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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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hatte zwei Henkel und einen Pfropfen aus Gummi.
    „Wo kommt das alles her?“, fragte sie „Benutzt ihr in Antolia uralte, verrostete Campinglampen?“
    „Mein Vater bringt immer alles Mögliche aus unaufgeklärten Welten mit, weil er sich für den Kram begeistert. Meine Mutter tut, was sie kann, damit die Sachen nicht in ihren Räumen, sondern in Ruinen, Gartenhäusern und Museen landen. Alles, was hier unten steht und oben in der Ruine herumliegt, stammt nicht aus Antolia.“
    „Auch nicht die bestickte Bettwäsche mit den grünen Blättern?“
    „Die ganz bestimmt auch nicht.“
    „Aber du hast gesagt, deine Mutter hätte dafür gesorgt, dass sie es in der Ruine gemütlich findet.“
    „Sie hat das Klima verändert. Es wäre sonst viel feuchter und modriger da oben, nach den langen Wintern.“
    „Das macht man einfach so bei euch? Man ändert das Klima?“
    „Man muss es schon können. Sie kann es, weil sie empfindliche Pflanzenräume erforscht. Man könnte auch sagen, dass sie ein Segerte für ganz bestimmte Wälder ist. Wenn in Antolia ein wertvoller Wald plötzlich krank wird oder sich verändert, dann wird sie gerufen, um ihn zu untersuchen und zu heilen. Deswegen kann sie auch Klima-Tricks anwenden, ohne etwas kaputt zu machen.“
    Elsa hielt die Lampe höher und ging an Anbar vorbei, um noch einen gründlichen Blick auf die unaufgeklärten Dinge zu werfen, die Anbars Vater sammelte.
    „Was passiert, wenn ein Archäologe in tausend Jahren all dieses Zeug findet?“
    „Er wird es nicht finden, denn es wird rechtzeitig verschwunden sein. Natürlich sind solche Souvenirs verboten, falls du das meinst, aber Außengänger, die vorbeikommen und es beanstanden könnten, haben die Hochwelten schon lange nicht mehr übrig.“
    Die Fledermäuse waren gerade wieder zur Ruhe gekommen und hatten es sich unter der Höhlendecke gemütlich gemacht, da wurden sie wieder aufgeschreckt, weil Elsa und Anbar auf den Pfad zurückkehrten. Es war jetzt viel einfacher, über die Wurzeln zu steigen. Elsa musste nur die Lampe vor sich halten und nach unten sehen.
    „Die tollen Anturs“, sagte sie, das Gespräch von vorher wieder aufnehmend, „das sind also die ohne Beinamen.“
    „Ja, und das Schlimmste, was einem Antur ohne Beinamen passieren kann, ist, dass er oder seine Kinder plötzlich Beinamen verpasst bekommen. Es ist ein Absturz in die Gewöhnlichkeit.“
    „Was dir aber nicht droht?“
    „Nein. Selbst wenn sie mich eines Tages in die Wüste jagen, wird mir ein Beiname erspart bleiben.“
    „Beruhigt dich das?“
    „Ich weiß es nicht zu schätzen, sollte es aber schätzen. Ich habe mir sagen lassen, dass es sehr hart ist, wenn man keine Aufmerksamkeit bekommt und um Anerkennung kämpfen muss.“
    „Musstest du das nie? Leimsel hat gesagt, du hättest mit sechzehn überhaupt nicht in den Rat gepasst. Alle seien der Meinung gewesen.“
    „Alle außer Torben. Ich habe immer gehofft, dass er aufgibt und mich nach Hause schickt, stattdessen hat er mich gedrillt und herumgereicht, damit ich was lerne.“
    „Du hast nicht protestiert?“
    „Kaum. Ich gebe zu, es war mir peinlich, von den Ratsmitgliedern immer so schräg angeguckt zu werden, darum habe ich guten Willen gezeigt und Torbens Anweisungen befolgt.“
    „Also musstest du doch um Anerkennung kämpfen.“
    „Dass ich gekämpft hätte, wäre stark übertrieben. Ich dachte, ich sitze es aus. Lasse alles über mich ergehen, auch langweilige Bergwerksführungen. Es kam mir nicht darauf an, dass der Rat etwas von mir hält, sondern dass mir diese Blicke erspart bleiben. Hätte Torben die Geduld mit mir verloren und mich zum Teufel geschickt, wäre das auch in Ordnung gewesen. Stattdessen stürze ich ab, überlebe es mit Ach und Krach und bekomme danach einen Heiligenschein verpasst. Ich konnte seitdem machen, was ich will, es wurde mir immer als Verdienst ausgelegt. Ich frage mich manchmal, wann der gute Wille der Leute aufgebraucht ist. Vielleicht, wenn wir Antolia räumen.“
    „Oder wir hier ertappt werden.“
    „Tun wir lieber so, als bestünde diese Möglichkeit gar nicht.“
    Sie kamen schneller ans Ende des Pfades als auf dem Hinweg. Als Anbar den Krug auswusch und mit Wasser füllte, entdeckte Elsa auf dem See eine einzelne schwarze Ente. Sie schwamm durch ein Meer von Sternen, Runde für Runde, unter dem Himmel und über dem Himmel. Sie war nur eine Ente, aber hatte alle Zeit der Welt. Sie konnte auch morgen dort schwimmen, wenn sie wollte, und

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