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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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normalerweise. Wenn wir das Glück hätten, jeden Tag zusammen zu sein, dann könnte ich dir eine Menge Katastrophen aufhalsen und es würde mir besser gehen. Für dich wäre das nicht so schön, aber wie ich dich kenne, würdest du es in Kauf nehmen. Ich wäre auch bereit, mir im Gegenzug deine Katastrophen anzuhören. Vielleicht würdest du sogar darüber reden.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich meine, dass ich an deiner Stelle sehr viel jammern würde. Das hast du aber noch nie getan. Du nimmst immer alles so hin. Wovon lebst du eigentlich gerade? Der Kleidung nach treibst du dich nicht auf der Straße herum, sondern gehörst zu einem Haushalt. Deine Hände sehen so aus, als ob du viel arbeitest. Es wundert mich, denn ich dachte, du neigst zu müßigeren Existenzen.“
    „Du hältst mich für faul?“
    „In Antolia teilt man die Leute gerne in drei Gruppen ein. Die einen basteln wie besessen an einem Teleskop herum, bis es perfekt ist, und die anderen starren durch dieses Teleskop wie besessen in den Nachthimmel, bis sie dort finden, was sie gesucht haben. Dann gibt es noch diejenigen, die keine Notwendigkeit sehen zu basteln oder den Nachthimmel zu erforschen. Sie mögen kaputte Teleskope genauso wie perfekte und den Nachthimmel finden sie schön, ob da nun Sterne sind oder nur Wolken. Besessen sind sie sowieso. Man sollte sie in Ruhe lassen, statt ihnen eine bestimmte Aufgabe aufzudrängen, denn dann bewegen sie sich nachtwandlerisch auf ihre eigene Mitte zu. So sieht man das in Antolia. Jeder Mensch hat diese drei Neigungen in sich, aber eine davon ist meist besonders ausgeprägt. Ich muss dir nicht sagen, wie ich dich einschätze.“
    „Ich glaube, meine Herrschaft füttert mich nicht lange durch, wenn ich nur noch auf meine Mitte zutreibe.“
    „Bestimmt nicht, aber früher ist es dir auch gelungen, satt zu werden, ohne deine hübschen Hände zu schinden. Von mir aus kannst du sie gerne schinden, ich wundere mich nur über den Gesinnungswandel.“
    „Am Anfang wollte ich weglaufen, aber dann bin ich doch geblieben, weil ich mich dort sicher fühle. Vielleicht will ich meine Mitte gar nicht finden. Wer weiß, was dabei herauskäme. Am Ende würde ich bei den Ganduup landen! Was für ein Typ bist du? Einer, der die Sterne anstarrt?“
    „Ich würde ganz gerne die Sterne anstarren, bin aber mehr denn je dazu verdonnert, Teleskope zu basteln. Das Schlimme daran ist, dass ich das nicht gut kann. Ich mühe mich ab und das Ergebnis ist fragwürdig. Aber Legard kann gut Teleskope bauen, er ist ein Meister, und noch dazu genügt ihm ein kurzer Blick in den Himmel, um sämtliche Wahrheiten darin abzuklopfen. Das ist sehr hilfreich. Ohne ihn wäre ich schon lange untergegangen.“
    Er entließ sie aus seinen Armen, obwohl ihr das gar nicht so recht war, und schloss die letzten Ösen und Haken.
    „Hättest du es lieber süß oder salzig?“
    „Beides“, sagte sie.
    „So ist es recht. Es würde mir leid tun, wenn ich dir den Appetit verschlagen hätte.“
     
    Den Weg zum See verbrachte Elsa zum größten Teil essend. Nicht nur, weil das Innere der Dauerfutter-Päckchen unerwartet fantastisch schmeckte, sondern auch, weil die normale Welt gerade so verwirrend war. Die Liebe hatte ihr Inneres komplett durcheinandergewirbelt und sie war immer noch damit beschäftigt, sich selbst wieder zusammenzusetzen. So wie vorher würde sie nie wieder werden und das verursachte ihr ein wackliges Gefühl in den Beinen. Rund um sie herum war alles beim Alten und das war komisch. Besonders komisch war der sichtbare Abstand zwischen ihr und Anbar. Es war kein allzu großer, aber er erinnerte sie doch an früher, und das verunsicherte sie. Da genügte es nicht, dass sie ohne feste Schuhe einen abschüssigen Pfad hinabstieg, in der einen Hand eine Dauerfutterdose, in der anderen Hand ein angebissenes Plätzchen, aus dem etwas Eigelbartiges quillte – sie war trotzdem noch nicht abgelenkt genug. Daher beschloss sie, ihre Unsicherheit zu überspielen, wie sie es gewohnt war, nämlich indem sie ihn mit Fragen löcherte.
    „Warum isst du immer so wenig?“, fragte sie. „Hast du Angst um deine gute Figur?“
    „Nein, ich bin nur sehr verwöhnt“, erklärte er. „Außerhalb der Hochwelten muss ich mir das Essen reinzwingen.“
    „Was würde passieren, wenn du Fleisch essen müsstest?“
    „Diese Frage hat meine Cousinen auch sehr interessiert, als ich meine ersten Ferien bei ihnen verbracht habe.“
    „Oh, ich ahne

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