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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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übermorgen.
    „Macht es dir keinen Spaß, berühmt zu sein?“, fragte Elsa. „Es muss doch etwas wert sein, wenn einen alle toll finden.“
    „Ich behaupte gerne, dass ich es lästig finde, aber natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Meine Freunde halten mir gerne vor, dass ich sehr schnell ein sehr dummes Gesicht machen würde, wenn sich keiner mehr für mich interessieren würde.“
    „Haben sie recht? Würdest du?“
    „Ich fürchte, ja. Vor allem würde ich darüber schimpfen, dass die anderen Berühmtheiten alles in den Sand setzen, während ich unberühmt bin und nichts zu sagen habe.“
    „Du hast gerne was zu sagen, oder?“
    „Ich bin es gewohnt. Ich könnte mich nur schwer umgewöhnen.“
    „Gib es doch zu! Du gehörst gar nicht zu der netten Sorte, die selbstvergessen durchs Teleskop in den Himmel starrt.“
    „Sondern?“
    „Wachst lieber darüber, dass die anderen ihre Teleskope richtig bauen und fleißig im Himmel nach tadellosen Antworten suchen.“
    „Es ist nicht ganz so schlimm, glaube ich. Aber tatsächlich kann ich nur schwer zusehen, wenn jemand ein verkorkstes Teleskop auf Regenwürmer richtet. Dann muss ich meinen Senf dazu abgeben.“
    „Bist du dir immer sicher?“, fragte sie. „Dass Torben im Unrecht ist und du im Recht?“
    Er schloss den Krug mit dem Pfropfen und stand auf.
    „Ich bin mir oft unsicher, was das Richtige ist, aber ich bin mir ab einem bestimmten Zeitpunkt sehr sicher gewesen, dass Torben nicht gut genug ist. Moralisch nicht gut genug.“
    „Aber zu dem Zeitpunkt warst du noch grün hinter den Ohren?“
    „Ja, sehr grün nach antolianischer Auffassung.“
     
    Sie verließen den See und machten sich an den Aufstieg zur Ruine. Elsa hielt weiterhin die Lampe. Unter den Bäumen, außerhalb des Lichtscheins, war die Nacht schwarz. Das Licht schaukelte, während Elsa voranging, von Anbar dicht gefolgt.
    „In den Zwanzigern wird man noch nicht ernst genommen“, erklärte er. „Aber die Leute kennen mich schon lange und ich hatte den Helden-Bonus, deswegen haben sie mir zehn, zwanzig Jahre Vorschuss gegeben. Dann kamen Legard und Orzean dazu, die noch jünger sind als ich, was dazu geführt hat, dass Jugend neuerdings sehr angesagt ist in Antolia.“
    „Wer ist Orzean? Den kenne ich gar nicht.“
    „Orzean ist eine Frau. Sie ist meine zweite Stellvertreterin.“
    „Oh“, sagte Elsa. Eine Frau. Es war ja auch naiv zu glauben, eine Partei bestünde nur aus Männern. Aber es hätte ihr besser gefallen.
    „Wie ist sie denn so?“, fragte Elsa. „Ist sie schön?“
    „Die meisten Menschen in Antolia sind schön, das trifft auch auf sie zu.“
    „Ist sie klug? Lustig, geistreich?“
    „Ja, natürlich. Sonst hätte sie den Job nicht.“
    Elsa konnte nicht umhin, das bedauerlich zu finden. Obwohl sie doch wusste, dass er nicht hier wäre bei ihr, in einer einsamen Welt bei Lampenschein unter einem sternenreichen und mondlosen Himmel, wenn er Orzean großartiger fände als sie.
    „Bist du nie auf die Idee gekommen, dich in sie zu verlieben?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Da würde ich ja komplett wahnsinnig werden, wenn ich mich in alle schönen, klugen, lustigen und geistreichen Menschen verlieben würde. Weißt du, wie viele es davon in Antolia gibt?“
    „Viele, ja. Aber du kennst Orzean wahrscheinlich besonders gut.“
    „Vielleicht beruhigt es dich, dass sie seit einiger Zeit einen Freund hat. Wir nehmen es jedenfalls stark an, Legard und ich. Legard glaubt sogar zu wissen, wer es ist. Ein Mitglied der Mehrheit. Aber Orzean ist wirklich sehr klug und eine treue Seele, deswegen bin ich sicher, dass die Angelegenheit der Mehrheit mehr schadet als uns. Eines Tages könnte sie den Mann dazu bringen, zu uns überzulaufen. Dann wird Torben ein langes Gesicht machen, denn der Kerl ist einer seiner persönlichen Berater.“
    „So seid ihr also! Sie wickelt Torbens Berater ein und du schmeichelst dich bei seinem Stellvertreter ein.“
    „Ah, Romer hat sich bei dir beklagt.“
    „Oh ja. Über eure Kunst und eure verdorbenen Bräuche und über Helion, der dich so bedrängt, dass Romer das Essen nicht mehr schmeckt.“
    „Ich muss mich nicht bei Helion einschmeicheln, wir sind noch Freunde aus der Zeit, als ich zur Mehrheit gehört habe. Es ist für Außenstehende wie Romer gewöhnungsbedürftig, aber Gesten der Zuneigung sind in Antolia sehr körperbetont. Es stimmt auch, dass Helion es gerne mal übertreibt, aber er darf das, denn ich mag ihn.

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