in der Hoffnung, dass auch die dritte Sache so geschäftsmäßig abgehakt werden könnte wie die ersten beiden. Diese Hoffnung machte er zunichte. Zwar kam er zu ihr und setzte sich neben sie, aber die Art, wie er zögerte, ließ sie befürchten, dass er jetzt etwas Komplizierteres auf dem Herzen hatte. Wie aus heiterem Himmel fielen ihr Morawenas Paradies-Strahlen ein. Da wurde ihr heiß und kalt vor Schreck und sie wusste beim besten Willen nicht, wie sie es hätte ansprechen können. Musste sie aber auch nicht, denn nun ergriff er das Wort:
    „Es ist mir klar, dass du jetzt bestimmt nicht darüber sprechen möchtest, aber ich muss wissen, ob du mit Männern schon schlechte Erfahrungen gemacht hast, insbesondere mit Edon, denn sein Tod und seine Todesart legen nahe, dass du eine Rechnung mit ihm offen hattest.“
    Keine Paradies-Strahlen. Sie war so erleichtert, dass sie weit fröhlicher antwortete, als es dem Thema Edon angemessen gewesen wäre.
    „Ich hätte ihm und seinen Freuden sehr viel mehr vorzuwerfen gehabt, wenn Sistra nicht im letzten Moment aufgetaucht wäre. Es stimmt, dass ich ihn deswegen nicht leiden konnte und für einen Moment sehr rachsüchtig geworden bin. Der Moment hat Edon nicht gut getan und wahrscheinlich sind wir jetzt mehr als quitt. All meine anderen schlechten Erlebnisse mit Männern, dass sie mich in ihre Köpfe stecken und so etwas, das hat mich für die Liebe nicht verdorben, glaube ich. War es das?“
    „Nein, noch nicht ganz.“
    Es wurde also noch komplizierter.
    „Wir beide wissen“, sagte er vorsichtig, „dass du auf Angriffe sehr allergisch reagierst. Und auf Verletzungen jeglicher Art.“
    Sie sah ihn erstaunt an, ihr Kopf arbeitete schnell und langsam zugleich und dann auf einmal glaubte sie zu begreifen.
    „Willst du mir jetzt allen Ernstes unterstellen, dass ich auf dich losgehe, wenn es nicht gut klappt? Weißt du, wie oft ich das schon mitgemacht habe? Wenn es jemanden gibt, der sich mit Entjungferungen auskennt, dann bin das ja wohl ich!“
    Das rutschte ihr so heraus, aber noch während sie es sagte, kam ihr zu Bewusstsein, dass es womöglich taktlos war, Hunderte von vergangenen Liebesleben ins Feld zu führen. Ob taktlos oder nicht, es verschreckte ihn nicht. Auf seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit.
    „Ich vergaß“, sagte er.
    „Nicht dass du denkst, ich hätte meine Erinnerungen studiert“, sagte sie jetzt schnell. „Ich mache lieber einen Bogen darum, schließlich will ich Niko nicht zu nahe treten. Aber dass es meistens nicht so zugeht wie in einem Tildo Jahn-Film, das weiß ich doch.“
    „In was für einem Film?“
    „Egal. Bist du jetzt unbesorgt?“
    „Falls du es genau wissen willst, nein.“
    Er nahm ihre Hand, legte sie in seine und zeigte darauf. Es war eine kleine, schmale und sehr zerbrechlich aussehende Hand im Vergleich zu seiner.
    „Siehst du das? Ich befürchte eigentlich nicht, dass du mir spontan dein Messer zwischen die Rippen jagst, aber sollte es auf irgendeine Weise

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