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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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etwas falsch verstanden. Das hat ihn sehr gekränkt und enttäuscht.“
    „Kann er sich das eingebildet haben?“
    „Tja, Sistra meint, dass unsere Mutter ein bisschen mit Edon herumgeturtelt hat und dass Anbar, typisch antolianisch, einfach nicht begreifen konnte oder wollte, dass seine angebetete Tante dem Bruder ihres Mannes schöne Augen macht.“
    „Glaubst du das auch?“
    „Ich habe keine Ahnung. Was ich ganz bestimmt glaube, ist das, was Anbar mir sonst noch über Onkel Edon erzählt hat. Nämlich dass er Anbar, der damals neun oder zehn Jahre alt war, scheußliche Dinge angedroht hat. Er hat Anbar nie angerührt, aber was er angeblich mit ihm machen wollte, wenn er sich nicht wegschere, war so furchtbar, dass Anbar vor Angst nicht schlafen konnte, wenn Edon über Nacht im Haus war. Nun kann man wieder sagen, dass ein antolianisches Kind sehr leicht zu verschrecken ist und vieles missverstehen kann. Seit ich denken kann, haben Anbar und Sistra darüber gestritten, ob Edon ein Schwein ist oder nicht. Ulissa und ich sind mit diesen Streits aufgewachsen, ohne jemals mit unserer Mutter darüber sprechen zu können, denn die lebte ja nicht mehr. Dann auf einmal änderte sich alles.“
    Amandis hörte auf zu reden und machte ein finsteres Gesicht.
    „Ja? Was änderte sich?“
    Amandis erlaubte sich einen lang gezogenen Seufzer und sagte:
    „Es kam heraus, dass Mora ein Rabe war und Sistra brachte sie in diesem grässlichen Käfig mit nach Hause. Das war schon schlimm genug. Aber dann hat Anbar von Sistra erfahren, dass unsere Eltern immer versucht haben, Morawena zu schützen. Kaum hatte er es gehört, wurde ihm die Wahrheit klar oder das, was er dafür hielt. Er glaubte jetzt zu wissen, warum meine Mutter damals alles abgestritten hatte. Denn er vermutete, dass Edon meine Mutter unter seiner Kontrolle hatte. Irgendwie hatte er herausbekommen, dass Mora ein Rabe ist, und mit einem Mal hatte er die Antolianerin mit dem eisernen Willen, die ihn früher immer abgelehnt hatte, in der Hand. Er konnte sich an sie heranschmeißen und sie musste es erdulden. Das war die stille Übereinkunft, davon war Anbar überzeugt. Lian Reling ließ sich von Edon Weiss befummeln und der hielt dafür die Klappe, obwohl es seine Pflicht gewesen wäre, alle Möwen über Moras Natur zu informieren. Sistra hielt das natürlich alles für Quatsch und wurde stinkwütend, als Anbar damit ankam.“
    Elsa hörte aufmerksam zu.
    „Was glaubst du? Wer hat r echt?“
    „Woher soll ich das wissen?“, fragte Amandis zurück. „Ich möchte glauben, dass Anbar Unrecht hat. Doch sein Hass auf Edon wäre dann sehr übertrieben. Du weißt wahrscheinlich, dass Anbar sehr gutmütig ist, so wie alle Antolianer. Er hat für fast jedes Monster Verständnis, er verdammt niemanden vollkommen. Niemanden außer Onkel Edon. Den hat er auf ewig gefressen. Gerade weil er ihm das Schlimmste zutraute, befürchtete er, dass Edon eines Tages zu weit gegangen sein könnte. Dass er das Glück meiner Mutter auf eine Weise vernichtet hat, die womöglich sogar zu ihrem Tod geführt hat. Dazu, dass sie Ulissas Geburt nicht überlebte. Natürlich stimmt es, dass meine Mutter gelitten hat, während sie mit Ulissa schwanger war. Sistra gibt zu, dass sie unglücklich war. Sie war teilnahmslos, abgestumpft und irgendwie trüb. Auf eine Weise traurig, die überhaupt nicht zu ihr passte. Aber vielleicht ahnte sie, dass sie krank war und die Schwangerschaft ihr Leben ernsthaft bedrohen könnte. Es könnte auch andere Gründe gehabt haben, von denen wir nichts wissen. Jedenfalls möchte niemand von uns glauben, dass Edon an allem schuld ist.“
    „Was hat Ulissa geglaubt?“
    „Ulissa und Edon waren ihr Leben lang Feinde. Wann immer die beiden zusammen in einem Zimmer waren, hat es geknallt. Denn Onkel Edon war der Ansicht, dass Kinder gehorchen müssen und nicht widersprechen dürfen. Aber Ulissa hat noch nie in ihrem Leben gehorcht und immer widersprochen, vor allem ihm. Er wollte sie klein kriegen und sie hat ihn mit allen Mitteln bekämpft. Einmal hat sie ihm Glasscherben ins Essen gerührt, danach hat er sie so verprügelt, dass sie drei Tage lang nicht mehr sitzen konnte. Als Anbar auf die Idee kam, dass Edon unsere Mutter erpresst haben könnte, hat sie es sofort geglaubt. Sie hatte überhaupt keinen Zweifel daran, dass ihr verhasster Onkel bei der Frau seines Bruders abgeblitzt war und dann die niederträchtigsten Mittel angewendet hatte, um zu bekommen, was er

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